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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sicherheit tun kann, da selbst der Richter ihn nicht gern verurteilt, weil er befürchten muß, wenn nicht noch während der Gerichtssitzung, so doch später niedergestochen zu werden. Darum ist der Arnaut gefürchtet und gemieden. Er darf ungestraft tun, was hundert andere nicht wagen würden.
    Also wohl mehr als ein Dutzend dieser Leute saßen unter dem luftigen Dach des Kaffeezeltes und hatten nicht nur Kaffee getrunken; das war ihren geröteten Gesichtern und funkelnden Augen anzusehen.
    Da kam Hiluja daher und wurde von ihnen bemerkt. Aller Blicke richteten sich sofort auf sie.
    „Seht, wer da kommt!“ rief einer. „Bei Allah, das ist die schönste und süßeste Oruspu, die ich jemals gesehen habe. Sie mag sich zu uns setzen, um uns einen Vorgeschmack zu geben, welche Lust uns einst bei den Huris des Paradieses erwartet!“
    Oruspu ist ein leichtsinniges Mädchen.
    Der Sprecher war von seinem Sitz aufgesprungen. Er trat jetzt aus dem Zelt heraus und auf die beiden Frauen zu. Das schöne Mädchen mit seinem glühenden Blicke fast verschlingend, streckte er beide Arme nach ihm aus und sagte:
    „Du kommst zur rechten Zeit, um von uns empfangen zu werden. Herein zu uns!“
    Hiluja erschrak auf das heftigste. Den Arm ihrer Begleiterin ergreifend und sich zur Flucht wendend, sagte sie hastig:
    „Komm, komm! Laß uns schnell umkehren!“
    „Umkehren?“ fiel der Arnaut ein. „Nimmermehr!“
    Und bei diesen Worten hatte er sie bei der Hand gefaßt, um sie gewaltsam mit sich fortzuziehen. Zitternd vor Angst wehrte sie ihm und rief:
    „Laßt mich! Ich habe nichts mit euch zu schaffen!“
    Er aber zog sie dennoch mit sich fort. Sie konnte ja dem kräftigen Mann nicht widerstehen.
    Da ergriff die Alte ihre Herrin mit beiden Armen und versuchte sie zurückzuhalten; der rohe Mensch aber gab ihr einen Schlag mit der Faust, daß sie zurücktaumelte.
    „Pack dich, Scheusal!“ rief er dabei. „Mit dir haben wir nichts zu schaffen. Geh in die Hölle, wohin du gehörst!“
    „Gnade, Gnade!“ stöhnte da Hiluja. „Was haben wir euch denn zuleide getan!“
    „Nichts, gar nichts! Auch wir wollen dir nichts zuleide tun.“
    Der Arnaut hatte Hiluja inzwischen bis an das Zelt gezerrt. Jubelnd griffen nun die anderen zu und zogen sie vollends hinein. Hiluja schrie laut und voller Angst um Hilfe, aber es war außer einem kein Mensch in der Nähe! Und wer hätte es wohl auch gewagt, wegen einer Unbekannten, die überdies wie eine Dirne ohne Schleier ging, mit einer ganzen Schar dieser rohen Menschen anzubinden? Er hätte sich sagen können, daß er damit einem fast sicheren Tod entgegengehe.
    Dieser eine war, wie man auf den ersten Blick erkannte, ein Beduine. Sein noch junges und volles, bartloses Gesicht blickte sonnenverbrannt unter dem weißen Tuch hervor, in welches er den Kopf gehüllt hatte. Die Gestalt war in einen ebenso weißen Haïk gehüllt, einen langen, fast zur Erde reichenden Mantel, wie ihn die Beduinen zu tragen pflegen, und seine nackten Füße trugen Sandalen, die übers Kreuz sich um den unteren Teil des Beines schlangen und mit Riemen befestigt waren. Da er den linken Vorderteil des Mantels über die Schulter geworfen hatte, konnte man sehen, daß er ein Untergewand von einfachem grauen Stoff trug. Dasselbe wurde nur von einem armseligen, kamelhärenen Strick um die Hüften festgehalten. In diesem Strick stak ein Messer mit langer, doppelschneidiger Klinge. Über der Schulter hing an einem schmalen Riemen eine lange Beduinenflinte.
    Er war langsam am Fluß dahergekommen und hatte die Szene von weitem gesehen. Sein Schritt wurde jedoch ein schnellerer, als die beiden Frauen ihre Stimmen erhoben, und als sein Auge gar bemerkte, daß der Arnaut die Alte schlug, kam er mit verdoppelter Eile herbei. Auch sie hatte ihn erblickt und flüchtete jetzt auf ihn zu. Es gab ja keinen Menschen in der Nähe; er war also der einzige, an den sie sich hilfesuchend wenden konnte.
    „Hilf ihr, hilf!“ rief sie ihm entgegen. „Errette sie aus den Händen dieser rohen Menschen!“
    Der Beduine war noch sehr jung, machte aber keineswegs den Eindruck eines Menschen, der zaghaft ist. Sein dunkles, schönes Auge überflog jetzt lebhaft forschend die Gestalt der Alten, und mit einem Ausdruck der Ungewißheit und des Zweifels sagte er:
    „Du scheinst doch keine Griechin zu sein?“
    „Nein.“
    „Du hast vielmehr die Züge einer Araberin.“
    „Ja, ich bin auch die Tochter eines freien Beduinen. Hilf uns daher! Rette

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