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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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läuft einer von euch schnell in die Stadt nach dem italienischen Haus und fragt nach ihnen. Sie heißen Normann Effendi und Wallert Effendi. Es ist auch ein Engländer bei ihnen. Ich heiße Said. Habt ihr verstanden?“
    „Ja. Wer aber bezahlt uns?“
    „Genannte Herren. Sie werden euch so viel geben, wie ich euch gesagt habe, und sogar noch mehr, wenn ihr dafür sorgt, daß ihr sie schnell findet. Tut es ja. Ich verspreche euch bei Allah und dem Barte des Propheten, daß ihr das Geld bekommen werdet.“
    „Da du schwörst, so wollen wir es tun. Wir werden gleich alle Wege besetzen, so daß sie uns nicht entgehen können, und einer mag nach der Stadt in das italienische Haus reiten. Du aber folge den Deinen in Allahs Namen!“
    Said wandte jetzt um und jagte dem Pascha nach, so schnell sein Pferd nur zu laufen vermochte. Er hatte das Seinige getan. Zwar fragte er sich, ob er nicht selbst hätte nach der Stadt reiten können. Aber einmal hätte sein Herr die Absicht dieser Flucht sofort erraten und dann gewiß seine Tour geändert, und ferner hielt er es auch für besser, bei den Mädchen zu bleiben, denn es stand zu erwarten, daß er ihnen von Nutzen sein konnte.
    Als er den Pascha erreichte, empfing dieser ihn zwar mit grollenden Vorwürfen; der brave Kerl aber machte sich nichts daraus und lachte fröhlich vor sich hin, daß ihm seine Absicht so gut gelungen war. –
    Die Freunde waren, wie bereits erwähnt, dem Obersten der Heerscharen mit seiner Truppe vorangeeilt. Als sie das Haus des Paschas erreichten, war es verschlossen. Sie klopften. Gleich darauf wurde von innen auch geklopft. Es war die Stumme, die mit ihren händelosen Armen nicht hätte öffnen können, selbst wenn sie den Schlüssel, den der Pascha wohlweislich eingesteckt hatte, besessen hätte.
    Sie gingen nun um das Gebäude herum und stiegen durch einen offenen Laden des Erdgeschosses ein. Die Stube, in der sie jetzt standen, war leer. Von da aus traten sie in den fast dunklen Hausflur. Dort fanden sie die Stumme.
    „Wer bist du?“ fragte Steinbach dieselbe.
    Sie antwortete durch einige unartikulierte Laute.
    „Herrgott!“ sagte Normann. „Das ist Tschitas Mutter! Weib, wo ist deine Tochter?“
    Sie deutete nach der Tür.
    „Fort?“
    Sie nickte.
    „Ah, also doch spazieren?“
    Sie nickte abermals.
    „Nicht wahr, nach dem Bad l'Enf?“
    Ein drittes Nicken bejahte auch diese Frage. Steinbach hatte indessen die Tür untersucht, und als er dieselbe verschlossen fand, eine im Hausgang lehnende Gartenhacke ergriffen und mit ihr die Tür gesprengt. Da kam auch bereits der brave Oberst mit seinen kriegerischen Begleitern heranmarschiert.
    „Haben ihm schon jearretiert?“ fragte er.
    „Nein. Er ist fort.“
    „Was? Ihm is fort? Wohinüber und herunter?“
    „Er ist mit seinem Harem nach l'Enf spazieren.“
    „Wie, ihm geht spazieren? Ihm, den Verbrecher? Na, wir werden ihm jetzt sogleich einem Hindernis in den Weg legen.“
    „Wollen Sie ihm nach? Das will doch noch überlegt sein. Vielleicht untersuchen wir erst einmal, ob es sich wirklich bloß um einen Spazierritt handelt.“
    Sie begannen darauf die Zimmer zu durchsuchen. Da ertönte plötzlich ein Schrei, von dem es gar nicht möglich schien, daß er von einem Menschen ausgestoßen sein könne, und als sich die Männer umblickten, sahen sie die unglückliche Frau vor Wallert stehen. Ihre ganze Gestalt zitterte vom Kopf bis zu den Füßen; ihre Augen schienen aus den Höhlen treten zu wollen, und in ihrem Gesicht lag ein Ausdruck angstvollen Entzückens, der gar nicht zu beschreiben war.
    „Was wollen Sie?“ fragte Wallert dieselbe, sich in diesem Augenblicke unwillkürlich der deutschen Sprache bedienend.
    Ein zweiter, noch lauterer Schrei war die Antwort. Dann lachte die Stumme ganz glückselig auf, und zugleich stürzten ihr große, dicke Tränen aus den Augen.
    „Mein Heiland!“ meinte jetzt Normann. „Sollte sie vielleicht gar Deutsch verstehen! Fast scheint es so!“
    „Oah! Oah!“
    „Sie verstehen Deutsch?“
    „Oah! Oah!“
    „Sind sie vielleicht gar eine Deutsche?“
    Die Stumme nickte wohl zwanzigmal und antwortete wieder:
    „Oah, oah!“
    „Himmel! Tschitas Mutter eine Deutsche!“
    „Eing, eing, eing, eing!“
    „Sie hat keine Zunge; sie kann nicht sprechen. Soll dieses Wort vielleicht ‚nein‘ bedeuten?“
    Abermals nickte die Unglückliche.
    „Oah, oah!“
    „Sie sprechen also nicht deutsch?“
    „Oah, oah!“
    „Also doch! Worauf bezieht sich dann

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