50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste
dir erzählen. Ich werde deinen Ruhm verkünden, so weit mein Ruf und meine Stimme reicht.“
„Das kann mir persönlich aber keinen Nutzen bringen. Ich werde diese Gegend sehr bald wieder verlassen und dann wohl niemals wiederkommen.“
„Verlassen?“ fragte der Scheik. „Ich denke, du willst für immer bei den Beni Sallah bleiben!“
„O nein. Das ist unmöglich.“
„Aber Badija sagte mir, daß du für sie kämpfen willst.“
„Das ist allerdings der Fall.“
„Dann wirst du Scheik des Stammes.“
„Es ist mir doch möglich, diese Würde von mir zu weisen.“
„Nein. Du erkämpfst dir ein Weib und diese Würde.“
„Ich trete die Würde an einen anderen ab.“
„Das ist unmöglich. Nur abgerungen könnte dir beides wieder werden, das Weib und die Würde. Hast du vielleicht bereits eine Frau?“
„Nein.“
„Oder bist du verlobt mit einer Tochter deines Stammes?“
„Auch das nicht.“
„Ist Badija dir nicht schön genug?“
„Sie ist die Schönste der Schönen.“
„Oder nicht reich genug?“
„Ich weiß nicht, was sie besitzt; aber ich selbst bin reich; wenn ich mir eine Frau nehme, kann sie ganz arm sein, wenn nur ihr Herz reich ist.“
„Warum willst du da Badija von dir weisen?“
„Eben weil ihr Herz arm ist.“
Steinbach lächelte dabei so eigentümlich, daß sein Lächeln die Aufmerksamkeit des Scheiks erweckte.
„Ihr Herz arm?“ fragte dieser. „Oh, da kennst du sie nicht!“
„Ich kenne sie. Ihr Herz ist reich an allen guten Eigenschaften, aber für mich ist es arm. Badija liebt mich nicht.“
„Sie liebt dich, ich habe es aus der Art und Weise bemerkt, in der sie von dir spricht.“
„Sie liebt mich als den Retter ihrer Schwester, als ihren Freund, aber sie liebt mich nicht so, wie das Weib den Mann lieben soll.“
„Oh, das ist Schwärmerei! Das Weib hat zu gehorchen. Die Liebe kommt ganz von selbst, wenn der Kadi und der Mullah das Paar verbunden haben.“
„O nein! Ist Badija mit dem Mann, der ihr starb, nicht durch den Kadi und den Mullah verbunden gewesen?“
„Ja.“
„Sie hat ihn aber doch nicht geliebt; er hat sie nicht anrühren dürfen. Ein solches Weib möchte ich nicht haben.“
„So verachtest du sie? Das tut meinem Herzen wehe.“
„Ich verachte sie nicht, sondern ich verehre sie. Ich wollte nur sagen, daß ich nur eine Frau haben will, die mich so liebt, daß ihr ganzes Herz mir gehört.“
„Warum aber sollte Badija dir nicht das ihrige schenken?“
„Sie hat es nicht mehr.“
„Nicht mehr? Wer sollte es denn besitzen? Du sagtest doch, daß sie den Verstorbenen nicht geliebt habe.“
„Du scheinst anzunehmen, daß eine Frau ihr Herz nur an ihren Mann verschenken kann.“
„Ja, das ist ihre Pflicht. Sie darf es keinem andern schenken, das wäre gegen das Gebot des Propheten.“
„Aber nicht gegen die Gebote der Natur. Das Herz fragt nicht nach dem Zwang, der ihm angetan wird. Es bäumt sich vielmehr gegen ihn auf.“
„O Allah, Allah! Welchen Schmerz bereitest du mir!“
„Schmerz? Das begreife ich nicht.“
„Du sagst doch, daß Badija ihr Herz nicht ihrem Mann gegeben habe!“
„Kann dich das schmerzen?“
„Das nicht, aber daß sie es einem andern geschenkt! Das durfte sie nicht. Das ist Ehebruch. Wer hätte das von ihr gedacht! O Badija, mein Kind, meine Tochter! Und noch vor wenigen Augenblicken saß sie so rein, so unschuldsvoll an meiner Seite. Welche Verstellung!“
„Sie ist ja rein und unschuldig. Erlaubte sie Ihrem Mann nicht, sie anzurühren, so hat sie es auch keinem andern erlaubt.“
„Ist das wahr?“
„Ja. Überhaupt hat sie ihr Herz erst nach seinem Tod verschenkt, das darfst du glauben.“
„Hamdullillah! Preis sei Gott! Jetzt ist mir meine Seele wieder leicht. Sie ist also rein und gut geblieben. Aber wem hat sie denn ihre Liebe gewidmet?“
„Hat sie davon nicht zu dir gesprochen?“
„Nein.“
„So darf auch ich nichts sagen.“
„Warum?“
„Weil das ihre eigene Sache ist.“
„Aber du kennst ihn?“
„Ja.“
„Wer ist es?“
„Soeben sagte ich dir, daß ich es dir nicht mitteilen kann. Aber komm, setze dich hier neben mich, ich habe mit dir noch einiges zu besprechen.“
Der Scheik folgte dieser Aufforderung, neugierig, was Masr-Effendi ihm zu sagen habe. Dieser begann:
„Warum hast du deine Tochter einst dem Scheik der Beni Sallah zum Weib gegeben?“
„Er hielt um sie an.“
„Ich meine den eigentlichen Grund. Sie liebte ihn doch nicht.“
„Sie
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