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50 Rituale für das Leben

Titel: 50 Rituale für das Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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einige Mitbrüder aus dem Kloster ausgetreten. In der Einsamkeit fragte ich mich: Und was hält dich? In dieser Nacht ist mir klar geworden, dass ich nicht wegen anderer Mitbrüder im Kloster bleibe, sondern weil ich mich mit Jesus dazu durchgerungen habe, Ja zu diesem Weg zu sagen, den ich in der Stille und Einsamkeit der Nacht als meinen Weg vor Gott erkannt habe.Es ist kein angenehmes Ritual, am Gründonnerstag allein in die Nacht hinauszugehen. Aber es ist gut, sich der Einsamkeit zu stellen und sich zu fragen: Was trägt dich?
Was willst du mit deinem Leben?
Was erwartet dich?
Was durchkreuzt dein Leben momentan?
Bin ich bereit, Ja zu sagen zu dem Weg, der sich mir in der Stille meiner Seele andeutet?

    So lade ich dich zu zwei Ritualen ein:
Gönne dir eine Zeit am späten Abend oder während der Nacht von Gründonnerstag auf Karfreitag.
Stehe bewusst in der Dunkelheit auf und gehe in die Kirche, um dort zu wachen und zu beten. Du kannst für die Menschen beten, an die du jetzt in der Passionswoche denkst, weil sie an sich und ihrem Leben zu leiden haben. Du kannst aber einfach auch mit Jesus am Ölberg wachen und dich fragen: Was möchte Gott heute von dir? Wohin möchte er dich führen?
Du kannst natürlich die Nachtstunde auch in deiner Wohnung wachend verbringen, indem du dich in deine Meditationsecke setzt und dort mit Jesus wachst.

    Ein anderes Ritual in dieser Nacht: Gehe bewusst in die Nacht hinaus. Du wirst merken: Es ist eine besondere Erfahrung, allein in der Dunkelheit zu wandern und die Einsamkeit auszuhalten. In irgendeiner Weise geht jeder von uns allein seinen Weg. Nimm in dieser Nacht deine Einsamkeit bewusst wahr und frage dich: Was ist mein Weg? Und wie möchte ich ihn als dieser einmalige und einzigartige, aber auch einsame Mensch gehen?
21. KREUZGEBÄRDE (KARFREITAG)
    Sie haben sicher ein Kreuz in Ihrer Wohnung hängen. Betrachten Sie es an diesem Tag bewusst.
Was stellt es dar?
Was bedeutet es für Sie?

    Die Kirche feiert den Karfreitag durch einen Gottesdienst um 15 Uhr, zu der Zeit, als Jesus am Kreuz für uns gestorben ist. Für viele gehört es zum Karfreitagsritual, diesen Gottesdienst zu besuchen und das Kreuz zu verehren, das nach dem Gottesdienst an den Altarstufen aufgestellt wird, damit jeder es berühren und – wenn er möchte – es küssen kann.
    Andere gehen an diesem Tag einen Kreuzweg mit seinen 14 Stationen nach und meditieren sich in das Geheimnis des Weges Jesu hinein. In vielen Kirchen ist an der Wand ein Kreuzweg dargestellt. Es gibt aber auch viele Kreuzwege im Freien. So wäre es ein gutes Ritual, einen Kreuzweg aufzusuchen, den man langsam nachgehen und auf dem man sich im Gehen den Gang Jesu ans Kreuz erschließen kann.
    Das Kreuz ist einmal ein Bild für die Einheit aller Gegensätze. Das Kreuz zeigt mir, dass auch ich nur Mensch zu werden vermag, wenn ich mich aussöhne mit meiner Gegensätzlichkeit. Das Kreuz ist aber auch ein Bild, dass die Maßstäbe dieser Welt zerbrochen, durchgestrichen, durchkreuzt wurden. Jetzt gelten nicht mehr Erfolg oder Misserfolg, Anerkennung oder Ablehnung, sondern allein die Liebe, die sich hingibt. Und das Kreuz ist Zeichen der Freiheit. Es gibt keinen König oder Kaiser mehr über mir. Ich bin frei. Ich gehöre Gott. Unddas Kreuz ist Schutzzeichen. Es schützt mich vor allem, was an Bedrohlichem und Negativem die Welt bestimmt.

    Am Karfreitag habe ich die Jugendlichen eingeladen, die Kreuzgebärde zu machen und darin das Geheimnis des Kreuzes Jesu zu erahnen.
Ich möchte Sie einladen zu dieser Gebärde:
Stellen Sie sich in Ihrer Wohnung oder auch im Freien fest hin und breiten die Arme und Hände aus, so dass sie waagrecht in Schulterhöhe nach rechts und links ausgestreckt sind.
Die Hände weisen nach vorne.
In dieser Gebärde spüre ich, dass ich angenagelt bin an mich selbst.
Ich bin mir selbst das Kreuz.
Ich bin voller Gegensätze, denen ich nicht entrinnen kann.
Es bleibt mir nichts anderes übrig, als Ja zu sagen zu meinen Gegensätzen.
Wenn ich es versuche, dann spüre ich, dass ich mit meinen ausgestreckten Armen die ganze Welt umarme.
Nichts Menschliches, ja nichts Kosmisches ist mir fremd.
Ich werde eins mit der ganzen Welt und mit allem, was darin ist.
Ich werde eins mit allen Menschen.

    Jesus sagt im Johannesevangelium zu dieser Gebärde: «Und ich, wenn ich über die Erde erhöht bin, werde alle zu mir ziehen.» (Joh 12,32) Es ist also eine Gebärde der Liebe. In dieser Gebärde kann ich die Liebe Jesu zu mir

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