50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
mich heute Abend super amüsiert.« Er klingt irgendwie zögernd, so wie ein Sechzehnjähriger, der ein Mädchen zum Abschlussball einladen will. Ich fühle mich unter Druck gesetzt, also antworte ich: »Ich mich auch.« Das Album ist vorbei, und er trommelt nervös auf dem Lenkrad zu der Musik, die nicht mehr zu hören ist.
»Entschuldige, wenn ich mich heute Abend irgendwie seltsam benommen habe. Ich mag dich einfach, Alex, und ich habe mir Mühe gegeben, alles richtig zu machen.« Ich kann ihn so nicht weiterreden lassen, sonst kriege ich von seiner zuckersüßen Freundlichkeit noch einen schlimmeren diabetischen Schock als Shelby in Magnolien aus Stahl .
»Kann ich dir was sagen?« Er fummelt beim Fahren an der Kordel seines Kapuzenpullis herum. »Ich habe die Tickets extra gekauft. Ich habe auf Facebook gesehen, dass du Carole King magst. Sie ist unter deinen Lieblingsmusikern gelistet, und als ich gehört habe, dass sie im ›Bowl‹ auftritt, habe ich die Karten besorgt. So vor zwei Monaten. Es tut mir leid, ich weiß, dass es albern ist, dir das nicht vorher zu sagen. Ich wollte nicht, dass du mich für aufdringlich hältst.«
Auf einen Schlag fühle ich mich durch und durch grässlich. Er hat die Tickets gekauft – für mich ?
»O Gott! Ich gebe dir das Geld für meine Karte. Wie viel hat sie gekostet?«
»Nein«, sagt er kopfschüttelnd, »auf keinen Fall. Es war mir eine Freude. Ich wollte das so.«
Ich werfe Josh bewundernde Blicke zu. Ich wünschte, ich könnte ihn so mögen wie er mich – dann wäre alles so viel leichter. Taylor schenkt mir ein Auto und kann nicht mal zulassen, dass ich ihm nach dem Sex die Hand aufs Knie lege. Josh schenkt mir ein Konzertticket und würde mich meine Hand überall hinlegen lassen, wo ich nur will. Und doch ist mir klar, dass man Gefühle nicht erzwingen, dass man weder Herz noch Kopf kontrollieren kann. Man hat eigentlich so gut wie gar nichts unter Kontrolle. Könnte das mal jemand Taylor Grayson erklären?
»Das ist lieb von dir, Josh. Und ich freue mich total darüber. Das nächste Mal lade ich dich zum Abendessen ein, als Dankeschön.« Joshs Miene erhellt sich. Ich merke, dass er das gerade als Einladung zu einem weiteren Date verstanden hat. Ich füge schnell hinzu: »Allerdings möchte ich im Moment keine Dates. Du bist toll, aber mir wäre es lieber, wenn wir einfach nur Freunde sein könnten.«
Joshs erfreuter Gesichtsausdruck verblasst. Ich kenne diesen Ausdruck – den gleichen hatte ich, als Taylor meine Hand wegschob.
»Okay, verstehe schon«, sagt er und nickt.
»Wirklich?«
»Ja.« Er starrt aus dem Seitenfenster, als wir an einer Ampel halten, und sagt für den Rest der Fahrt kein Wort mehr.
Als wir vor meinem Gebäude ankommen, sitzen wir immer noch peinlich schweigend da. Eine Frau geht mit einem grauen Hündchen an einer Leine Gassi. Sie bleibt vor dem Auto stehen, und wir beide tun so, als wären wir brennend daran interessiert, wie der Hund an einen Baum pinkelt. Dann gehen sie weiter.
»Du bist echt ein toller Typ, Josh. Und eines Tages wird jemand sehr glücklich sein, sich in dich zu verlieben.«
Er lächelt. »Danke.« Seine Enttäuschung kann er trotzdem nicht verbergen.
Ich löse den Gurt und öffne die Tür. »Nochmals vielen Dank für den schönen Abend.«
»Dir auch.« Er sieht mich kurz an, meidet aber direkten Blickkontakt. Ich steige aus und mache die Tür zu. Auf dem Bürgersteig winke ich ihm zum Abschied zu, als er losfährt. Er winkt zurück, aber er wirkt furchtbar traurig.
Ich gehe ins Haus und frage mich, ob Taylor Grayson ebenfalls den ganzen Abend damit verbracht hat, an mich zu denken.
Als ich ins Bett krieche, denke ich daran, wie süß und unkompliziert Josh doch ist, wie unkompliziert unser gemeinsamer Abend war, trotz des merkwürdigen Abschieds. Konzert, Spaß, ab nach Hause: So stelle ich mir ein Date vor. Keine Autogeschenke, keine Fesseln, kein abgefahrener Hardcoresex. Josh hat mir gerade bewiesen, dass das Leben nicht so kompliziert sein muss. Auf jeden Taylor Grayson dieser Welt kommen Dutzende von Joshs – aber genau das ist es ja. Es gibt jede Menge Joshs, aber nur einen Taylor Grayson. Egal, wie er mich behandelt, er ist ein absolutes Einzelstück.
20
In der Nacht träume ich wieder von Taylor. Nur dieses Mal ist es kein sexueller Traum. Wir sind in meiner Wohnung und nicht in seinem Anwesen. Wir sitzen im Wohnzimmer, ich habe Essen beim Thailänder bestellt. Rotes Curry mit Hühnchen,
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