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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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unterhielten, diese Menschen schienen glücklich zu sein im Vergleich zu Janice Winfrey.
    Sie sprachen kein Wort miteinander, bis sie wieder im Auto saßen. Amy legte die Hände aufs Lenkrad. »Was tut er ihnen nur an?«
    »Das ist die Frage.« Geary kurbelte sein Fenster hinunter.
    Amy fuhr los. Die Klimaanlage lief, aber Geary ließ sein Fenster offen, um den Fahrtwind zu spüren und das Rauschen des Verkehrs zu hören. Amy erhob keinen Einwand. Sie empfand wohl dasselbe: Erleichterung, wieder draußen zu sein.
    Sie hatten die Brücke überquert und befanden sich wieder auf dem Cape, als ihr Handy läutete. Amy griff zwischen die Sitze und kramte in ihrer braunen Ledertasche. Geary fragte sich, was sie wohl alles darin haben mochte, denn sie brauchte ganze zwanzig Sekunden, um das Telefon zu finden. Und das, während sie am Steuer saß.
    Sie meldete sich und hörte zu. Ihr Blick blieb auf die Straße gerichtet, aber Geary war trotzdem unruhig. Er saß nicht gern als Beifahrer in einem Auto, dessen Fahrer telefonierte. Außerdem gefiel ihm auch der Ausdruck des Erstaunens auf Amys Gesicht nicht.
    »Wann?«, fragte sie und lauschte dann wieder. »Ist das sicher?«
    Ohne hinzusehen, warf sie das Handy zurück in ihre Tasche.
    »Emily Parkers Haar«, teilte sie ihm mit. »Die Spurensicherung hat die Übereinstimmung zwischen einem Haar aus dem Auto und einem aus ihrer Haarbürste festgestellt.«
    Geary verstand nicht. Wie konnten sie Haar in Robertsons Auto gefunden haben, wenn er noch gar nicht festgenommen worden war? »Ich dachte, wir wollten warten, ob er uns vielleicht zu ihr führt?«
    Amy gab Gas, als sie sich der Ausfahrt auf die Route 151 näherten.
    »Sie übertreten die Geschwindigkeit.« Geary lachte, aber sie wurde nicht langsamer.
    »Es war nicht sein Wagen«, sagte sie. »Es war der 47er Ford.«
    Der Wagen von Ragnatelli’s Vintage Automobiles, den sie beschlagnahmt hatten, nachdem Ragnatelli tot aufgefunden worden war.
    »Also war es nicht Robertson …«
    »Und es gibt noch eine Neuigkeit.«
    Amy schwenkte in die Ausfahrt. Geary musste sich am Armaturenbrett festhalten, um nicht auf sie draufzufallen.
    »CLIS hat was in der Datenbank gefunden.«
    Das Criminalistics Laboratory Information System, das wissenschaftliche Informationssystem des FBI. Geary hatte es oft benutzt.
    »In Marjorie Lipnors Blut wurden Spuren von Pancuronium gefunden.«
    »Wann? Nachdem sie sich das Leben genommen hatte?«, fragte Geary. »Das Zeug bleibt nicht lange im Blut.«
    »Nein, es war in den ersten Proben, die genommen wurden, als man sie gefunden hatte. CLIS hat daraufhin Vergleiche mit den anderen Fällen angestellt. Das Blut von Terry McDaniel wies ebenfalls Spuren von Pancuronium auf.«
    »Aber sie wurde tot aufgefunden, und Pancuronium tötet nicht.« Dann verstand Geary plötzlich. »Es ist ein Muskellähmer. Es lässt den Körper zeitweilig erstarren, nicht aber den Geist.«
    Amy kniff die Augen fast ganz zu, als wollte sie diese Vorstellung verdrängen, aber die Straße weiter im Blick behalten.

KAPITEL 18
    E mily spürte nichts als das sanfte Schaukeln. Hunger und Durst hatte sie schon lange hinter sich gelassen. Sie hatte keinen Körper mehr, sie war nur noch ein Kopf, durch den verzerrte Töne geisterten. Ein stampfender Motor. Das Gekreisch von Möwen, die sich sammeln. Das Säuseln einer Meeresbrise und das Kratzen von Schilf am Rumpf des Bootes.
    Die Geräusche und die Gerüche.
    Sie stank. Das Boot stank. Aber den Maismann konnte sie nicht riechen, denn er war sauber. Er beobachtete sie, und sie konnte seine Blicke fühlen. Sie war sein Retortenbaby, etwas, das man betrachtet, bevor man sich angeekelt davon abwendet. Sie war ein Ding auf dem Boden. »Ignorier ihn einfach«, sagte Sarah über den Jungen in der Schule, der Emily geschlagen hatte, als sie versucht hatte, ihn zu küssen. »Er wird sich schon besinnen.«
    Sie war sechs Jahre alt und unfähig, jemanden zu ignorieren.
    Sie hatte drei glatt geschliffene Nickel in der Tasche getragen, um sich stets daran zu erinnern, dass sie besser war als er. Sie war fünfzehn Cent reicher und würde ihren Kuss für jemanden bewahren, der ihn wollte.
    Drei Münzen:
    David, der schon so erwachsen war.
    Sam, der ihre Hilfe noch so brauchte.
    Maxi, die bald anfangen würde zu laufen.
    »Betüttel Sammy nicht«, hatte Sarah gesagt, »lass es ihn selbst lernen.«
    Noch mit sieben bestand Sam darauf, dass sie die Schnürsenkel seiner Turnschuhe band. David hatte es

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