5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)
Herz schneller schlug, als sie die Frage stellte. Würde er sie jetzt auslachen? Aides setzte zu einem Lächeln an, und Corrie konnte sich nicht helfen, als noch ein wenig tiefer in seinen Augen zu versinken.
»Vielleicht aus einem früheren Leben?«
Er hätte einen Eimer kalten Wassers über ihr ausgießen können, Corrie hätte die gleiche Reaktion darauf gezeigt wie auf seine Antwort. Sie reckte ihr Kinn und funkelte ihn wütend an.
»Sehr lustig«, zischte sie, ehe sie ihm den Rücken zudrehte und ihn stehen ließ. Oder dies zumindest versuchte. Seine Hand schloss sich um ihren Unterarm, ehe sie einen Schritt von ihm weggehen konnte.
»Bitte, wenn ich Sie irgendwie gekränkt haben sollte, verzeihen Sie mir. Das war nicht meine Absicht.«
Corrie sah auf die Hand auf ihrem Arm, während erneut ein seltsames Gefühl der Vertrautheit sie ergriff.
Ich nehme dich sehr wohl ernst, das weißt du. Genauso wie du weißt, dass ich dich nie belügen würde.
Langsam wandte sie sich wieder zu ihm um, während sie darauf wartete, dass das Déjà-vu vorüberging. Hatte sie diese Worte wirklich einmal gehört? Oder stammten sie aus einem Traum?
»Wenn Sie mir sagen, was Sie so verärgert hat, verspreche ich Ihnen, es nie wieder zu tun.« Du weißt, dass ich dich nie belügen würde.
Corrie sah Aides noch einen Moment lang schweigend an, dann schüttelte sie den Kopf.
»Entschuldigen Sie. Es ist nur … Ich weiß nicht, wie viel Enid Ihnen von mir erzählt hat … « Sie wartete darauf, dass er ihr eine Antwort gab, doch als er sie einfach schweigend anblickte, seufzte sie und fuhr sich mit der freien Hand durchs Haar. Erst jetzt fiel ihr auf, dass er ihren Arm noch immer festhielt. Langsam ließ Aides seine Hand fallen, und Corries Blick fiel auf die Stelle, die er eben noch berührt hatte. Wieso wünschte sie sich seine Hand wieder zurück?
»Ich hatte einen Unfall. Mein Gedächtnis ist bis auf die letzten Monate völlig ausgelöscht.« Ihre Worte erschraken sie selbst. Dieser Umstand war ein dunkles Geheimnis, das sie üblicherweise für sich behielt, solange sie konnte, wenn sie jemanden traf. Doch diesem Mann, den sie gerade erst kennengelernt hatte, erzählte sie es so bereitwillig, als gehörte er schon ewig und ganz selbstverständlich zu ihrem Leben.
»Das tut mir leid.«
»Das muss es nicht«, beeilte Corrie sich zu sagen und spürte schon wieder, wie sie rot wurde.
»Es … war ja nicht Ihre Schuld. Es ist auch nur so, wenn ich jemanden kennenlerne, kann ich mir nicht sicher sein, ob ich der Person schon einmal begegnet bin, und ich weiß, wie es klingt, danach zu fragen, aber ich hatte dieses Gefühl, dass Sie mich an jemanden erinnern und … ich plappere wie ein Wasserfall, entschuldigen Sie.« Corrie schlug sich die Hände vor den Mund und kam sich in diesem Moment unglaublich kindisch vor. Am liebsten wäre sie tief im Erdboden versunken. Doch Aides schüttelte nur lächelnd den Kopf.
»Bitte, entschuldigen Sie sich nicht. Ich höre Ihnen sehr gerne zu.«
Abermals schoss ihr das Blut in die Wangen, doch dieses Mal aus einem ganz anderen Grund als zuvor, das wusste Corrie. Wie war es nur möglich, dass sie ein Fremder so aus der Fassung brachte? Sie wusste es nicht, und so sehr sie auch darüber nachdachte, sie fand keine Antwort darauf. Ehe sie sich versah, war Mitternacht vorbei, die Partygäste begannen, Enids Wohnung zu verlassen, bis schließlich nur noch Corrie und Aides übrig blieben. Hatte sie wirklich Stunden nur mit ihm verbracht? Tatsächlich, ein Blick auf die Uhr ließ die Wahrheit nicht verleugnen.
»Ich denke, es wird auch für mich Zeit, zu gehen. Ich hoffe, ich sehe Sie wieder?« Aides griff zum Abschied nach Corries Hand. Während seine Augen sie ebenso gefangen zu halten schienen, wie es seine Hand tat, nickte Corrie nur stumm und zwang sich zu einem kleinen Lächeln. Ihn wiedersehen? Sie konnte es kaum erwarten, sie verstand sich selbst kaum mehr. Als er ihre Hand zu seinen Lippen führte und ihr einen kleinen Kuss auf ihre Fingerknöchel gab, suchte sie verzweifelt ihre Stimme.
»Es … es würde mich freuen, Sie wiederzusehen.«
Aides lächelte sie an und verabschiedete sich mit einem Nicken von Enid, ehe er die Haustür hinter sich schloss.
Corrie spürte benommen, wie Enid die Arme um sie legte und sie drückte.
»Na, habe ich zu viel versprochen? Ihr beide habt euch offensichtlich gut unterhalten. Worüber habt ihr denn geredet?«
Corrie zuckte mit den Schultern. Es
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