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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sein?“
    „Das werden wir bald hören.“
    Steinbachs Pferd warf die Entfernung förmlich hinter sich. In einer Minute war er deutlich zu erkennen, und in noch einer halben sprang er unten aus dem Sattel und kam die Stufen herauf.
    „Ist's ein Unglück?“ rief ihm Tarik bereits von weitem aus lauter Besorgnis entgegen.
    „Nein, sondern eine frohe Botschaft.“
    „Allah sei Dank! Komm schnell zu uns.“
    „Es sah allerdings zuerst wie ein Unglück aus“, erklärte Steinbach, „doch hat es sich über alle Erwartung schnell zum Guten gewandt.“
    „Wo ist dein Gefährte?“
    „Noch weit da draußen. Er wird bald da sein. Man wollte uns gefangennehmen. Ich komme, um euch zu melden, daß ihr viele Gäste empfangen werdet.“
    „Heute! Gerade heute!“ sagte Tarik. „Da können sie uns nicht willkommen sein.“
    „Oh, ihr werdet sie im Gegenteil mit Jubel empfangen.“
    „Wer könnte das sein? Sage es!“
    „Ihr sollt es erraten. Wir sahen von weitem eine Karawane und ritten hinzu. Als wir so nahe waren, daß man uns deutlich erkennen konnte, kam eine ganze Anzahl Reiter herbei, um uns zu umzingeln. Sie hatten die Absicht, uns gefangenzunehmen.“
    „Waren sie denn von einem feindlichen Stamm?“
    „Nein, aber sie hielten uns für Pferdediebe.“
    „Ah“, lachte Tarik. „Sie haben die Stuten erkannt und geglaubt, daß ihr sie gestohlen hättet. Sie gehören also einem in der Nähe wohnenden Stamm an.“
    „Meinst du? Sie hatten kein einziges Pferd. Sie ritten nur Kamele.“
    „Das ist allerdings ein Zeichen, daß sie von sehr weit her kommen. Wie aber ist es da möglich, daß sie unsere Pferde kennen?“
    Steinbach antwortete unter einem forschenden Blick, den er auf die beiden Schwestern warf:
    „Sie sagten, die Pferde seien bei ihnen geboren und aufgezogen worden.“
    Da stießen Badija und Hiluja zugleich einen lauten Freudenschrei aus, und ebenso fragten sie vereint:
    „So sind es Beni Abbas?“
    „Ja.“
    „Hamdullillah! Preis sei Gott! Boten unseres Vaters! Ja, ja, du hast sehr recht. Sie werden uns hochwillkommen sein. Sind sie noch weit von hier?“
    „Soeben meinte ich, daß sie noch weit zurück seien; aber sie müssen mir sehr schnell gefolgt sein, denn da draußen am Horizont sehe ich einen hellen Punkt. Das ist der Sonnenstrahl, den ihre weißen Burnusse zurückwerfen. Sie kommen. Euer Vater hatte gehört, daß Hiluja ermordet worden sei. Er hat ihren vermeintlichen Tod an den Tuaregs gerächt, und nun –“
    „Nun sendet er mir Boten, um mich von dem Tod der Schwester zu benachrichtigen?“ fragte die Königin.
    „Er hat solche Sehnsucht gehabt, die einzige Tochter noch einmal zu sehen, die ihm nach dem Tod Hilujas übriggeblieben war, daß – daß – daß –“
    „Daß – sprich doch weiter!“
    „Rate es doch lieber.“
    „Daß er selbst gekommen ist?“
    Die beiden Schwestern hatten Steinbachs Arme erfaßt, die eine hüben und die andere drüben. Er blickte abwechselnd herüber und hinüber in ihre vor Entzücken geröteten Gesichter, nickte lächelnd und antwortete:
    „Ja, er kommt selbst.“
    „Herrlich, herrlich!“ rief die Königin, indem sie ihr Gewand raffte, es ein wenig emporhob und ganz uneingedenk ihrer Würde die steilen Stufen hinuntersprang.
    „Allah, Allah! Welch eine Freude! Welch Entzücken!“ rief auch, und zwar zu gleicher Zeit, Hiluja, indem sie schnell wie der Wind ihrer Schwester nacheilte.
    Steinbach blickte ihnen nach. Er sah sie nach dem Platz laufen, an dem die Pferde standen. Alle, denen sie begegneten, blieben, verwundert über dieses Gebaren, stehen.
    „Khawam, Khawam! El Fantasia! Schnell, schnell! Eine Fantasia! Es kommen Gäste! Der Vater kommt mit seinen Beni Abbas! Schnell, schnell!“
    Schon hatten beide Schwestern sich je auf ein ungesatteltes Pferd geworfen und sprengten fort. Im Lager erhob sich ein ungeheurer Jubel. Man sah die Gäste bereits nahe. Die Kamele der Beni Abbas hatten ihre letzten Kräfte zu einem windschnellen Ritt aufbieten müssen, aber schon flogen ihnen die Reiter der Beni Sallah entgegen, die nur noch schnell ihre Flinten ergriffen hatten. Es gab ja eine Begrüßung, eine Fantasia, und da bleibt kein Beduine nur einen Augenblick zurück.
    Fantasia wird nämlich jenes Waffen- und Reiterspiel genannt, das bei gewissen feierlichen oder frohen Begebenheiten unternommen wird. So reiten gewöhnlich bei Begrüßung willkommener Gäste sämtliche verfügbaren Krieger des Stammes unter lautem, wildem Geschrei

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