Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
geblieben ist, noch einmal mit meinen alten, trüben Augen sehen und es an meine kranke Brust drücken. Dann mag man mich in die Grube legen und mit dem Sand der Wüste bedecken. Meine Seele wird eingehen in das Reich der Seligen und dort begrüßen das Kind, das nun im Schoße Allahs wohnt.“
    Der Beduine schämt sich, Tränen sehen zu lassen. Auch der alte Scheik gab sich Mühe, das aufsteigende Naß niederzukämpfen. Es gelang ihm; dennoch aber war ihm die Größe und Tiefe seiner Trauer deutlich anzusehen. Die beiden Deutschen fühlten natürlich die aufrichtigste Teilnahme für ihn. Die unvorbereitete Kunde, daß seine Tochter noch lebe, konnte ihm Schaden verursachen; darum waren sie nicht sogleich damit vorgegangen. Aber vorbereiten mußten sie ihn doch. Es stand mit Sicherheit zu erwarten, daß die beiden Töchter ihm bei seinem Einzug in das Lager schleunigst entgegeneilen würden. Der Anblick der Totgeglaubten konnte sehr leicht von schädlicher Wirkung auf ihn sein. Darum sagte Steinbach:
    „Diese Tuaregs scheinen sehr schlimme Leute zu sein; dennoch aber kann ich kaum glauben, daß tapfere Krieger ein Weib töten. War Hiluja schön?“
    „Sie war schön wie der junge Morgen, der den Tau auf den Wedeln der Palmen beleuchtet.“
    „So wäre es doch sehr leicht zu denken, daß man sie geschont habe, damit sie das Weib eines ihrer Anführer werde. Bist du denn nicht auf diesen Gedanken gekommen?“
    „Nein; dies war unmöglich. Der Mann, der als der einzige entkommen ist, hat es genau gesehen, daß einer der Feinde meiner Tochter den Kopf spaltete.“
    „Vielleicht aber hat er sich geirrt?“
    „Nein. Seine Augen sind scharf.“
    „Dann wundert es mich, daß die Tuaregs andere Frauen leben lassen. In Tunis hörte ich, daß sie eine Karawane überfallen hätten, bei welcher sich zwei Frauen befanden, eine junge und eine alte. Die erstere soll ein sehr schönes Mädchen gewesen sein, und die letztere war ihre Dienerin.“
    „Auch Hiluja hatte eine alte Dienerin bei sich.“
    „Die Begleiter wurden getötet, aber die Frauen schonte man. Einer der Tuaregs hatte sich mit ihnen nach Tunis aufgemacht, um sie zu verkaufen.“
    „O Allah! Eine Tochter der Wüste als Sklavin zu verkaufen! Welch eine Schändlichkeit! Hat er eine große Summe für sie erhalten?“
    „Nein. Der Streich ist ihm gar nicht gelungen, denn die beiden Gefangenen fanden einen Beschützer, der sie errettete. Das Mädchen war die Tochter eines Scheiks.“
    „Eines Scheiks! Was sagst du?“
    „Sie hatte ihre Schwester besuchen wollen.“
    „O Allah, du Beherrscher des Himmels und der Erde! Was höre ich? Was sagst du? Sie war die Tochter eines Scheiks und hat ihre Schwester besuchen wollen? Das ist ja ganz genau dasselbe wie bei meiner Tochter! Hast du nichts Weiteres von diesem Mädchen gehört?“
    „Ich hörte, daß der Beschützer dann mit den beiden Geretteten abgereist sei, um sie zu der Schwester zu bringen.“
    „Wo wohnt diese Schwester?“
    „In einer Oase nicht weit von der Grenze Ägyptens.“
    „Oh, ihr Heiligen! Oh, ihr Seligen!“
    Steinbach beabsichtigte, dem Scheik die Arznei nur langsam, vorsichtig und tropfenweise einzuflößen, deshalb fuhr er fort:
    „Diese Schwester, zu der die Geretteten wollten, soll die Witwe eines Scheiks sein.“
    Da schlug der Alte die Hände zusammen, wich einen Schritt zurück und rief:
    „Die Witwe eines Scheiks? Sollte Badija gemeint sein? Dann wäre auch Hiluja gerettet. Sprich weiter, sprich weiter! Was hast du noch von ihr gehört?“
    „Ich muß erst nachdenken. Ich habe nicht weiter auf die Erzählung geachtet.“
    „Hast du nicht den Namen des Scheiks gehört, dessen Witwe die Schwester sein soll? Weißt du nicht, wie der betreffende Stamm heißt und die Oase, die er bewohnt?“
    Der Scheik war außerordentlich erregt. Seine Leute hatten einen Kreis um die Sprechenden gebildet und hörten mit größter Spannung zu, als Steinbach erwiderte:
    „Ich kann mich leider jetzt nicht mehr auf ein jedes Wort der Erzählung besinnen. Ich habe, als ich sie hörte, nicht wissen können, daß ich einmal danach gefragt werden würde. Eins aber fällt mir ein, nämlich, daß die beiden Namen des Mädchens und ihrer Dienerin sehr ähnlich klangen; sie lauteten fast gleich miteinander.“
    Da rief der Scheik:
    „Hört ihr es, ihr Männer? Die beiden Namen lauteten gleich? Das war auch bei meiner Tochter und ihrer Dienerin der Fall. Hiluja und Haluja! Allah, Allah! Wenn mein Kind noch

Weitere Kostenlose Bücher