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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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finden, stimmt’s, Jungs?«
    Beide nickten, wenn auch leicht benommen.
    »Sie glauben zu wissen, wer sie entführt hat, und sind dabei, ihn zu verfolgen.«
    »Und wenn sie ihn verfolgen«, sagte David, »dann finden sie auch Mom?«
    Will nickte. »Sie werden die State Police hinzuholen, und auch die Hilfe von anderen Behörden, wenn es notwendig wird.«
    »Zum Beispiel vom FBI?«, fragte David.
    »Wie im Fernsehen?« Sam machte große Augen.
    Will nickte. »Wahrscheinlich das FBI. Die sind wie das Gehirn unseres ganzen Landes und versuchen, alles zu wissen, was geschieht, ob gut oder schlecht.«
    »Aber das können sie doch nicht, oder, Dad?«, sagte David. »Alles wissen?«
    »Sie wissen eine ganze Menge mehr als die meisten von uns«, antwortete Will. Dass es gerade die Lücken waren, in denen Emily zu verschwinden drohte, behielt er für sich.
    Er drehte sich wieder um und fuhr los. Panik durchflutete ihn plötzlich, und er rang nach Luft. Emily und er waren so stolz darauf gewesen, dass sie ihre Kinder vor den Fährnissen der Großstadt bewahrt hatten. Ihr Ziel war es gewesen, ihr Selbstbewusstsein so zu fördern, dass sie über einen inneren Schutzwall verfügten, wenn die Zeit kam, sich der Welt zu stellen. Sie hatten die Wärme ihres Heims einer zynischen Gesellschaft entgegengesetzt. Mit alledem waren sie erfolgreicher gewesen, als sie gehofft hatten. Bis jetzt.
    »Wohin fahren wir?«, fragte Sammy.
    Will spürte, wie Emilys Hand in seinen Nacken griff, wie die sanfte Wärme ihrer Fingerspitzen ihn beruhigte, während er am Steuer saß. Sie war fort, aber auch präsent, denn sie lebte unter seiner Haut.
    »Zum Krankenhaus.« Will fuhr atmete tief durch. »Um nach Maxi zu sehen.«
    Sarah saß im Wartebereich der Kinderabteilung und las in einem Magazin. Will bemerkte, dass sie elend aussah. Wie viel Schlaf sie in der vergangenen Nacht auch immer gefunden haben mochte, nennenswerte Erholung hatte er ihr offenbar nicht gebracht. Ihr Gesicht schien vor lauter Kummer in sich zusammengefallen zu sein. Als sie Will mit den Jungen auf dem gebohnerten Linoleumboden näher kommen hörte und den Blick hob, überkamen ihn Schuldgefühle, als wäre sie sein eigenes Kind, das er zurückgelassen hatte und zu dem er nun verspätet zurückkehrte.
    Will beugte sich vor und küsste ihre Wange. »Wie geht es Maxi?«
    »Sie schläft. Der Tropf wirkt schon. Die Ärztin hat gesagt, es wird alles gut.« Tränen traten in ihre Augen, die sie mit einem Blinzeln zu vertreiben versuchte. »Sieh sich einer die Polizeimütze an!«
    Sammy machte einen Satz und nahm eine Pose ein, die er anscheinend für offiziell hielt: Beine gespreizt, die Fäuste abwehrbereit unter dem Kinn.
    »Meine Güte.« Sarah versuchte ein Lächeln. Dann sah sie David an und streckte ihm die Hand entgegen. Er schob seine kleine Hand in ihre, und sie hielt sie fest gedrückt.
    »Können wir zu ihr?«, fragte Will.
    »Ja«, sagte Sarah. »Ich zeig euch den Weg.«
    Will, David und Sammy folgten Sarah den Korridor hinunter zu dem Zimmer, in dem Maxi mit zwei weiteren Babys lag. Die Wände waren gelb gestrichen und mit Postern geschmückt, die Gestalten aus der Sesamstraße zeigten: Elmo, Sina, Bibo, Krümelmonster. Heliumballons waren an den Geländern aller drei Kinderbetten befestigt, und auf den Nachttischen standen dicht gedrängt bunte Stofftiere. Sogar auf Maxis Tisch lagen ein paar Geschenke: eine gelbe Stoffpuppe, ein flauschiges weißes Kätzchen und eine orangefarbene Handpuppe aus Velours, die aussah wie ein Krebs. Sarah hatte während der Wartezeit den Geschenkladen besucht. Auf Maxis Ballons, einer grün, der andere rosa, stand Ich liebe dich und Gute Besserung .
    Maxi schlief fest, zusammengerollt in der oberen Ecke ihres Krankenhausbettchens. Eine winzige Kanüle ging unter einem Pflaster in ihren Unterarm, und ein langer biegsamer Schlauch führte zwischen den Gitterstäben hinauf zu einem hohen Ständer mit dem Tropf, der sich langsam leerte. Will legte ihr die Hand auf die Stirn, auf die Wange und in den Nacken. Überall fühlte sie sich trocken und weich und warm an, aber nicht heiß. Ihr Fieber war abgeklungen. Ihre Gesichtsfarbe war rosig, aber nicht rot. Die Lider wölbten sich friedlich über ihren Augen. Sie sah aus wie ein gesundes schlafendes Baby. Behutsam und ganz leise senkte Will das Geländer ab und beugte sich hinunter, um ihr einen Kuss zu geben.
    »Ich muss kurz mit Doktor Lao sprechen«, flüsterte Will Sarah zu. »Bleibst du hier

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