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5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition)

Titel: 5 Jahre - 5 Geschichten: Die besten Storys aus dem LYX-Schreibwettbewerb (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: e-book LYX
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… «, hauchte er dicht vor meinen Lippen und war mir wieder ganz nahe. Diesmal wusste ich, dass uns nichts mehr stören würde. Überkochendes Wasser, Telefonklingeln, sogar das Schrillen einer Alarmanlage würden wir jetzt ignorieren, um uns endlich in die Arme zu nehmen.
    Plötzlich spürte ich etwas Warmes auf meiner Oberlippe, dicht gefolgt von einem metallischen Geschmack in meinem Mund. Ich öffnete die Augen und sah Noah verwirrt an, der einen merkwürdigen Gesichtsausdruck hatte. Mit schnellen Schritten ging er zum Spülbecken, feuchtete ein Küchentuch an und wischte mir das Blut weg, das in einem kleinen Rinnsal aus meiner Nase lief. Erst jetzt bemerkte ich das Pochen in meinem Hinterkopf.
    »Ich … «, begann ich hilflos.
    »Schon gut«, unterbrach er mich leise, legte das Tuch beiseite und sah mich mit schmerzerfülltem Blick an. »Ich wusste vom ersten Moment an, als du an deinem Grab standest, wie du dich entschieden hast.«
    Meine Augen füllten sich mit Tränen. Ich hatte nicht gewollt, dass es so weit kam und er es auf diese Weise erfuhr.
    »Es tut mir so leid.«
    »Sch, nicht weinen … « Er nahm mich in die Arme und streichelte mich zärtlich.
    Ich schloss die Augen, als er mir einen Kuss auf die Stirn gab. Diesmal war es nicht Blut, das über meine Haut lief, sondern es waren Tränen. Ich genoss seine Nähe und hatte das Gefühl, ganz in seiner Umarmung zu versinken.
    Er hatte mich vor weiteren Anfällen gewarnt, bis ich irgendwann nicht mehr aufwachen würde. Warum es in meinem Fall so schnell ging, wusste ich nicht. Vielleicht hatten die anderen noch mit sich gekämpft. Im Gegensatz zu ihnen hatte ich den Tod mit offenen Armen willkommen geheißen. Und plötzlich erkannte ich, dass ich mir durch meine Entscheidung auch meine noch verbleibende Zeit verkürzt hatte.
    Es hatte sich so selbstlos und richtig angefühlt, meine Familie nicht vergessen zu wollen. Und ich hatte mich darauf gefreut, sie alle auf der anderen Seite wiederzusehen. Keine Sekunde hatte ich daran gedacht, was Mia oder Josh davon halten würden. Mir wurde plötzlich klar, dass sie sich womöglich nicht das für mich wünschten, was ich beabsichtigte. Ein komisches Gefühl beschlich mich. Hatte ich mich vorschnell für das Falsche entschieden?
    Noahs Herz schlug fest und schnell an meinem Ohr. Ich konnte seinen Geruch wahrnehmen, diesen Duft, der mich vom ersten Moment an eingehüllt und nie mehr losgelassen hatte. In Noahs Armen fühlte ich mich so sicher und geborgen, wie nie zuvor.
    Da traf es mich wie ein Blitzschlag: Ich wollte nicht sterben! Ich hatte einen riesigen, unverzeihlichen Fehler gemacht. Das, was mich mit Noah verband, war unendlich kostbar. Zwar hatte ich keine Ahnung, wie ich mich von meinem alten Leben lösen sollte, aber auf einmal wusste ich mit Bestimmtheit, dass ich nicht gehen wollte. Noah und ich hatten uns gerade erst gefunden. Ich wollte bei ihm bleiben.
    Das Pochen in meinem Hinterkopf nahm wieder zu. Im gleichen Moment lief erneut etwas Warmes über meine Lippen. »Noah … «
    Er ließ mich nicht los, keine Sekunde. Er blieb bei mir und hielt mich fest, bis ich außer seinem schnellen Herzschlag nichts mehr wahrnahm und eine vollkommene Schwärze mich umfing.

11
    Dunkelheit umhüllte mich, schloss mich ein wie in ein weicher, warmer Kokon. Ich rollte mich zusammen, genoss diesen Zustand absoluter Geborgenheit. Ich war frei von Gedanken, von Empfindungen, frei. Nur Wärme war da und das Gefühl, für immer sicher zu sein. Es gab nur einen Menschen, bei dem ich dieses Gefühl schon einmal so intensiv gespürt hatte …
    »Kara … «
    Das Wort drang wie durch dichte Nebelschwaden zu mir durch, schwebte neben mir in der Dunkelheit, doch es hatte keine Bedeutung, berührte mich nicht. Ich erinnerte mich nicht. Ich erinnerte mich an gar nichts.
    »Kara!«
    Wieder dieser Name, diesmal lauter, drängender. Er hallte in mir nach, brachte irgendetwas tief in meinem Inneren zum Klingen. Aber es war nicht das Wort, sondern die Stimme, die etwas in mir wachrief.
    Neugierig schaute ich mich um. Von der Dunkelheit um mich herum war nichts mehr übrig geblieben. Ich stand in einem Garten, der mir irgendwie vertraut vorkam. Das Gras kitzelte unter meinen bloßen Füßen. Als ich an mir hinabsah, registrierte ich eine einfache Jeans und eine weiße Bluse mit roten Flecken darauf. Wie kleine Blutstropfen.
    »Kara.«
    Ich blickte auf, sah in das Gesicht meiner Großmutter, und plötzlich war alles wieder da. Die

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