5 Tage im Sommer
auf ihrem Bon, holte sich ihren Aufschnitt an der entsprechenden Ausgabe und ging zwei Gänge weiter, um dem Maismann an der Kasse nicht nochmals zu begegnen.
Das merkwürdige Gefühl von vorhin war wieder da, von dem sie gehofft hatte, dass es nicht mehr wiederkehren würde. Instinktiv griff sie in die Tasche ihrer Shorts und suchte nach dem Armband. Es war noch da.
Glücklicherweise waren die Warteschlangen jetzt nicht mehr so lang, und Emily erreichte schnell die Kasse. Sie stellte ihre Einkäufe auf dem Transportband ab und verstaute sie in Tüten, sobald sie ihr auf der schrägen Ablage entgegengerutscht kamen. Sie war damit fast fertig, als sie bemerkte, dass der Maismann direkt hinter ihr an der Kasse stand. Sein Einkaufswagen war halb voll, ausschließlich mit Maiskolben. Mit akribischer Genauigkeit legte er jeweils drei Kolben nebeneinander auf das Transportband. Der Teenager an der Kasse, dunkel gebräunt mit Ringen an jedem Finger, verdrehte die Augen, und Emily nickte zustimmend. Sie wartete schweigend, bis die Kassiererin die Kreditkarte mit dem typisch ratschenden Geräusch durchgezogen hatte und die Maschine den Bon ausdruckte. Emily kritzelte ihre Unterschrift auf die Quittung und schob ihren Einkaufswagen dann in aller Eile zum Ausgang.
Es war eine Erleichterung, wieder im Freien zu sein und diesen seltsamen Mann hinter sich gelassen zu haben. Sie konnte es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen. Als ihr beim Öffnen der Kofferraumtür ein Schwall abgestandener Hitze ins Gesicht schlug, nahm sie sich vor, unbedingt noch einmal zu schwimmen. Vor ihrem geistigen Auge sprang sie in ihrem roten Badeanzug in den kühlen See. In ihren Ohren klang bereits das Gelächter ihrer Kinder.
Das Crescendo ihres Handyklingelns holte sie in die Gegenwart zurück. Sie grub in ihrer Tasche, fand das Telefon und nahm das Gespräch an.
»Sie haben unser Angebot akzeptiert!« Will war am Apparat.
»Was für ein Angebot?«
»Das ich gestern für das Haus gemacht habe. Ich wollte dir nichts sagen. Es sollte eine Überraschung sein.«
»Das ist es tatsächlich. Heißt das, dass du den Job bekommen hast?«
»Mein drittes Vorstellungsgespräch ist für Mittwoch angesetzt.«
»Aber Will …«
»Schatz, die laden mich nicht dreimal ein, wenn sie mich nicht wirklich haben wollen.«
»Ich finde nur, wir sollten mit dem Haus warten, bis du den Job definitiv hast. Du weißt doch, dass wir es uns nicht leisten können …«
»Häuser wie das gehen in null Komma nichts weg, Em. Es ist doch nur ein Angebot. Im schlimmsten Fall verlieren wir unsere Anzahlung, aber das sind nur ein paar tausend Dollar, und das Risiko ist es doch wert, meinst du nicht?«
»Wenn du den Job kriegst, dann schon.«
»Mach dir keine Sorgen, manchmal muss man eben mit hohem Einsatz spielen.«
Emily sah sein attraktives Gesicht mit den vielen Lachfalten vor sich. Sie spürte seine Zuversicht, seinen Mut, sich ins Ungewisse zu stürzen. Bisher waren sie immer wieder auf den Füßen gelandet.
»Ich weiß, Will, wer nicht wagt, der nicht gewinnt.« Sie lud die Eiscreme in eine schattige Ecke des Kofferraums.
»Mach dir keine Sorgen. Bevor wir keinen Vertrag unterschrieben haben, ist nichts endgültig. Und bis dahin wird sich auch entschieden haben, ob ich den Job bekomme.«
»Weißt du was?« Emily räumte mit ihrer freien Hand automatisch die Einkäufe in den Kofferraum: Toilettenpapier und Snacks. Milch und Aufschnitt. Zauberbecher. »Ich bin ja sicher, dass es klappen wird, das habe ich im Gefühl.« Sie wusste, wie sehr ihn das Haus in Brooklyn Heights mit seinen weitläufigen Zimmern und den stuckverzierten Decken reizte. Sie würden endlich genügend Platz für alle haben und darüber hinaus den Ausblick auf den East River, der sich um die Südspitze von Manhattan schlängelte.
»Genau, immer positiv denken«, sagte er. »Wo bist du gerade?«
»Auf dem Parkplatz vom Supermarkt. Und es ist so heiß hier.«
»Fahr nach Hause, Schatz. Gib den Kindern einen Kuss von mir. Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, bevor es hier richtig voll wird. Der neue Manager kommt ohne mich noch immer nicht zurecht.«
»Was können Sie mir heute empfehlen?«, fragte sie in dem Ton, in dem die Jungen immer die neuesten Witze erzählten.
»Wenn heute Montag ist …«
»… dann ist die Spezialität des Hauses wie immer Fisch!«
Beide lachten. Emily schlug den Kofferraum zu.
»Also gut, Liebster«, sagte sie. »Ich muss zurück zu Sarah. Wir reden
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