50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
wir denn hin?«
»Abendessen«, sagt er nur und starrt auf die Straße.
Bei Taylor Grayson kann ›Abendessen‹ alles Mögliche bedeuten: ein Fünf-Sterne-Restaurant in Beverly Hills, ein Strandpicknick in Malibu, ein Hubschrauberflug ins Weinanbaugebiet – einfach alles.
»Das ist ziemlich ungenau.«
Er wirft mir einen Blick zu und sieht dann wieder auf die Straße.
»Du lernst heute meine Familie kennen.« Er biegt nach links ab, in ein Wohngebiet in Beverly Hills. Eine der Straßen, auf denen man nur Reiche und die Leute, die bei ihnen saubermachen, sieht.
Seine Familie? Macht er Witze? Zum einen kann ich mir Taylor kaum als Familienmenschen vorstellen. Es würde viel besser zu ihm passen, wenn er einfach im Labor der Paramount als Filmstarretortenbaby entstanden wäre. Vor allem aber kann ich mir nicht vorstellen, dass Taylor sich mir derart öffnet, dass er mir seine Eltern vorstellen möchte. Das erscheint mir mehr als untypisch für seine sonst so geheimniskrämerische Art.
»Du stellst mich deinen Eltern vor?«, frage ich und versuche, nicht allzu geschockt zu klingen. Ich gebe mich heute Abend zwar distanziert, aber ich freue mich über Taylors Idee. Ist das ein gutes Zeichen? Klar, er kann mir außer bei unserem Hochleistungssex keine Zuneigung zeigen, aber er macht einen großen Schritt und öffnet sich mir auf seine eigene, merkwürdige Art und Weise. Auf einmal fühle ich wieder diesen Hoffnungsschimmer in mir.
Er lacht und schüttelt den Kopf. »Nein, das hier ist eine größere Sache als meine Eltern. Ich stelle dich meinen Agenten vor.«
Ich verdrehe die Augen, aber mir wird klar, dass das nach Hollywood-Maßstäben tatsächlich eine größere Sache ist. Ein Star auf Taylors Level wird auf Schritt und Tritt von Agenten begleitet – vor allem, weil er für sie eine wandelnde Geldquelle ist. Ich habe eine Reihe von Fragen, die ich stellen muss, bevor ich mich mit einem Treffen mit diesen Leuten anfreunden kann. Zum einen: Was wissen sie über Taylors Privatleben? Und was wissen sie von mir, wenn überhaupt? Und wie viele meiner sechzehn Vorgänger haben sie kennengelernt? Bevor ich auch nur eine dieser Fragen stellen kann, biegt Taylor in eine lange, geschlängelte Einfahrt ab.
Ich sehe das Haus jenseits des ausgedehnten Rasens. Es ist eines dieser kitschigen, schlossartigen Anwesen, wie sie für Beverly Hills typisch sind – mit riesigen griechischen Statuen davor. Die, wo man sich beim Vorbeifahren immer fragt, wer so selbstherrlich und reich ist, in einem derart überzogenen Haus zu wohnen. Agenten wie sich herausstellt.
»Gibt es etwas, das ich wissen sollte?«, frage ich Taylor. Dabei geht es mir vor allem um seine geheime Kammer der Schmerzen und die ganze ›Du bist ein ungeouteter Filmstar mit Bondagefetisch‹-Sache, aber ich will es nicht aussprechen müssen.
Er zuckt die Achseln. »Denk einfach dran, dass wir in L.A. sind – wenn jemand dir also das Gefühl gibt, du wärst zu dick, dann ist das wahrscheinlich seine Art und Weise zu sagen, dass du besser aussiehst als er.«
Als wir uns der Haustür nähern, frage ich mich, ob nicht vielleicht jeder in Hollywood so ein geheimes Sexverlies hat. Vielleicht versteckt jeder, der was auf sich hält, einen SM-Keller hinter den Mauern seines Anwesens, irgendwo hinter den Regalen mit den Filmpreisen und Auszeichnungen – vielleicht peitscht ja gerade im Moment Susan Sarandon jemanden aus. Darüber wäre ich allerdings ganz und gar nicht überrascht.
Meine Nerven liegen blank, ich kann nicht mehr klar denken. Während wir schweigend vor der Tür stehen, platzt aus mir die Frage heraus, die mir seit unserer ersten Begegnung auf der Zunge brennt.
»Warum ich, Taylor?«
Er sieht mich an, mustert mein Gesicht, drückt dann auf die Klingel. Ein nervig lauter Ton hallt im Innern des Hauses wider. Man kann das Geld förmlich riechen. Er sieht mich erneut an.
»Weil du etwas Besonderes bist, darum.«
Ein alter Mann mit blondgefärbtem Haar öffnet die Haustür. Er trägt grellbunte, jugendliche Klamotten, als wollte er alle Welt davon ablenken, dass er mindestens fünfundsiebzig Lenze auf dem Buckel hat. Der Anblick ist ähnlich albern wie die Vorstellung von Doris Roberts in einem Cheerleaderkostüm. Na ja, fast.
»Taylor!«
Er zerrt Taylor an sein gestreiftes Sporthemd von Ralph Lauren, das selbst an einem drei Jahrzehnte jüngeren Mann viel zu jugendlich wirken würde.
»Kommt rein, kommt rein! Du musst Alex sein. Ich bin Richard
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