51 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 03 - Jagd durch die Prärie
Bedrohten sein werde. Von allen Seiten erhoben sich mahnende Stimmen.
Da erscholl Steinbachs zweiter Schuß.
„Nun, was beschließt ihr?“ fragte Nena. „Ich muß sofort Antwort geben, sonst erteilt er den Befehl, daß die Eurigen getötet werden.“
„Was geschieht dann mit dir?“
„Das laßt meine Sorge sein.“
„Wir werden dich auch töten.“
„Was liegt an mir altem Mann! Übrigens weiß ich, was ich in diesem Fall zu tun habe. So leicht, wie ihr es denkt, würde es euch nicht werden, mich zu ermorden. Also schnell.“
„Schieß los!“ rief der Alte. „Schieß los in Allahs Namen! Wir gehen auf die Bedingung ein.“
Nena drückte los, lud dann die beiden Läufe seiner Pistole wieder und sagte:
„Jetzt sucht euch sechs der besten Krieger aus. Sie sollen mich begleiten, um den Vertrag auszufertigen. Aber sie müssen unbewaffnet sein.“
Es ging nicht anders. Die sechs wurden also ausgewählt und gingen mit Nena fort.
Dieser führte sie durch den Palmenwald, an dem Gottesacker vorüber, den Berg hinab, in die Schlucht hinein, aus dieser wieder hinaus bis dahin, wo Steinbach mit seinen Beni Sallah hielt, die Gefangenen in der Mitte.
„Allah sei Dank!“ rief der Scheik, tief aufatmend. „Ich hatte Angst, daß dieser Mann nicht schießen werde.“
Er hatte natürlich noch größere Angst um sein Leben gehabt. Steinbach nahm das Wort:
„Machen wir es kurz. Ich habe keine Zeit zu verlieren. Gehen die Beni Halaf auf meine Vorschläge ein, Nena?“
„Ja.“
„So bestimme ich folgendes: Der Scheik wird mit den zwanzig Mädchen freigelassen, diese sechs Krieger aber reiten mit den Beni Sallah als Geiseln nach dem Dorf der letzteren, wo sie ein volles Jahr in aller Freundschaft zurückbehalten werden. Dann können sie wieder zu den Ihrigen zurückkehren. Sie reiten jetzt augenblicklich unter sicherer Begleitung ab. Die anderen Beni Sallah bleiben hier, um die Bezahlung in Empfang zu nehmen, sobald es Tag geworden ist. Dann wird Friede und Segen sein zwischen den beiden tapferen Stämmen.“
Der Scheik widersprach noch ein wenig. Den Geiseln paßte es natürlich gar nicht, daß sie so plötzlich die Heimat für die Dauer eines Jahres verlassen sollten. Da ihnen aber dabei keinerlei Gefahr drohte, so kam der Vertrag endlich zustande und wurde mit Eiden besiegelt, die so heilig sind, daß sie von einem Moslem niemals gebrochen werden.
Zehn der Beni Sallah machten sich sofort mit den Geiseln auf den Rückweg. Es geschah das aus dem Grund, daß die Beni Halaf ja nicht auf den Gedanken kommen konnten, bezüglich dieser sechs noch Einwände zu erheben. Die anderen begaben sich sodann mit den Gefangenen, die nun freilich frei waren, in das Lager. Dort wurden sie willkommen geheißen, aber nicht etwa mit außerordentlichem Entzücken. Tarik aber war der Mann, seine Leute zu nehmen. Er trat in den Kreis der Versammelten, die düster vor sich niederblickten, und sagte:
„Die Beni Halaf hielten die Beni Sallah für ihre Feinde. Darum haben sie die drei Flüchtigen bei sich aufgenommen und sie nun wieder entkommen lassen. Das war nicht klug von ihnen, denn sie sollen es nun mit Kamelen oder Pferden bezahlen. Aber ich will ihnen beweisen, daß ich nicht ihr Feind, sondern ihr Freund bin. Wir haben die Beni Suef besiegt und eine große Beute gemacht, darum wollen wir nicht die Beni Halaf ihrer Habe berauben, sondern ihnen ihre Tiere schenken. Es sei Friede zwischen uns und ihnen. Nur die sechs Krieger mögen ein Jahr lang unsere Gäste sein, damit sie mit uns leben und dabei erfahren, daß wir es gut mit unseren Freunden meinen. Hier ist meine Hand. Der Scheik mag herkommen und die seinige hineinlegen zum Zeichen, daß wir Brüder sind!“
Diese Wort machten einen außerordentlichen Eindruck. Selbst Steinbach hatte dem jungen Manne keine solche Politik, keine solche weise Mäßigung zugetraut. Alles brach in Jubel aus. Die Gesichter der Beni Halaf wurden plötzlich ganz anders. Der Grimm verwandelte sich in Freude, der Ärger in Entzücken. Alle drängten sich an den jungen, wackeren Scheik heran, um ihm die Hand zu drücken, und der alte Scheik der Beni Halaf rief:
„Du bist mein Bruder und mein Sohn! Willst du meine Tochter zum Weib haben?“
„Nein, ich danke dir, ich habe bereits ein Weib!“
„Das ist schade, jammerschade! Ich hätte sie dir sehr gern gegeben, und du wärst mein Erbe geworden, aber es kann nicht sein, ich muß mich drein ergeben. Allah ist groß, und Mohammed ist sein
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