50 Rituale für das Leben
erahnen, in der ich mich bergen kann. Aber ich kann auch die Liebe einüben, mit der ich mich in der Nachfolge Jesu den Menschen öffne undsie einlade, das Geheimnis der Liebe zu verstehen, mit der uns Jesus am Kreuz bis zur Vollendung geliebt hat.
Eine weitere Übung möchte ich Ihnen vorschlagen:
Legen Sie sich auf Ihr Bett oder auf eine Matte am Boden, mit dem Rücken zur Erde.
Breiten Sie die Arme zur Kreuzgebärde aus.
Die Hände sind dabei nach oben geöffnet.
Spüren Sie sich in diese Gebärde hinein.
Die offenen Arme öffnen uns für Gott.
Aber sie machen uns auch schutzlos.
Wir sind bereit, zu empfangen,
und wir sind bereit, uns Gott hinzugeben.
Dann drehen Sie die Hände nach unten.
Spüren Sie dem nach, was Sie empfinden.
Sie werden sich anders fühlen.
Diese Kreuzgebärde zeigt uns, dass wir selbst das Kreuz sind, angenagelt an uns selbst, an unsere Gegensätzlichkeit.
Wenn ich zu dieser Gebärde Ja sage,
dann erfahre ich etwas von der Freiheit, die entsteht,
wenn ich mich aussöhne mit allem, was in mir ist.
Machen Sie diese beiden Kreuzgebärden auch abwechselnd.
Fragen Sie sich dann:
Welche Haltung ist mir angenehmer?
In welche innere Haltung müsste ich mich noch mehr einüben:
in die Hingabe oder in die Annahme?
22. BALLAST BEGRABEN (KARSAMSTAG)
Bei den Osterkursen, die ich mit Jugendlichen gemacht habe, haben die Jugendlichen gerne das Bild des Grabes aufgegriffen und alles ins Grab geworfen, was sie begraben wollten, allen Ballast, den sie mit sich herumschleppten. Solcher Ballast waren die Verletzungen der Vergangenheit, um die sie immer wieder kreisten und von denen sie nicht loskamen, die Selbstvorwürfe und Selbstbeschuldigungen, mit denen sie sich zerfleischten, und vergangene Konflikte. Manchmal haben sie die Dinge, die sie ins Grab legen wollten, aufgeschrieben und die Zettel dann in einem gemeinsamen Ritual ins Grab geworfen. Ein andermal haben sie es mit Steinen getan. Mit jedem Stein haben sie etwas begraben, was sie belastet hat.
So möchte ich auch Sie zu diesem Ritual einladen. Schreiben Sie alles auf, was Sie begraben möchten, was sie nicht mehr neu aufrühren möchten. Das können Verletzungen der letzten Jahre sein, um die Ihre Gedanken und Gefühle immer noch kreisen. Das kann ein Konflikt in Ihrer Familie oder in Ihrer Firma sein. Das können Illusionen sein, an denen Sie bisher festgehalten haben, etwa die Illusion, dass Sie perfekt sind, dass Sie so ideal sind, wie Sie es sich gerne wünschen. Das können zerbrochene Beziehungen sein. Schreiben Sie alles auf. Und dann begraben Sie es. Sie können es für sich alleine tun oder aber – was intensiver wirkt – mit anderen oder vor Zeugen. Dann lesen Sie nochmals laut vor, was Sie begraben möchten, und legen es in die Grube, die Sie gegraben haben.Dann werfen Sie Erde darüber und säen Blumensamen darüber oder pflanzen einen Baum oder einen Strauch, der auf dem Begrabenen aufblühen und Frucht bringen wird.
23. OSTERLICHT UND OSTERWASSER
Die Liturgie der Osternacht kennt das eindrucksvolle Ritual, dass die Osterkerze am Osterfeuer im Freien entzündet und dann in die dunkle Kirche getragen wird. Die Gottesdienstbesucher harren in der dunklen Kirche aus, bis dann das Licht der Osterkerze endlich alles in ein helles Licht taucht. Sie wird mit dem Ruf «Lumen Christi» («Licht Christi») in die Kirche getragen. Und an ihr entzünden dann erst die Ministranten und dann das ganze Volk ihre Kerzen. So wird die dunkle Kirche hell erleuchtet. Die Gläubigen halten beim österlichen Lobgesang, dem Exsultet, ihre Kerze in die Dunkelheit ihres Herzens, damit alles Finstere in ihnen erleuchtet wird. Viele nehmen ihre Osterkerze, die sie vielleicht selbst verziert haben, mit nach Hause und zünden sie in der Osterzeit immer wieder an, um sich daran zu erinnern, dass Christus hinabgestiegen ist in das Reich des Todes und dort alle Finsternis mit seinem Licht erleuchtet hat. Wenn wir die Osterkerze zu Hause anzünden, halten wir sie in die immer wieder neu aufbrechende Dunkelheit unserer Seele.
Ein besonderes Ritual verbindet sich mit der Osterkerze: Gestalten Sie Ihre Osterkerze selbst. Überlegen Sie sich, durch welche Symbole des Lichtes und der Auferstehung Sie angesprochen werden. Nehmen Sie diese Kerze mit in die Feier der Osternacht und entzünden Sie sie an der Osterkerze in der Kirche. Dann, zu Hause, geben Sie Ihrer Osterkerze einen eigenen Platz in der Wohnung. Zünden Sie während der ganzen Osterzeit beim
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