50 Shades of Gay: Erotischer Roman (German Edition)
mich, ihn zu hören.
»Gut, Josh. Was gibt’s?«
Ich hoffe, er merkt nicht, wie es mir geht. Ich bin nicht in Stimmung, über meine heutigen Erlebnisse zu reden.
»Ich hab Freikarten für Carole King im ›Hollywood Bowl‹. Es sind nicht gerade tolle Plätze, aber im ›Bowl‹ kann man sich immer amüsieren.«
Normalerweise würde ich ihm absagen, aber heute ist ohnehin nichts so wie sonst. Warum also nicht? Ich liebe das ›Hollywood Bowl‹. Ich liebe Carole King. Außerdem klingt das nach dem schönen, unkomplizierten Abend, den ich dringend brauche, um mal an was anderes als Taylor zu denken. »Klar, das klingt super!«
Ich höre, wie Joshs Stimme sich verändert. Ich habe ihm gerade den Tag gerettet, wenn nicht gleich den Monat.
»Klasse! Ich hole dich dann heute Abend ab, sagen wir um halb sieben. Ich freue mich!«
19
Das ›Hollywood Bowl‹ ist einfach fantastisch. Mir ist egal, wer dort auftritt. Juliana Margulies könnte viereinhalb Stunden lang Gedichte von Shel Silverstein vortragen, und es wäre trotzdem eine wundervolle Nacht unter dem Sternenzelt. Und das, obwohl ich vermutlich eine unanständig hohe Summe zahlen würde, um mir das nicht ansehen zu müssen.
Josh und ich sitzen buchstäblich in der allerhintersten Reihe. Alles ist voller Menschen. Josh hat einen Picknickkorb dabei mit einer Flasche Wein, Käse, Crackern und Cookies.
»Sind die selbstgemacht?«, frage ich und spitze unter die Folie, die um den Teller mit den Cookies gewickelt ist. Josh wird rot, als er nickt. »Ich wusste ja gar nicht, dass du Martha Stewart bist.«
»Ach, mit der kann ich mich wohl kaum vergleichen«, lacht Josh. »Als ich die Wohnung verlassen habe, hat die Küche ausgesehen wie der Tatort der Manson-Morde.«
Ich schenke ihm einen angemessen seltsamen Blick.
»Aber mit Schokolade statt mit Blut.« Er lacht nervös, sieht auf den Boden und fügt hinzu: »Das war gerade eine ziemlich blöde Bemerkung, wie?«
Ich merke, dass er ziemlich nervös ist, aber seine Anspannung löst sich, als ich zu lachen anfange. Und zwar ein breites Lachen, das aus dem Bauch kommt, aus irgendeinem tief in mir verborgenen, freudvollen Teil meiner Seele, den ich immer gern dann anzapfen würde, wenn ich morgens aufwache und das Gefühl habe, der Welt scheißegal zu sein. Josh öffnet die Flasche Wein und füllt zwei Plastikbecher damit.
»Na denn, Prost, Alex. Auf … ähm … Carole King!« Josh stößt mit mir an, und ein wenig Wein landet auf dem Boden. Josh ist ganz eindeutig nervös. Für Josh ist das hier ein Date, vielleicht sogar unser erstes richtiges Date. Auf einmal verspüre ich den ungeheuren Druck, nur ja alles richtig zu machen und die Lage unter Kontrolle zu halten, damit er sich wohlfühlt. Du lieber Himmel, Taylor Grayson färbt ganz schön auf mich ab.
Als die Sonne ganz versinkt, kommt Carole King auf die Bühne und spielt ihre größten Hits, einige seltsame neue Stücke, die ich nicht kenne, und ein paar Coverversionen. Sie klingt umwerfend. Josh und ich plaudern, und ich genieße die langen Pausen, wenn uns die Themen ausgehen und wir einfach nur der Musik zuhören.
Zu einigen Menschen hat man auf Anhieb einen Draht, zu anderen nicht. Daran ist niemand Schuld, das ist einfach so – vielleicht liegt es ja am Sternzeichen oder so. Ich glaube, beim Verlieben geht es darum, den Menschen zu finden, der versteht und anerkennt, wieso man der ist, der man ist, und wieso man die Dinge tut, die man tut. Ich gebe mir Mühe, Taylor zu verstehen. Er versucht es bei mir noch nicht einmal.
Ich habe keinen Draht zu Josh, zumindest keinen romantischen. Ich weiß auch nicht warum. Oberflächlich betrachtet sollte ich das. Ich finde ihn sehr süß, lustig, niedlich, aber mir fehlt einfach der Kick. Mir fehlt der Rausch, den ich verspüre, wenn ich Taylors Gesicht sehe oder seinen Geruch wahrnehme. Mit jeder verstreichenden Minute wird aus dem ersehnten unkomplizierten Abend der dringende Wunsch, bei Taylor zu sein.
Nach dem Konzert fährt Josh mich nach Hause. Wir singen beide das Album von Carole King mit, das er auf seinem iPod abspielt, und ich singe so schief, dass er mich bittet, damit aufzuhören.
»Also, ein Gesangstalent bist du ja nicht gerade, was?«, fragt er scherzhaft. Er hat aber recht, ich bin ein grauenhafter Sänger. Es gibt in Koreatown eine Karaokebar, wo ich seit meiner Version von Call Me Maybe Hausverbot habe.
»Schlampe!« Ich kneife ihn andeutungsweise in den Arm, und er lacht.
»Ich habe
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