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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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sollst du es hören: Es gehört dir, dir allein.“
    Sie wandte sich schnell ab und schwieg. Ihr Händchen hatte nach dem Herzen gegriffen.
    „Siehe, wie du mir zürnst!“ sagte er.
    „Nein, es ist nicht der Fall.“
    „So verzeihst du mir?“
    „Ja.“
    „Aber du hast dich von mir abgewandt!“
    „Weil ich nicht weiß, warum dein Leben mir gehören soll. Du hast mich heute erst gesehen. Du hast mir nichts zu verdanken. Ich bin dir fremd.“
    „Fremd?“ lächelte er. „Ich kenne dich schon lange, lange Zeit.“
    „Das ist ja ganz unmöglich!“
    „O nein. Mein Bruder erblickte deine Schwester und liebte sie. Auch ich sah sie in all ihrer Schönheit und Herrlichkeit. Mein Herz wurde weiter und größer. Ich wußte auf einmal, daß diejenige, für die ich leben solle, ganz so sein müsse wie sie. So hatte ich ein Fikirden, die Franken nennen das ein Ideal. Ich träumte von demselben im Schlaf und im Wachen. Heute aber sah ich dich, und du bist wie deine Schwester, die Königin; du bist das Ideal, und dir gebe ich mein Leben!“
    Hilal hörte ihren Atem gehen; er sah, daß ihr Busen sich hob und senkte. Da fuhr er schnell fort:
    „Verstehe mich recht! Ich weihe dir mein Leben, ich gehöre dir; aber du bleibst trotzdem dein eigen.“
    „Wie wäre das möglich!“ seufzte sie, ohne zu fühlen, was sie damit sagte.
    Er holte tief Atem, verschlang die Arme über der Brust und sprach:
    „Als dich heute die Arnauten beleidigten und mich nach meinem Recht über dich fragten, sagte ich, du seist meine Braut; ich küßte dich sogar, und du littest es. Nach dem Gesetz der Wüste müßtest du nun mein Weib werden. Aber du hast diesen Kuß angenommen, um von diesen Arnauten erlöst zu sein; ich gebe dir daher mein Recht zurück. Es soll nie ein Mensch erfahren, daß mein Mund deine Lippen berührte. Du bist frei, aber ich bin dein Diener und dein Sklave. Erlaube mir, deine Wünsche zu erraten, und deine Gedanken mir zu deuten. So will ich dein sein ohne Ansprüche, ohne einen Dank von dir. Siehst du nun ein, daß ich mein Leben nicht für den Bruder hinzugeben vermag?“
    Hiluja schwieg. Sie wußte nicht, was sie antworten solle.
    „Du sagst nichts! Stößt du mich von dir?“
    „O nein! Wie aber habe ich das verdient?“
    „Frage die Sonne, wie sie es verdient, daß sich Millionen Blicke nach ihr richten! Es ist Allahs Wille, und so muß es geschehen. Nun sage mir noch, ob du mir zürnst!“
    „Ich habe dir bereits gesagt, daß dies mir ganz unmöglich sei.“
    „Ich danke dir! Allah segne dich!“
    Hilal ging, langsam und zögernd, als ob er ein Wort von ihr erwarte, das ihn zum Bleiben auffordere. Hiluja wollte es sagen, aber das Herz war ihr so voll, so übervoll, daß sie keinen Laut mehr hervorbrachte. Erst als er fort war, legte sie beide Hände auf die Brust und ließ einen nur mühsam unterdrückten Laut hören. War es ein Ruf der Freude, des Glückes?
    „Allah, o Allah!“ flüsterte sie. „Wie tut mir das Herz so weh! Weh? Ist das wirklich Schmerz? Ober ist es Freude, eine Freude, die mir das Herz zersprengen will, so daß ich denke, es tut weh? Ich weiß es nicht; ich weiß es nicht!“ – – –
    Drückende Sonnenglut lag auf der Wüste. Es war wie in dem Bibelwort: „Der Himmel über Dir soll sein wie Feuer und die Erde unter Dir wie glühendes Erz.“ Die brennenden Strahlen fielen auf den Sand; aber er nahm sie nicht mehr an, er war bereits gesättigt von der tödlichen Hitze und warf die Strahlen zurück, so daß sie wie ein flüssiges Glutmeer, dessen Oberfläche in blendenden Lichtern flimmert, auf der Erde lag.
    Durch den tiefen Sand wateten fünf Kamele, drei Reit- und zwei Lastkamele. Die beiden letzteren trugen die ausgetrockneten Wasserschläuche, in denen kein einziger Tropfen mehr vorhanden war, und die übrigen Habseligkeiten der Reisenden. Die kleine Gesellschaft bestand aus drei Personen, zwei männlichen und einer weiblichen. Letztere lag in der mit Vorhängen verschlossenen Sänfte, die auf dem hohen Rücken des Kamels von einer Seite auf die andere wankte. Es war – Zykyma. Neben ihr ritten Ibrahim Pascha und Said, der treue Arabadschi.
    Dem geblendeten Auge war es unmöglich, in die Ferne zu schauen. Der Blick wurde, wenn er in die Ferne schweifen wollte, von der auf dem Boden lagernden Glut förmlich wieder zurückgeworfen.
    Ein tiefes, schmerzliches Stöhnen ließ sich soeben von der Sänfte her vernehmen.
    „Verfluchte Sandhölle!“ knirschte der Pascha. „Da gibt

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