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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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um diese Stunde hätte ich nicht gedacht, daß ich so schnell dem Tod geweiht sei.“
    „Sie scherzen. Sind Sie Ihrer Sache so gewiß?“
    „Kein Mensch ist allwissend. Keiner kann das kleinste und einfachste Ereignis vorherbestimmen. Der geringste Zufall, irgendeine Kleinigkeit kann dem Kampf einen ganz unvorhergesehenen Ausgang geben. Zu schwören, daß ich Sieger sein werde, vermag ich also nicht, aber aller Wahrscheinlichkeit nach werde ich es sein.“
    „Werden Sie ihn töten?“
    „Nein, sondern nur zeichnen. Dieser Mensch ist nicht nur ein roher Patron, sondern geradezu ein Bösewicht. Sprechen wir nicht von ihm. Ich will mir durch den Gedanken an den Kampf nicht den Genuß verderben, den mir der jetzige Umblick bietet.“
    Steinbach deutete mit dem Arm im Halbkreis nach dem Horizont hin.
    „Ja“, sagte Normann. „Hier muß man stehen, um zu erfahren, daß die Wüste auch schön ist. Fast hätte ich Lust zu einem kleinen Morgenritt. Noch ist es nicht heiß. Möchten Sie nicht mit?“
    „Sehr gern.“
    „Aber woher Pferde nehmen?“
    „Fragen wir Tarik. Dort steht er.“
    Als sie diesem ihren Wunsch zu verstehen gaben, führte er sie zu den weidenden Pferden, aus denen er ihnen zwei kostbare Stuten wählte, die der Königin gehörten. Er bemerkte die bewundernden Blicke, mit denen beide diese Tiere betrachteten, und sagte:
    „Ich bin der Anführer der Wache und kann euch diese Tiere anweisen. Es gibt ihresgleichen nicht hundert Tagereisen weit. Die Königin hat diese Stuten mit aus ihrer Heimat gebracht. Die Beni Abbas sind berühmt wegen ihrer Pferdezucht. Sie haben Stuten, deren Stammbäume auf zehn Meter langen Pergamentstreifen verzeichnet sind.“
    Die Pferde wurden leicht gesattelt; die zwei Männer stiegen auf und ritten fort, nach Westen zu. Sie merkten, daß sie auf echten Vollblutrennern saßen, denn als sie sich nach fünf Minuten umblickten, lag die Oase bereits so weit hinter ihnen, daß die Ruine gar nicht mehr zu erkennen war. Dennoch zügelten sie die windesschnellen Tiere nicht, denn es ist ein eigenartiger und hoher Genuß, auf solchem Roß schwalbengleich in die unbegrenzte Weite hinaus zu fliegen.
    So ging es in immer schnurgrader Richtung fort. Als sie endlich nach einer Stunde anhielten, hatten sie eine Strecke von ganz gewiß drei deutschen Meilen zurückgelegt, stets in fliegendem Galopp. Und doch zeigten die Pferde nicht die geringste Spur einer Anstrengung. Kein kleines Schaumflöckchen, kein Schweißtropfen war zu sehen oder ein unruhiger Atemzug zu hören.
    „Rundum Wüste! Sand und nichts als Sand“, sagte Normann. „Steigen wir ab, um uns in dieser gottverlassenen Leere niederzusetzen.“
    Sie taten es, und sie und ihre Pferde, die ruhig stehen blieben, glichen nun vier Punkten in einer Unendlichkeit.
    „Sie sprechen von einer gottverlassenen Leere“, meinte Steinbach. „Und doch, wie haben Sie so unrecht!“
    „Unrecht? Blicken Sie doch um sich! Gibt es hier eine Spur des Lebens?“
    „Nicht nur eine Spur, sondern man könnte sagen, hier sei der eigentliche Urquell des Lebens.“
    „Das ist mir ein Rätsel.“
    „Hier befindet sich die Feuerung der Lebenslokomotive.“
    „Dieser Vergleich scheint mir allerdings nicht ganz unzutreffend zu sein.“
    „Er trifft sogar vollkommen zu. Von hier aus, wo sich auf einer hunderttausend Quadratmeilen großen Fläche eine ungeheure Glut entwickelt, steigt dieselbe empor, um nach den beiden Polen zu gehen und dort wieder umzukehren, indem sie sich allmählich niedersenkt und so als kalter Luftstrom die Sahara wieder erreicht. Dieser Luftstrom nimmt alle Feuchtigkeit in sich auf, lädt sie an den Gebirgen ab, wird durch dieselben in die verschiedensten Richtungen gedrängt und ist so der Verbreiter und Unterhalter des irdischen Lebens. Die Sahara hat also eine geradezu unschätzbare Bedeutung für die organischen Geschöpfe, die die Erde trägt. Blicken Sie doch einmal da nach Süden! Sehen Sie etwas?“
    „Ja, eine Linie.“
    „Sie müssen schärfer hinsehen. Diese Linie besteht aus lauter einzelnen Punkten, die sich bewegen. Nicht?“
    „Ja. Was mag das sein?“
    „Leicht zu erraten.“
    „Leicht? Tiere etwa? Strauße oder Gazellen?“
    „O nein. Tiere würden nicht eine so regelrechte Linie bilden. Das geben Sie doch zu?“
    „Also Menschen. Wohl gar eine Karawane!“
    „Natürlich. Sie bewegt sich nach der Oase zu. Dort also scheint sich ein Wüstenpfad zu befinden.“
    „Pfad? Weg? In diesem

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