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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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bereits um sie geworben.“
    „O Himmel! Der Bruder des Toten! Sind eure Gesetze auch so, daß sie diesen nehmen muß?“
    „Ja. Nur der Tod kann dazwischentreten. Es ist Gesetz, daß sie ihrem Schwager gehören muß. Will sie einen anderen lieben, so muß dieser andere mit dem ersteren kämpfen, und das Gesetz fordert, daß dieser Kampf nur mit dem Tod des einen enden darf.“
    „So mag doch dein Bruder mit dem Schwager meiner Schwester kämpfen.“
    Hilal antwortete nicht. Erst nach einer Weile sagte er:
    „Es gibt zwei Worte, die dies verbieten, nämlich das Wort Falehd und das Wort Blutrache.“
    „Das letztere kenne ich, das erstere aber nicht!“
    „Wie? Du hättest nie von Falehd gehört?“
    „Nein. Ist das ein Name?“
    „Ja. Falehd ist eben der Bruder des verstorbenen Scheiks, er ist's, der deine Schwester zum Weib begehrt, die nicht nur schön wie eine Huri des Paradieses, sondern auch ebenso klug ist. Seit sie Witwe ist und als solche den Stamm beherrscht, hat dieser sich unter ihrer Regierung weit ausgebreitet nach allen Richtungen des Himmels, und die Zahl unserer Krieger hat sich verdoppelt, und unsere Herden weiden in den Oasen, die wir eroberten. Darum nennt man sie auch die Königin der Wüste. Falehd will nun der König sein. Er ist ein Riese an Gestalt. Ich habe keinen Mann gesehen, der einen Körper hat, wie der seinige ist. Er besitzt eine Kraft, daß man von ihm behauptet, er könne mit einem Löwen ringen, ganz ohne Waffen. Kein Mensch wagt sich an ihn.“
    „So fürchtet sich auch dein Bruder, mit ihm um den Besitz meiner Schwester zu kämpfen?“
    „Mein Bruder kennt keine Furcht; er weiß aber, daß dies sein sicherer Tod sein würde. In einem Kampf mit dem Messer oder einer anderen Waffe würde mein Bruder ihn besiegen; Falehd aber würde so klug sein, nur auf einen Kampf mit der Faust einzugehen, und da ist er unüberwindlich. Und selbst wenn Tarik ihn besiegte, würde er den Preis doch nicht erringen. Da ist das Wort Blutrache, das ich vorhin nannte.“
    „Ich verstehe dich nicht.“
    „Nun, wenn mein Bruder Falehd besiegt, so muß er ihn nach dem Gesetz töten. Dieser Tod aber muß dann durch Falehds Verwandte gerächt werden. Wer aber ist der nächste Verwandte?“
    „Meine Schwester.“
    „Ja. Sie ist seine Schwägerin und zugleich die Königin des Stammes. Sie müßte die Blutrache übernehmen, und sie dürfte nicht ruhen und nicht rasten, bis auch mein Bruder getötet ist. Kann sie da sein Weib sein?“
    „Allah ist groß, aber hier kann selbst er nicht helfen.“
    „Allah ist allmächtig; er kann helfen, wenn er will. Ich hatte einen Traum, in dem mir Allah zeigte, wie Hilfe möglich ist. Als ich erwachte, nahm ich mir vor, dem Rat meines Traumes zu gehorchen. Ich hätte es getan, bald, sehr bald, aber …“
    Hilal schwieg und blickte düster vor sich nieder.
    „Nun willst du es nicht tun?“ fragte Hiluja.
    „Ich möchte wohl, aber es ist etwas dazwischengekommen, wodurch es fast unmöglich gemacht wird.“
    „Was träumte dir denn?“
    „Mir träumte, daß ich mit Falehd ränge, und ich besiegte ihn.“
    „O Himmel! Du willst mit ihm ringen?“ fragte sie erschrocken.
    „Es träumte mir, und ich wollte es tun.“
    „Du, gegen die Kraft eines solchen Riesen?“
    „Hast du heute nicht gesehen, wie ich mit dem Tschausch kämpfte? Als ich ihm endlich standhielt, hat er da meinen Fuß oder meine Hand um ein Haarbreit zu bewegen vermocht? Ich glaube, nach Falehd bin ich der stärkste, obgleich ich nicht als Riese gewachsen bin, aber ich habe mich geübt, und vielleicht wollte es Allah, daß mir ein glücklicher Umstand im Kampf gegen den Stärkeren zu Hilfe käme. Ja, ich wollte es wagen; aber seit heute gibt es ein Hindernis.“
    „Welches?“
    „Mein Leben gehört nicht mehr mir, ich darf es nicht für den Bruder verschenken.“
    „Wem sollte es denn gehören?“
    „Ich darf es nicht sagen!“
    „Auch mir nicht?“
    „Nein. Dir ganz und gar nicht.“
    „Wenn ich dich nun darum bitte?“
    „Auch dann nicht.“
    „Du meintest heute, daß du niemals eine Unwahrheit sagest, und doch hast du eine gesagt.“
    „Ich weiß nichts davon.“
    „Du sagtest vorhin, eine Bitte von mir sei ganz so, als ob Allah dir einen Befehl vom Himmel sende, und jetzt behauptest du, daß du mir meine Bitte nicht erfüllen könntest.“
    „Weil du mir zürnen würdest.“
    „O nein, nein! Dir kann ich niemals zürnen. Also bitte, sage mir, wem dein Leben gehört.“
    „So

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