5 Tage Liebe (German Edition)
ich die Treppe wieder nach unten gehe, bedanke ich mich bei meinem persönlichen Maradona. Er lächelt wissend, als habe er mir ein Geheimnis verraten, das ich sonst verpasst hätte. Wie recht er doch hat.
„Jonas?“
Noch immer trifft Ihre Stimme mein Herz aus dem Nichts. Ich denke, daran wird sich nie etwas ändern. Bevor ich mich umdrehe, weiß ich, dass es Maya ist. Maya mit Fabian.
„Was machst du hier?“
„Ich habe mir die Perlen der Stadt angesehen.“
Dabei winke ich lächelnd mit dem Reiseführer, den sie für mich hinterlassen hat. Ich schätze, die beiden tummeln sich auch schon eine ganze Weile in der Stadt. Ein bisschen werde ich traurig, gerne wäre ich dabei gewesen.
„Ich wollte Fabian gerade das Museum zeigen.“
So wie ich es ihr in der Nacht neulich gezeigt habe.
„Es ist toll. Ganz toll.“
Sie nickt, und ich weiß nicht, ob sie schon mal drin war. Vermutlich schon. Für mich war es eine Premiere. Wir stehen uns gegenüber, Fabian neben ihr. Ich will sie berühren, sie umarmen, aber nichts deutet darauf hin, dass sie es will. Sie hat mich nicht mal umarmt, kein Kuss, keine Berührung. Nichts. In mir drin wird es so kalt wie im Winter.
„Ich denke, wir werden es uns auch anschauen.“
Sie wirft einen Blick zu Fabian, der nickt und sich das Gebäude ansieht. Er geht einige Schritte auf den Eingang zu, das gibt mir etwas Luft – denn was ich zu sagen habe, muss schnell gehen, bevor mich der Mut verlässt.
„Du bist früh weg heute Morgen.“
Maya nickt.
„Ja, wir wollten kurz im Delfinzentrum vorbeischauen und dann eben eine Stadttour.“
Ich nicke.
„Du hast mich nicht geweckt.“
Sie nickt.
„Ja, ich dachte, vielleicht brauchst du den Schlaf.“
Ich nicke nicht. Schlaf. Auf einem Sessel, nachdem ich aus dem Bett geschoben worden bin. Ich suche ihre Augen, sie weicht mir aus. Meine Lippen sind trocken, mein Mund fühlt sich taub an. Ich muss mich zum Sprechen zwingen.
„Ja dann ...“
Was soll ich sagen? Sie kann mir ja nicht mal ins Gesicht sehen. So kenne ich sie nicht. Ich weiß, wie sie ist, wenn sie wütend, traurig, müde, hungrig ist. Aber stumm? Stumm habe ich sie kaum jemals erlebt. Sie ist nicht auf den Mund gefallen, und es wundert mich, sie jetzt so zu erleben. Nein, es wundert mich nicht. Es tut mir weh. Sehr!
Fabian ist damit beschäftigt, die wenigen Bilder, die draußen angepriesen werden, zu betrachten. Ich hole tief Luft. Jemand muss es sagen, und sie wird es nicht tun.
„Also, Barcelona ist total schön. Aber auch unterkühlt.“
Das stimmt, ist aber nicht das, was ich sagen will. Maya nickt, sieht kurz zu Fabian, der sich aber gut zu unterhalten scheint.
„Ich denke, ich sollte wieder nach Hause.“
Maya sieht mich langsam an; ich warte, ob sie verstanden hat was ich sagen will. Sie nickt.
„Hat Mama dir den Schlüssel gegeben?“
Ich klopfe auf meine Brusttasche, in der der Schlüssel liegt. Sie nickt. Sieht wieder zu Fabian, der sich inzwischen nach vorn gebeugt hat und angestrengt ein Bild betrachtet.
„Du brauchst mich nicht mehr.“
Sie sieht immer noch zu Fabian, obwohl sie es nicht müsste. Sie traut sich nicht, mich anzusehen, das weiß ich. Um nicht einfach umzufallen, rede ich weiter.
„Das meine ich durchweg positiv. Du hast hier alles, was du brauchst und ... was du willst.“
Ich versuche, total dramatisch den Heldentod zu sterben, will ganz groß sein und gönnerhaft meinen Abschied aus ihrem Leben anpreisen. Es macht mir nichts aus. Ich steige auf mein Ross und reite in den Sonnenuntergang, weil ich total lässig bin und damit umgehen kann, weil meine Arbeit hier beendet ist.
Ich berühre ihre Wange das letzte Mal, aber das weiß ich noch nicht. Sie sieht mich aus glasigen Augen an. Zumindest ein kleines Lebenszeichen aus ihrer Gefühlswelt. Auch sie will tapfer sein.
„Du passt auf dich auf, ja?“
Ihre Stimme klingt erdrückt. Sie muss weinen, was ein kleines Lächeln auf mein Gesicht zaubern will.
„Sicher. Du kennst mich.“
„Eben deswegen. Lass lieber Patrick auf dich aufpassen.“
Sie lächelt kurz, ganz kurz, dann folgt ein Kuss auf die Wange. Ich will sie nicht loslassen, aber ich tue es.
„Viel Glück mit den ... Fischen.“
Dann drehe ich mich um und laufe los, wissend, es ist die falsche Richtung. Der Reiseführer in meiner Hand wird mir diesmal nicht weiterhelfen, aber ich laufe einige Meter, bevor sich das Navigationssystem meines Herzens meldet und mir laut in meinen Brustkorb
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