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50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste

Titel: 50 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 02 - Die Königin der Wüste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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stolz, so etwas zu tun. Aber da du sie so genau kennst, als ob du ihr Bruder seist, wirst du es mir vielleicht sagen können.“
    „Ich könnte wohl.“
    „Aber du willst nicht?“
    „Ich weiß nicht, ob ich darf. Sie wird es dir selbst sagen, wenn du zu ihr kommst. Sagte ich es dir jetzt, so würde sie mir vielleicht zürnen.“
    „Sie zürnt dir nicht. Und wenn sie es täte, würde ich dich in Schutz nehmen. Willst du mir wirklich diese Bitte nicht erfüllen?“
    „Wenn du bittest, so muß ich sprechen. Deine Bitte ist mir so, als wenn der Prophet selbst vom Himmel käme, um mir einen Befehl zu geben.“
    „Ich höre schon aus deiner vorsichtigen Weigerung, daß sie nicht glücklich war.“
    „Nein, sie war es nicht.“
    „Die Arme! Warum aber nicht?“
    „Das ist eine schwere Frage. Weißt du, im heiligen Buch der Christen steht geschrieben, daß Allah den Menschen zu seinem Bild geschaffen habe, den Mann zum Bild seiner Allmacht und das Weib zum Bild seiner Liebe. Daher kann der Mann nur glücklich werden durch den Erfolg seiner Taten und das Weib nur durch den Erfolg seiner Liebe. Der Mann lebt in und durch seinen Willen, das Weib aber in und durch das Gefühl, das Empfinden. Und Badija, die Königin, deine Schwester, konnte ihren Gemahl nicht lieben.“
    „Wie bedaure ich sie! Warum vermochte sie es nicht?“
    „Frage ihr Herz. Nur dieses kennt das Warum und Woher. Das Herz ist ein unberechenbares Ding. Es will sehr oft das, was der Kopf nicht will, und es will das nicht, was von ihm gefordert wird. Er war ein berühmter, tapferer, aber auch rauher Mann. Er verstand es nicht, sich Liebe zu erwerben. Weißt du vielleicht, was Liebe ist?“
    „Ja.“
    „Allah! Du hast bereits geliebt?“
    „Ja.“
    Er senkte den Kopf tief herab.
    „Wen?“ fragte er leise und traurig.
    „Den Vater, die Mutter und die Schwester.“
    Da ging sein Kopf schnell wieder in die Höhe.
    „Ah, diese Liebe meinst du?“
    „Welche soll ich denn sonst meinen?“
    „Es gibt noch eine andere Liebe, die viel, viel seliger macht als die Eltern- und die Kindesliebe.“
    „Welche meinst du?“
    „Die – Gattenliebe.“
    „Oh“, lächelte sie, „die kenne ich nicht. Wie sollte ich sie kennen? Ich habe ja keinen Mann!“
    „So hast du noch keinen Mann so geliebt, daß du gewünscht hättest, sein Weib zu sein?“
    „Nein. Aber – aber – aber –“
    Sie stockte.
    „Was willst du sagen?“
    „Einmal, ein einziges Mal habe ich von einem gedacht, er sei so, wie ich mir den wünsche, dessen Weib ich sein soll.“
    „Wer ist das?“
    „Steinbach Effendi.“
    „Ah, dein Retter?“
    „Ja. Er ist so hoch, so stolz, so herrlich. Er ist tapfer, ein Held der Helden, und doch ist er auch so mild, so warm, so freundlich. Du kennst ihn noch nicht genau.“
    „Nein, aber ich liebe ihn bereits. Also stolz und tapfer müßte der sein, den du lieben möchtest?“
    „Ja; aber nicht das allein. Er müßte auch mild und gütig sein. Und so ist der Scheik der Sallah nicht gewesen?“
    „Nein. Er war sogar ein grausamer Mann. Und dazu kam – ich will es dir sagen: Deine Schwester liebte einen anderen.“
    „O Allah! Wie ist das möglich?“
    „Frage da wieder ihr Herz!“
    „Sie hat es mir ja nie gesagt!“
    „Sie lernte ihn erst kennen, nachdem sie dich verlassen hatte. Er ist ein Beni Sallah. Er war der Anführer derer, die der Scheik ihr entgegensandte.“
    „Sagtest du nicht vorhin, dein Bruder sei dieser Anführer gewesen?“
    „Ja, ich sagte es.“
    „So ist er es, den sie liebt?“
    „Er ist es.“
    Hiluja faltete die kleinen Händchen zusammen und blickte ihn wie bestürzt an.
    „Deinen Bruder liebt sie! Deinen Bruder! O Allah! Hat denn er sie auch lieb?“
    „So lieb, daß es gar nicht zu sagen und zu beschreiben ist. Er ist so, genauso, wie du vorhin verlangtest, daß ein Mann sein müsse. Er hat die Kühnheit eines Löwen, oder vielmehr eines Panthers und dabei doch das weiche Gemüt eines Kindes. Er ist der berühmteste Krieger des Stammes.“
    „Ist er schön?“
    „Fast glaube ich es. Er mußte ihr entgegenreiten. Sie sahen sich und liebten sich von diesem Augenblick an. Aber sie haben es sich nie gesagt und nie gestanden. Sie wissen es, und das ist genug für sie. Nun ist der Scheik gestorben, und nach dem Gesetz des Stammes wird der Krieger Scheik, den die Witwe des Toten zum Mann wählt.“
    „So wählt sie deinen Bruder?“
    „Sie möchte wohl. Aber er ist arm, und der Bruder des Toten hat

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