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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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nachdem sie den Abstand zwischen uns in absoluter Rekordzeit überbrückt hatte. Ihre Ohrfeigen waren alles andere als himmlisch.
    »Unter normalen Umständen hätte ich Ihnen gerne die Hand geschüttelt«, erwiderte ich kalt. Es dauerte eine Weile, bis die Welt aufhörte, sich zu drehen.
    »Normalerweise werde ich allerdings nicht entführt und an einen Stuhl gefesselt.«
    Lächelnd zwang sie mich, sie anzusehen, indem sie mir ihre stahlharten Fingernägel in die Wange stieß. Ein heißer Schmerz brodelte hinter meinen Augen.
    »Fast könntest du mir leidtun, kleine Grace. Eine arme kleine Fängerin, die leider viel zu ehrgeizig war und sich total übernommen hat. Keine Freunde auf dieser Welt, keine Liebe. Fast könnte ich vergessen, was du bist. Eine Fängerin, nichts weiter. Noch dazu eine, die den Mörder bei sich beherbergt.«
    Mit diesen Worten ließ sie meinen Kopf los und begann, um meinen Stuhl herumzutigern. Nichts war zu hören, außer dem Klackern ihrer Pumps und dem Rasseln meines Atems.
    »Wir erledigen, genau wie ihr, nur die Aufgabe, die Gott uns aufgetragen hat«, brachte ich mühsam hervor, und es folgte ein harter Faustschlag in meine Magengrube. Selbst ihre Schläge platzierte Blondie perfekt.
    »Ihr habt euch von Gott abgewandt, als ihr angefangen habt, mit den Gefallenen zu paktieren!«, rief sie aus und holte erneut zum Schlag aus, hielt sich dann jedoch zurück und begann, hysterisch zu lachen.
    »Nein, auf dieses Niveau lasse ich mich nicht herab.«
    Oh Himmel, sie war doch wohl nicht auch noch schizophren, oder? Erschreckenderweise war mir selbst Cassriel sympathischer.
    »Und Gott hat euch befohlen, uns auszulöschen?«, fragte ich hämisch. Gott liebte alle seine Kinder, vielleicht liebte er sogar die Gefallenen. Blondie schnappte nach Luft und Chip hörte auf, durch den Raum zu gehen. Er blickte mich konsterniert an, während Chap neben meinem Stuhl ebenfalls nur ein Luftschnappen von sich gab.
    »Ich habe doch gesagt, ihre Worte sind Gift!« ertönte ihre Stimme nun zwei Oktaven höher, jedoch ohne dabei wie Minnie Mouse zu klingen.
    Ihre Argumente hatten sicherlich keinen Preis verdient, so viel stand fest. Mit strengem Blick taxierte sie mich.
    »Es ist ganz einfach, Teuerste. Da ich keinerlei Interesse an dir oder deinen giftigen Worten hege, werde ich mich kurzfassen. Du wirst uns die Pläne des Instituts mitteilen und uns eure Mitwirkung am Engelsmord des Angeklagten Matthew Delaware erläutern. Wenn du dich kooperativ zeigst …«
    »Wie bitte? Welche Mitwirkung? Ich verstehe nicht …«
    »Wenn du dich kooperativ zeigst«, unterbrach sie mich, diesmal bestimmter, »wird dir ein schneller und schmerzloser Tod zuteil …«
    »Ich verlange zu erfahren, was dem Institut von London vorgeworfen wird«, hielt ich dagegen, mit aller Inbrunst und Würde, die ich aufzubringen imstande war.
    Gaiya schnaubte überrascht.
    »Matthew Delaware wird vorgeworfen …«
    »Setzt ihr das Institut nun mit einem einzigen Fänger gleich, noch dazu mit einem, der seinen Dienst quittiert hat? Ich frage mich, wieso ich in diesem Fall auf diesem Stuhl sitze.«
    Wenngleich ich mir wirklich nicht wünschte, dass Matt an meiner Stelle in dieser verdammten Situation wäre, musste ich erfahren, was genau uns vorgeworfen wurde, um richtig reagieren zu können. Und sei es nur, um Zeit zu schinden. Zeit für was? Sie hatte recht. Ich war allein. Es würde Stunden dauern, bis Liza mein Verschwinden bemerken würde, und weitere Stunden, bis man mich gefunden hätte. Wenn man mich überhaupt finden würde.
    »Madame, Grace Darcy hat recht.« Der jüngere, etwas freundlichere Engel erhob die Stimme, die ziemlich zittrig klang.
    »Schweig, Hachael«, zischte die Himmelstochter, und sofort senkte ihr himmlischer Bruder Vergebung suchend den Kopf.
    »Zweifellos folgen die Institute nicht länger den Wegen des Herrn. Sie töten wahllos und üben Selbstjustiz. Seit der folgenschweren Eskalation in Deutschland sollte doch klar sein, dass die Institute nicht länger in der Lage sind, den wachsenden Aufgaben gerecht zu werden.«
    Ich presste die Zähne hart aufeinander, um nicht aufzuschreien, konnte es dann aber doch nicht länger unterdrücken.
    »Die Einzigen, die Selbstjustiz üben, seid ihr! Nur weil es euch nicht passt, dass wir uns mit den Gefallenen mehr oder weniger arrangiert haben, und ihr verhindern wollt, dass unsere Zusammenarbeit weiterhin besteht, sucht ihr verzweifelt nach Gründen, uns anzugreifen. Was wir

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