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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wache.“
    „Oh!“
    „Warum bist du aufgestanden?“
    „Ah!“
    „Was ist mit dir geschehen?“
    „O Allah, Allah!“
    „Himmel! Bist du krank?“
    „Nein.“
    „Aber du hast Schmerzen?“
    „O nein!“
    „Du stöhnst doch!“
    „Stöhnen? Davon weiß ich gar nichts.“
    „Ja, du seufzt und stöhnst ganz zum Erbarmen.“
    „Das ist kaum möglich, denn ich habe zum Stöhnen gar keine Veranlassung.“
    „Aber irgend etwas ist mit dir.“
    „Ja. Es ist ganz dasselbe, was vorhin mit dir war.“
    Da richtete Badija sich aus ihrer liegenden Stellung auf und sagte überrascht:
    „Was sagst du? Ganz dasselbe? Ja, auch ich war vorhin so aufgeregt, aber vor Glück.“
    „Ich ebenso.“
    „Ich meine das Glück der Liebe.“
    „Ich auch. O Badija, Badija, ich habe nie gewußt und geahnt, welche Wonne es ist, geliebt zu werden.“
    „Du wirst geliebt? Schwester, ist's wahr? Von wem?“
    „Von Hilal.“
    „Allah ist groß! Hilal liebt dich? Hat er es gesagt?“
    „Ja, soeben.“
    „Gott, Gott! Was hast du ihm geantwortet?“
    „Oh, ich liebe ihn ja schon längst, gleich von dem ersten Augenblick an, als ich ihn erblickte.“
    „Komm, komm! Laß dich hier bei mir nieder. Diese Kunde ist so freudig, daß ich dich umarmen muß!“
    Und Hiluja tat es. Die beiden schönen Schwestern lagen sich in den Armen und erzählten einander wonnetrunken von ihrem Glück. Ihr leises, leises Flüstern klang wie das Knistern elektrischer Funken durch den stillen Raum. Sie konnten nicht müde und nicht fertig werden und hatten selbst dann noch keinen Schlaf gefunden, als der Morgenruf des Muezzins von der Ruine herab über die Oase erschallte. – – –
    Der Muezzin stand hoch oben auf der Treppe der Ruine mit dem Brett in der Hand, das Auge fest auf den Punkt gerichtet, wo die Sonne erscheinen mußte. Und als der oberste Rand ihrer glänzenden Scheibe sich über den Horizont erhob, tat er drei weithin schallende Schläge an das Brett und rief:
    „Ihr Gläubigen, rüstet euch zum Gebet, denn die Sonne taucht aus dem Sandmeer empor!“
    Da traten die Beduinen aus ihren Zelten und knieten nieder, das Gesicht gen Mekka gewendet und beteten leise die Worte nach, die der Muezzin laut von oben heruntersprach:
    „Im Namen des allbarmherzigen Gottes! Lob und Preis sei Allah, dem Weltenherrn, dem Allerbarmer, der da herrschet am Tag des Gerichts. Dir wollen wir dienen und zu dir wollen wir flehen, auf daß du uns führest den rechten Weg, den Weg derer, die deiner Gnade sich erfreuen, und nicht den Weg derer, über welche du zürnst, und nicht den Weg der Irrenden!“
    Dabei tauchten die Beter die Hände in Wasser oder Sand. Dann sprachen sie alle mit lauter Stimme das mohammedanische Glaubensbekenntnis nach:
    „Allah il Allah, we Mohammed Rassuhl Allah – Gott ist Gott und Mohammed ist sein Prophet!“
    Sie erhoben sich nun, um an ihre täglichen Geschäfte zu gehen; aber da ertönte die Stimme des Muezzins von neuem von oben herab:
    „Hört, ihr Gläubigen, was ich zu verkündigen habe!“
    Die Hörer traten in Gruppen zusammen und erhoben die Augen zu dem Verkündiger.
    „Ich stehe hier im Auftrag des mächtigen Falehd, dessen vollständiger Name da lautet Falehd Assa Omra Ibu Ali Hebschahn Nobada Ben Sulu Omor Sebuhir Ibu Dawuhd Hilub al Osimbara, und habe euch folgendes zu verkünden: In dem Augenblick, in dem die Sonne über dem Scheitel der Gläubigen steht, wird Falehd hinausgehen vor die Herden, um zu kämpfen mit den Männern, die gestern auf seine Forderung geantwortet haben. Er wird kämpfen zuerst mit Masr-Effendi, sodann mit Tarik, dem Sohn des Blitzes, und endlich mit Hilal, der auch ein Sohn des Blitzes ist. Das Ende des Zweikampfes wird sein entweder der Tod oder das Gebet um Gnade, wie es Brauch ist in der Wüste. Falehd wollte keine Gnade walten lassen, aber er hat sich dem Gesetz des Stammes fügen müssen. Die Söhne und Töchter der Beni Sallah werden sitzen auf ihren Kamelen, um zuzuschauen dem Kampf von Anbeginn, bis er beendet ist. Dem Sieger wird gehören Badija, die Königin der Wüste, und mit ihr wird er erhalten die Würde des Anführers und den Titel eines Scheik el Urdi, welches bedeutet, Herr des Lagers. Allah sei mit ihm und mit uns allen, jetzt und in Ewigkeit! Amen!“
    Steinbach und Normann hatten ihr Schlafgemach verlassen. Sie standen auf der Mauer und hörten diese Bekanntmachung mit an. Dann sagte der erstere:
    „Also bis gerade um die Mittagszeit habe ich noch zu leben. Gestern

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