Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
den Ankömmlingen in sausendem Galopp entgegen, umringen sie, legen ihre Gewehre auf sie an, schießen letztere ab, werfen die Speere, zücken die Messer unter drohenden Gebärden und tun ganz so, als ob sie die Gäste als Feinde ansähen und vom Erdboden vertilgen wollten. Das sieht gefährlich aus, und wer im Land und mit den Gebräuchen der Beduinen nicht bekannt ist, der kann eine solche Fantasia sehr leicht für Ernst nehmen und dadurch einen Fehler begehen, der ihm das Leben kostet.
    Das war nun hier bei den Beni Abbas freilich nicht der Fall. Sie wußten, daß die ihnen entgegenstürmenden Männer nur zu ihrer Begrüßung kamen. Darum beantworteten sie deren Geschrei in der gleichen Weise. Sie zielten, schossen, ließen sich in Scheinkämpfe ein und taten ganz so, als ob sie den Beni Sallah vernichten wollten. Es war ein Heidenlärm, ganz als ob es sich wirklich um Leben und Tod handle.
    Nur drei Personen nahmen nicht teil an dieser Fantasia, Badija, Hiluja und ihr Vater. Die beiden Schwestern, die die Gäste natürlich zuerst erreicht hatten, waren von ihren Pferden gesprungen und stürzten auf das Kamel ihres Vaters zu, dieser ließ dasselbe augenblicklich niederknien und stieg, noch ehe es am Boden lag, herab, um seine Arme zu öffnen.
    „Hamdullillah, Preis sei Gott, dem Allbarmherzigen“, rief er. „Er hat mir die Verlorene wiedergegeben. Ihm sei Dank und Anbetung im Himmel und auf Erden!“
    Die Kinder hatten sich an die Brust des Vaters geworfen. Sie hielten ihn umschlungen, so fest, als ob sie ihn gar nicht wieder lassen wollten. Unter strömenden Freudentränen und lautem Schluchzen nannten diese drei glücklichen Menschen sich bei den zärtlichsten Namen. Kurze, abgerissene Fragen gingen von Lippe zu Lippe, und keines von ihnen hatte auf die sie umtobende Fantasia acht, bis Falehd, der Riese, von seinem Pferd sprang und zu der Gruppe trat.
    „Habakek ïa Scheik – sei willkommen, o Scheik!“ sagte er, dem Vater der Mädchen die Hand bietend.
    Dieser wand sich aus der Umarmung der Töchter und erwiderte seinen Gruß. Die Augen des Riesen waren nicht etwa mit freundlichem Ausdruck auf ihn gerichtet. Der Scheik kam mit seinen Leuten dem Goliath gar nicht gelegen, zumal heute, wo er der Mann und Herr der Königin werden wollte.
    „Ziehst du weiter, oder wirst du bei uns einkehren?“ fragte Falehd.
    Der Scheik war mehr als überrascht von dieser unerwarteten Frage. Er blickte die Königin an, sah deren zorniges Erröten und antwortete:
    „Weiterziehen? Wohin meinst du, daß ich zu reisen die Absicht haben könnte?“
    „Allah ist allwissend, nicht aber ich.“
    „Selbst wenn ich weiterziehen wollte, würde doch mein Herz mich drängen, meine Töchter zu sehen.“
    „Du siehst sie hier.“
    „Ich komme nicht in meinen alten Tagen durch die Wüste geritten, um die Tochter nur für einen Augenblick zu sehen und nur hier vor dem Lager mit ihr zu sprechen. Oder haben die Beni Sallah kein Zelt für den Vater ihrer Königin?“
    „Alle, alle Zelte stehen dir natürlich offen“, sagte Badija. „Höre nicht auf ihn, den ein finsterer Geist bewohnt. Er glaubt, hier gebieten zu können, und ist doch nicht mehr als jeder andere. Komm.“
    Der Scheik wurde mit seinen Begleitern unter Jubel nach dem Lager geleitet. Falehd aber blieb mit einigen seiner Anhänger zurück. Indem er mit ihnen langsam den Vorangerittenen nachfolgte, sagte er:
    „Nur der Teufel kann diesen Alten auf den Gedanken gebracht haben, heute zu uns zu kommen. Es ist möglich, daß er alle unsere Absichten zunichte macht.“
    „Das wird er nicht vermögen“, antwortete ein anderer. „Er ist nicht Mitglied unseres Stammes und hat also weder Sitz noch Stimme bei der Beratung.“
    „Das ist von gar keiner Bedeutung. Allein seine Anwesenheit bestärkt die Anhänger der Königin in ihrem Selbstvertrauen. Zudem ist er ihr Vater und hat als solcher gewisse Rechte über sie.“
    „Diese Rechte hat er ja an deinen Bruder abgetreten, indem er sein Kind ihm zum Weib gab.“
    „Der Bruder ist gestorben.“
    „So bist du sein Erbe, also auch der Erbe dieser Rechte.“
    „Ich würde es sein, wenn ihr Vater fern wäre; da er sich aber jetzt bei uns befindet, hat er mehr über sie zu sagen als ich. So ist es nach den Gesetzen der Wüste. Der Gast steht höher als jeder Angehörige des Stammes.“
    „Aber wenn du deine drei Gegner besiegt hast, kann er sich doch nicht etwa weigern, sie dir zum Weib zu geben?“
    „Darüber bin ich mir

Weitere Kostenlose Bücher