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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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dies Nein? Ah, ich nannte sie Tschitas Mutter! Sind Sie das etwa nicht?“
    „Eing, eing, eing!“
    „Nicht! Also nicht. Sie armes beklagenswertes Wesen, fassen Sie sich, sammeln Sie sich. Beherrschen Sie Ihre Aufregung! Wir müssen uns durchaus verständlich machen. Das ist gerade in diesem Augenblick wohl von allergrößter Wichtigkeit. Ist Tschita eine Türkin?“
    „Eing, eing!“
    „Was denn? Doch nicht etwa eine Deutsche?“
    „Oah, oah!“
    „Mein Jesus! Ist das möglich!“
    „Oah, oah!“
    „Wenn Sie nicht ihre Mutter sind, was sind Sie dann?“ fragte er weiter. „Eine Verwandte?“
    „Eing, eing!“
    „Nicht? Also eine Dienerin?“
    „Oah, oah!“
    Die Stumme machte mit ihren Armen eine Bewegung, als ob sie sich ein Kind an die Brust lege.
    „Ah! Sie waren Tschitas Amme?“
    „Oah, oah!“
    „So kennen Sie ihre Eltern?“
    Sie nickte. Ihr Gesicht drückte eine unendliche Spannung aus. Es war ja das erste Mal nach langen Jahren, daß sie sich über das verständlich machen konnte, was ihr so bergschwer auf dem Herzen gelegen hatte.
    „Wer ist Tschitas Vater?“
    Da gab die Unglückliche eine Antwort, die wohl keiner der Anwesenden erwartet hätte. Sie deutete nämlich mit dem Armstumpf auf Wallert, kniete vor ihm nieder und legte ihre Lippen auf seine Hand, um sie zu küssen. Das geschah in einer Weise, daß allen die Tränen in die Augen traten.
    „Sie irren“, nahm jetzt Normann das Wort. „Dieser junge Mann kann doch nicht Tschitas Vater sein.“
    „Eing, eing!“ antwortete die Stumme, also „Nein, nein!“ Und doch fügte sie sofort hinzu: „Oah, oah“, also „Ja, ja!“ indem sie fortgesetzt auf Wallert hindeutete.
    „Ah, Sie wollen wohl sagen, daß er Tschitas Vater sehr ähnlich sieht?“
    Die Stumme tat jetzt förmlich einen Sprung vor Freude, so gut verstanden worden zu sein. Normann aber fuhr fort:
    „Das ist doch jedenfalls nur ein Zufall.“
    Da stellte sich die Frau vor Wallert hin, sah ihn genau an und schüttelte höchst demonstrativ den Kopf.
    „Nicht? Meinen Sie etwa gar, daß er verwandt mit Tschitas Vater sei?“
    „Oah, oah!“
    „Wunderbar! Aber halt, da kommt mir ein Gedanke! Konnten Sie früher schreiben?“
    Sie nickte.
    „Nun, da können Sie vielleicht mit dem Arm die Bewegung des Schreibens gegen die Wand machen und uns so verständlicher werden. Wie hieß also der Vater von Tschita?“
    Sofort trat die Stumme an die weißgetünchte Wand und schrieb mit dem rechten Arme in großen Lettern:
    „Adlerhorst.“
    Es läßt sich nicht beschreiben, welchen Eindruck dieses Wort auf die Freunde machte. Wallert schrie laut auf:
    „Adlerhorst? Und wie war sein Vorname?“
    „Alban“, schrieb sie.
    „O du barmherziger Gott! Ist das möglich? Wärst du etwa Sarah, die jüdische Amme?“
    „Oah, oah, oah!“ nickte sie, ganz entzückt.
    „O Gott! O Gott! Tschita ist meine Schwester, meine Schwester!“
    Wallert schlug die beiden Hände an die Wand, stemmte den Kopf darauf und weinte bitterlich.
    Alle waren tief ergriffen. Doch sagte keiner ein Wort, selbst die nächst Beteiligten nicht. Aber Sarah trat zu ihm heran, kniete abermals nieder, nahm den Saum seines Rockes zwischen ihre Arme und küßte ihn.
    Dann näherte sich ihm auch Normann, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte:
    „Lieber Hermann, fasse dich! Das, was du erfahren hast, ist ja nicht traurig.“
    „Nein, traurig nicht, gar nicht!“ antwortete Wallert unter weiter strömenden Tränen. „Ich weine ja auch nicht vor Schmerz, sondern vor Entzücken.“
    Und nun erst ließ sich der Engländer hören:
    „Alle Wetter! Adlerhorst! Adlerhorst heißen Sie?“
    „Ja, Mylord.“
    „Und Alban von Adlerhorst war Ihr Vater?“
    „Ja.“
    „Aber, Mensch, sind Sie denn bei Trost! Dann sind Sie ja mein Cousin; ich suche Ihre Familie, Sie suchen mit, und dennoch verschweigen Sie mir, daß wir eigentlich in einen und denselben Taubenschlag gehören!“
    „Ich mußte es. Vielleicht darf ich Ihnen später einmal die Gründe mitteilen. Nur die Überraschung hat mich fortgerissen, meinen Namen zu nennen.“
    „Na, Junge, so laß dich nur noch ein wenig weiter fortreißen, nämlich an mein Herz! Komm her! Jetzt endlich habe ich einen von den Finken gefangen! Nun wird man ja auch wohl erfahren, wo die anderen umherfliegen!“
    Mit diesen Worten zog der Lord Wallert an sich und küßte ihn herzlich. Dann fragte er:
    „Ist diese Sarah vielleicht auch deine Amme gewesen?“
    „Nein. Die Eltern waren in

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