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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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gerächt.“
    Erst jetzt dachte Steinbach daran, daß die Beni Abbas noch gar nicht wissen konnten, daß Hiluja gerettet sei. Schon hatte er die Bemerkung, daß sie lebe, auf der Zunge; er hielt sie aber noch zurück, denn er fragte sich, ob der ehrwürdige Greis wohl stark genug sein werde, eine so plötzliche Freudenbotschaft ohne Schaden zu ertragen. Darum gab er Normann in einigen deutschen Worten die Absicht, dies augenblicklich zu verschweigen, kund und sagte dann zu dem Führer:
    „Wollt ihr uns wohl erlauben, den Scheik zu begrüßen?“
    „Seid ihr denn auch wirklich Gäste der Beni Sallah?“
    „Ganz gewiß.“
    „Welchem Volk gehört ihr an?“
    „Wir kommen von fern, vom Abendland her, wo es keine kleinen Stämme, sondern nur große Völker gibt.“
    „So seid ihr wohl Inglese?“
    „Nein, sondern Nemtsche.“
    „Nemtsche seid ihr? Ich habe noch keinen gesehen, aber ich habe gehört, daß die Deutschen gut seien, viel besser als die Franken und die Inglese. Ich werde es dem Scheik sagen, daß ihr ihn begrüßen wollt. Folgt mir langsam nach!“
    Der Anführer ritt voran. Der Scheik hatte seine Worte wohl gehört und gab nun durch den lauten Ruf „Rree, rree“ seinem Kamel den Befehl, niederzuknien. Darauf stieg er aus der Sänfte, um die beiden Freunde stehenden Fußes zu erwarten. Dies war eine seltene Ehre, so selten, daß sie einen ganz besonderen Grund haben mußte.
    Natürlich stiegen auch Normann und Steinbach von ihren Pferden. Der Scheik war eine hohe, achtunggebietende Gestalt. Er betrachtete die beiden mit wohlwollenden Blicken, streckte ihnen die Hand entgegen und sagte:
    „Salam! Ihr seid Deutsche?“
    „Salam!“ antwortete Steinbach. „Ja, wir sind es.“
    „Das ist gut. Kennt Ihr Vogel?“
    Das war eine Frage, über die die beiden in ein sehr wohl berechtigtes Erstaunen gerieten. Und dieses Erstaunen war nicht etwa ein unangenehmes, sondern ein freudiges. Der Scheik meinte jedenfalls den berühmten Forscher und Afrikareisenden Vogel, der sich bis nach Kanim, der Hauptstadt des Königreiches Bornu, vorgewagt hatte und während seines beschwerlichen und gefährlichen Ritts durch die Sahara mit mehreren Stämmen der Beduinen in Beziehung getreten war. Darum antwortete Steinbach:
    „Wir kennen ihn sehr gut, obgleich er jetzt tot ist. Er war ja einer der Unsrigen.“
    „Das freut mich. Er war ein kluger, guter und mutiger Mann. Er hat mir sehr viel von dem Land und dem Volk der Deutschen erzählt. Es ist das zwar viele Jahre her, aber ich habe es doch nicht vergessen. Darum freue ich mich, daß ihr Deutsche seid. Wie aber kommt ihr denn aus so fernem Land hierher als Gäste zu den Beni Sallah?“
    „Wir waren in Tunis bei dem Beherrscher Mohammed es Sadak Bei und erhielten von dort eine Botschaft an die Königin der Wüste.“
    „So kennt ihr die Königin?“
    „Natürlich kennen wir sie. Wir sind zwar erst gestern angekommen, aber doch –“
    „Und dennoch“, fiel der Scheik schnell ein, „müßt ihr bereits ihr ganzes Vertrauen besitzen, sonst hätte sie euch nicht erlaubt, die kostbarsten ihrer Pferde zu besteigen. Sie ist meine Tochter, meine einzige Tochter. Wie geht es ihr? Befindet sie sich wohl?“
    „Sie ist eine weise Anführerin des Stammes und befindet sich wohl. Du nennst sie deine einzige Tochter, aber sie sprach doch davon, daß sie noch eine Schwester habe.“
    „Sprach sie von ihr? Liebt sie dieselbe noch?“
    „Sie sprach von ihrem Vater und von ihrer Schwester Hiluja, die sie beide von ganzem Herzen liebt.“
    „Allah hat die Trauer bis heute von ihrem Herzen ferngehalten. Sie weiß noch nicht, was geschehen ist. Hiluja weilt nicht mehr unter den Lebenden. Diese böse Botschaft muß ich der Königin bringen.“
    „Hier dieser Mann, den du mir entgegensandtest, sprach schon davon, daß Hiluja nicht mehr lebe. Er sagte, sie sei von den Tuaregs ermordet worden.“
    „Ja. Sie machte sich auf, ihre Schwester zu besuchen. Unterwegs wurde sie überfallen. Die Feinde töteten mein Kind und alle meine Leute außer einem, der glücklich entkam und mir die traurige Kunde brachte. Wir haben uns zu einem Rachezug gerüstet und fast den ganzen Stamm, der Hiluja überfiel, von der Erde vertilgt und alle ihre Tiere mit uns fortgenommen. Mein Herz ist krank geworden aus Gram über die Ermordung meiner Tochter. Ich bin alt, und die Trauer zehrt an meinem Leben. Wie lange wird es währen, so gehe ich hinüber zu meinen Vätern. Vorher aber will ich das Kind, das mir

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