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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sie!“
    „Aber das junge Mädchen ist doch nicht ein Kind der Wüste!“
    „O gewiß, sie ist es. Sie ist die Tochter eines berühmten Scheiks.“
    „Allah! Warum geht sie denn in dieser Gegend unverschleiert?“
    „Wir sind hier fremd. Wir kennen die Sitten dieser Gegend nicht.“
    „So solltet ihr desto vorsichtiger sein.“
    Da rief die Alte: „Du aber kennst die Gesetze der Wüste. Sieh her, ich fasse dich. Du bist nun unser Beschützer.“ Dann ergriff sie mit der rechten Hand den Strick, der ihm als Gürtel diente, und legte ihm die Linke auf die rechte Schulter. Das ist nämlich dasselbe wie die Worte: „Du bist der Beschützer.“ Kein einziger Beduine wird sich diese Worte vergeblich sagen lassen. Derjenige, der sie ausspricht, steht von demselben Augenblick an unter seinem Schutz; er kämpft für ihn, und er stirbt für ihn.
    Der junge Beduine zog die Augenbrauen ein wenig zusammen.
    „Weißt du, was du verlangst?“ fragte er. „Von jetzt an gehört euch mein Leben. Ist die da drinnen im Zelt das wert?“
    „Sie ist es wert. Oh, rette, rette sie!“
    „Ich werde sie sehen und dann handeln.“
    Er konnte von dort, wo er stand, Hiluja allerdings nicht sehen; aber das laute Johlen und Lachen, das aus dem Zelt erschallte, und die Hilferufe der Bedrängten ließen genügsam erkennen, daß sie sich in einer schlimmen Lage befand. Mit schnellen Schritten eilte er daher nach der anderen Seite des Zeltes, wo dasselbe offen war und wo zwei Arnauten soeben Hiluja gepackt hatten und sich bemühten, sie zu küssen. Sie wehrte sich weinend und aus Leibeskräften, doch konnte dieser Widerstand von keinem Erfolg sein.
    „Halt!“ sagte da plötzlich der Beduine, indem er den Arm gebieterisch ausstreckte. „Diese Tochter des Uëlad arab gehört euch nicht. Laßt sie los!“
    Die Augen aller richteten sich jetzt auf ihn. Ein allgemeines höhnisches Lachen erscholl, und derjenige, der das Mädchen in das Zelt gezogen hatte, rief:
    „Hört ihr es? Dieser Mensch ist wahnsinnig.“
    „Ich bin es nicht. Dieses Mädchen steht unter meinem Schutz!“
    „Unter dem Schutz eines Kindes, eines Knaben!“
    Der Arnaut sagte das im verächtlichsten Ton. Der junge Beduine hatte inzwischen nur einen kurzen, forschenden Blick auf Hiluja geworfen, doch dieser eine Blick hatte ihm genug gesagt.
    Hochrot von der Aufregung des Widerstandes stand sie zwischen den beiden Arnauten, die sie noch immer gepackt hielten. Ihr Busen wogte heftig, und ihr Auge, obgleich von den Tränen des Zornes erfüllt, sprühte Blitze, wie sie das Auge einer Dirne unmöglich versenden konnte.
    Der Beduine hob unwillkürlich die Hand zum Herzen. Es ging darin etwas vor, worüber er sich im Augenblick keine Rechenschaft zu geben vermochte. Aber es war ihm, als ob man ihm selbst diese Schande angetan habe, als ob er für dieses herrliche Mädchen sein Leben wagen müsse und auch gern und tausendmal wagen werde. Er zuckte jetzt mit einem unendlich überlegenen Lächeln seines vornehmen und furchtlos dreinblickenden Gesichtes die Achseln und antwortete:
    „Einen Knaben nennst du mich? Soll ich dir etwa beweisen, daß ein Wüstenknabe mehr Mut besitzt als ein alter Tschausch der Arnauten?“
    Tschausch heißt soviel wie Sergeant. Der Arnaut trug nämlich die Abzeichen dieses militärischen Grades.
    „Willst du mich etwa beleidigen?“ rief derselbe.
    „Hast du mich nicht bereits beleidigt, indem du mich einen Knaben nennst? Ich habe wohl mehr Feinde erlegt, als du je gesehen hast.“
    „Mäuse und Ratten, ja!“
    „Du hast recht, denn ein Araber behandelt seine Feinde nur wie Mäuse und Ratten. Sie kriechen vor ihm in ihre Löcher.“
    „Nun, so versuche, ob auch wir uns verkriechen!“
    „Das ist nicht nötig. Ich betrachte euch noch nicht als meine Feinde. Ihr seid sie erst dann, wenn ihr mir dieses Mädchen nicht freigebt.“
    „Hast du ein Recht auf sie?“
    „Ja, ich bin ihr Beschützer.“
    „Du?“ lachte der Sergeant laut auf, und alle stimmten in sein Lachen ein. „Mit welchem Recht nennst du dich ihren Beschützer?“
    „Mit dem Recht der Wüste, und was das bedeutet, wirst du wohl wissen.“
    „Ich weiß es, aber ich erkenne es nicht an. Hier bei uns gelten ganz andere Rechte und Gesetze. Wir können nur dann dein Recht über sie anerkennen, wenn du ihr Bruder oder ihr Bräutigam bist. Ist sie also deine Schwester?“
    Der Arnaut verhandelte nur deshalb mit dem jungen, ihm so ganz ungefährlich erscheinenden Mann, um sich und den

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