5 Tage Liebe (German Edition)
schießt durch meinen Körper, aber ich versuche das nicht zu offen zu zeigen.
„Klar. Diesmal zahle ich. Was darf es denn sein?“
„Eine Cola für zwischendurch.“
Einen kurzen Moment fühle ich mich einfach nur glücklich, schlendere an die Theke und bestelle zwei Cola. So ist es also, wenn man ein Mädchen ausführt. Ich habe so was viel zu lange nicht mehr gemacht.
Während ich auf die Getränke warte, schaue ich zu ihr rüber. Sie sortiert etwas in ihrem Rucksack, nimmt ihr Handy aus der Tasche und tippt eine SMS. Sie hat keinen Freund, sie will keine Beziehung und verbringt heute zumindest eine kleine Weile mit mir. Das ist alles irgendwie ganz anders gelaufen, als ich den Abend geplant hatte. Einen kurzen Moment habe ich ein schlechtes Gewissen und entscheide mich, Patrick eine SMS zu schreiben. Vermutlich ist er zu betrunken, um sie jetzt zu lesen, aber dann kann ich meine Hände in Unschuld waschen.
An: Pat Handy
Servus Pat, bin verhindert. Feiert schön. Erkläre es morgen! Jones
Das sollte reichen. Wir sind beste Freunde und erzählen uns alles in unausstehlichen Details. Damals, als Patrick die Weisheitszähne gezogen bekam, kam ich noch am selben Tag zu ihm nach Hause, um mir dort von meinem dickbackigen Freund die Geschichte über Blut, Schmerzen und Narkose anzuhören.
Als ich zum ersten Mal ein Mädchen geküsst habe, bekam Patrick in höchst feuchten Details die Geschichte über Zungenspiele und Hände auf Wanderschaft zu hören. Es gab nicht besonders viel, was wir voreinander verschwiegen. Aber Maya, das wollte ich ihm nicht erzählen. Wenn ich diesen Abend vor ihm in Worte fassen müsste, dann hätte ich sie quasi geteilt. Und das tat ich ja ohnehin schon mit anderen gesichtslosen Männern.
Die Cola ist zu kalt zum Trinken, und so drehen wir nur die Dosen in unseren Händen, während wir weiter über Gott und die Welt reden.
Sie will wissen, wie gut ich Patrick kenne, wo wir uns kennengelernt haben und was meine Rede für die Hochzeit macht.
Ich hingegen versuche mehr über ihre Liebe zu Barcelona zu erforschen und wieso sie kein Problem damit hat, vor Männern zu tanzen. Sie beantwortet die Fragen ohne langes Zögern und weiß doch ganz genau, dass es mir nicht ums Tanzen geht. Sie ist jung, hübsch, clever. Wieso muss sie das machen?
„Heiraten. Das ist doch irgendwie strange, oder?“
„Wieso?“
„Du legst dich dann so unwiderruflich fest. Dieser eine Partner und nie mehr jemand anderes.“
Ich muss grinsen. Sie scheint einfach das Gleiche zu denken wie ich. Auch ich habe mich gewundert, wie man sich so früh im Leben auf eine bestimmte Person einigen kann. Man weiß doch gar nicht, wer einem morgen über den Weg läuft.
„Ich sehe das genauso.“
Sie lehnt sich über den Tisch zu mir, als wolle sie mir ein Geheimnis mitteilen. Also tue ich es ihr gleich und beobachte ihre Augen, die ganz geheimnisvoll glitzern.
„Ich habe da so meine eigene Theorie ... willst du sie hören?“
Sie könnte mir auch die Geschichte von Peterchens Mondfahrt erzählen und ich würde vor Staunen kaum den Mund schließen können. Ein Nicken ermutigt sie zum Erzählen.
„Fünf Tage.“
Ich warte auf die Fortsetzung, aber es scheint bei diesem Satz zu bleiben.
„Aha. Eine sehr ausgefeilte Theorie, ich muss schon sagen.“
Sie grinst mich breit an und scheint ihren Wissensvorsprung zu genießen. Für sie scheint dieser Satz die perfekte Zusammenfassung der Geschichte, aber man erzählt den Inhalt von „The Sixth Sense“ ja auch nicht mit: „Er ist tot.“
„Gibt es dazu denn keine etwas aufschlussreichere Version?“
„Doch sicher, aber ich weiß ja nicht, wie viel Zeit du noch hast.“
Sie sieht zur Uhr an der Wand neben uns.
„Mach dir keine Sorgen, Patrick weiß Bescheid. Und bei dir?“
„Ach, eine Freundin wollte mich aufsammeln, aber die erreiche ich nicht.“
„Wenn du kein Problem damit hast, mit mir hier zu sitzen?“
Sie schüttelt lächelnd den Kopf und löst den Schal um ihren Hals. Das wird immer besser. Es scheint ihr bei mir zu gefallen. Ich strahle und bin gespannt. Dieser Abend hält vielleicht doch mehr für mich bereit, als Patricks Party und den anschließenden Nachhauseweg in betrunkenem Zustand.
„Aber nur damit du dir keine Hoffnungen machst ... zwischen uns wird heute Nacht bestimmt nichts laufen. Ich habe meinen freien Tag.“
Sie verpackt es in einem Witz und ich lache mit, weil ich zeigen will, wie leicht es mir fällt, mit ihrem Job
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