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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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am Bein und einer Platzwunde am Kopf. Den Unfall hatte ich überlebt, das ersehnte Sommerfest jedoch verpasst. Es war außerdem der Todestag meiner Eltern, die bei jenem schrecklichen Unfall ums Leben gekommen waren.
    »Soll das heißen, dass du … ?« Ich trat einen Schritt zurück, versuchte zu begreifen.
    »Ich war da, Kara.« Er überbrückte die Distanz zwischen uns. »An Mias Geburtstag und auf dem Sommerfest, als ihr den Unfall hattet. Erinnerst du dich an Mias Abschlussfeier?«
    Ich nickte. Mein Hals fühlte sich trocken an, und mir war auf einmal warm und kalt zugleich.
    »Damals hatte ich einen Motorradunfall und konnte nicht zur Party kommen«, erklärte er und deutete dabei auf die kleine Narbe an seiner Stirn. Ich erinnerte mich noch genau an diesen Tag. Ich war so stolz auf meine große Schwester gewesen und konnte es kaum erwarten, selbst endlich den Abschluss in der Tasche zu haben und aufs College zu gehen. An diesem Abend wollte Mia mir einen Schulfreund vorstellen, von dem sie mir schon seit Längerem vorgeschwärmt hatte. Sie war damals bereits mit Jeremy zusammen und ich wusste, dass das ihre Art war, mich wieder einmal gegen meinen Willen zu verkuppeln. Doch besagter Schulfreund war nicht aufgetaucht. Erst später erfuhr ich von dessen Unfall.
    »Ich war die ganze Zeit da, Kara.« Noah legte seine Hände auf meine Schultern, zwang mich, stehen zu bleiben und nicht weiter zurückzuweichen. »Wir haben uns nie getroffen, bis auf … «
    »Bis auf das eine Mal, bevor ich gestorben bin«, beendete ich seinen Satz mit einem heiseren Flüstern.

7
    Während der Heimfahrt schwiegen wir. In meinem Kopf jagte so vieles wild durcheinander, dass ich überhaupt keinen klaren Gedanken mehr fassen konnte. Außerdem war es bereits spät und ich unheimlich müde. Meine Beine waren schwer und mein Kopf schmerzte. Es war einfach zu verlockend, den Kopf gegen die Scheibe zu lehnen, die Augen zu schließen und an nichts mehr zu denken.
    Ich saß in Noahs Auto, da mein eigenes Fahrzeug noch vor Mias Haus stand. Wir würden es später abholen. Morgen. Irgendwann. Im Moment konnte es mich kaum kümmern.
    Die leise Musik aus dem Radio, der weiche Sitz und nicht zuletzt Noahs Nähe trugen dazu bei, dass ich langsam eindöste.
    Eine sanfte Stimme weckte mich kurze Zeit später. Ich öffnete blinzelnd die Augen und blickte in Noahs Gesicht. Er lächelte, was mich ebenfalls dazu verleitete, ihn anzulächeln.
    »Wo sind wir?«, murmelte ich und fuhr mir mit den Händen über Gesicht und Augen.
    »Bei dir zu Hause.« Noah hob die Hand und strich mir zart über die Wange. Ich schloss die Augen, als seine Fingerspitzen meine Haut berührten. Es war nur eine Sekunde, nur ein Moment, doch konnte ich die flüchtige Berührung selbst dann noch fühlen, als er seine Hand bereits zurückgezogen hatte.
    Ich atmete langsam aus und öffnete meine Augen. Vor mir lag ein hübsches Reihenhaus, das mir – wie alles andere in meinem neuen Leben – gleichermaßen fremd und vertraut vorkam.
    Ich löste den Sicherheitsgurt und stieg aus. Die kühle Nachtluft ließ mich schaudern und Noahs Jacke enger um mich schlingen.
    Er begleitete mich bis zur Haustür. »Also … «, begann er, was mich unwillkürlich lächeln und an unser Gespräch im Café denken ließ. Waren seither wirklich nur wenige Stunden vergangen? Mir kam es eher vor wie ein halbes Leben.
    »Gute Nacht, Kara«, sagte er leise, die Hände wieder in den Hosentaschen vergraben. Erst jetzt fiel mir auf, wie groß er eigentlich war und dass er mindestens genauso müde aussah, wie ich mich fühlte. Der Tag war auch für ihn anstrengend gewesen. Kein Wunder, er war mir ständig hinterhergejagt und hatte versucht, mir Dinge zu erklären, die eigentlich nicht erklärbar waren. Kein Mensch konnte so etwas begreifen.
    »Noah?« Ich wusste nicht, wie ich ihn darum bitten sollte, aber ich konnte auf einmal nicht allein sein. »Willst du vielleicht … also … « Ich verhaspelte mich und schaute verlegen weg. »Ich bin sicher, ich habe irgendwo da drin eine bequeme Couch. Also, wenn du vielleicht bleiben willst?«, versuchte ich es noch einmal. Erst nach ein, zwei Sekunden wagte ich es, in sein Gesicht zu schauen.
    Er wirkte überrascht, doch sehr schnell erschien ein erfreutes Grinsen auf seinem Gesicht, das so viel Wärme ausstrahlte, dass mein Herz unweigerlich schneller schlug. Ich räusperte mich leise.
    So wie mit dem Äußeren meines neuen Zuhauses verhielt es sich auch mit dem

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