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5 Tage im Sommer

5 Tage im Sommer

Titel: 5 Tage im Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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bei den Jungs?«
    »Natürlich.«
    Er schob das Seitenteil des Kinderbetts vorsichtig wieder zurück, verließ seine Familie und suchte Doktor Lao auf.
    »Ihr Baby macht sich gut, Mister Parker«, beruhigte sie ihn. »Die Kleine hat sofort auf die Antibiotika angesprochen, das Fieber ist schnell gesunken. Haben Sie schon bei ihr reingeschaut?«
    »Sie sieht großartig aus, Doktor Lao. Ich bin Ihnen sehr dankbar.«
    Sie berührte seinen Arm. »Sarah hat mir erzählt, was los ist. Ich möchte mich für meine Reaktion Ihnen gegenüber in der Notaufnahme entschuldigen. Ich bin voreilig gewesen. Das war ein Fehler.«
    »Nein, es war schon richtig, wenn auch aus den falschen Gründen. Maxi hätte niemals so krank werden dürfen. Ich war nicht bei der Sache.«
    »Sie sind auch nur ein Mensch, oder?« Sie lächelte. »Unter Stress versagt das Gedächtnis. Für den Fall, dass Sie mit jemandem sprechen möchten …« Sie lehnte sich über den Tresen, um einen Namen und eine Telefonnummer auf ihren Rezeptblock zu schreiben. Dann riss sie das oberste Blatt ab und reichte es Will. »Das ist die Psychologin hier am Krankenhaus, die aber auch eine private Praxis hat. Sie kennt sich sehr gut mit posttraumatischen Belastungsreaktionen aus. Rufen Sie sie an.«
    Will faltete den Zettel zusammen und steckte ihn in die Tasche.
    »Sie kann Ihnen bestimmt auch jemanden empfehlen, der mit Kindern arbeitet.«
    »Danke Ihnen, Doktor. Sie sind heute Morgen bereits die zweite Person, die mich darauf angesprochen hat.« Will zuckte die Achseln. Er wollte keine solchen Empfehlungen, er wollte seine Familie. Und er wollte seinen hart erarbeiteten Glauben wiedergewinnen, dass ein Happy End immer möglich war.
    »Nehmen Sie sich Zeit, das alles zu verarbeiten«, sagte Doktor Lao. »Und was Maxi betrifft, sollten Sie und Sarah sich ein System ausdenken, um ihre Medizin nicht zu vergessen. Hängen Sie sich Merkzettel auf oder so etwas. Okay?«
    »Okay.«
    Ihr Pager meldete sich, und sie blickte nach unten auf das Gerät.
    »Ich möchte Maxi heute Nacht noch hier behalten, aber wenn ihr Zustand so bleibt, können Sie Ihre Tochter morgen früh abholen. Der Sicherheitsdienst ist informiert, und man wird jemanden vor ihrer Tür postieren, für alle Fälle. Sie ist hier in Sicherheit, Mister Parker.« Doktor Lao schickte sich an zu gehen, blickte aber nochmal zurück. »Bleiben Sie nicht allzu lange hier, sondern unternehmen Sie etwas mit Ihren älteren Kindern, damit Sie alle ein bisschen entspannen, wenn Sie können.«
    Als sie um die Ecke verschwand, hallten ihre Worte nach: damit Sie alle ein bisschen entspannen , wenn Sie können . Wie? Es war schwierig genug nach einem harten Arbeitstag oder wenn die Kinder sich zankten. Aber wie sollte man sich entspannen, wenn diejenige, die man liebte, deren Leben auch noch die kleinsten Winkel der eigenen Existenz mit Bedeutung ausfüllte, diejenige, mit deren Identität man verschmolzen war, plötzlich verschwunden war? Wenn einem gesagt wurde, dass sie sich in den Händen eines Wahnsinnigen befände, der einem noch die Kinder rauben und sie verstümmeln wollte? Aber Ihre Frau wird er wieder freilassen! Ja, als leere Hülle. Und dein Leben ist dann vorbei. Endgültig. Alles, was du mit ihr geteilt hast und geplant hast, ist zerstört.
    Außer den Kindern. Er hatte noch immer seine Kinder.
    Chief Kaminer hatte ihm versprochen, dass das »Spiel« jetzt darin bestand, die fünf Tage hinter sich zu bringen. Darauf zu warten, dass das Monster sie entweder zu seinem Versteck führte oder versuchte, ihm einen seiner Söhne zu stehlen. Sie hatten also bis Freitag Zeit. Und dann?
    Will merkte, dass er mitten auf dem Korridor stand, von seinem Schweigen wie von einer Hülle umgeben, die Augen fest zusammengekniffen, die Fäuste in den Hosentaschen geballt. Er sah sich um, und die blauen Wände der Kinderstation riefen ihm ins Bewusstsein, wo er war. Seine Kinder. Er schreckte auf. Sie brauchten ihn. Sie würden ihn von nun an mehr brauchen als je zuvor.
    Wie Doktor Lao versprochen hatte, war jemand vom Sicherheitsdienst vor Maxis Zimmer postiert, und sie schlief noch immer ganz fest. Sarah und die Jungen standen am Fenster und sahen hinaus. Eine solche Stille umgab sie, dass es den Anschein hatte, als horchten sie auf etwas. Aber sie genossen nur die Atempause, die solch ein Augenblick bot.
    Will küsste Maxi auf die Stirn und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich liebe dich, meine Süße. Bis später.«
    Sarah, David und Sam

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