Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
Stille deutlich zu hören gewesen war.
    Eiter sickerte an den verfaulenden Beinen hinab. Der Mund öffnete sich weit und enthüllte schwarze Zahnstummel. Der Unterkiefer brach ab, baumelte einen Augenblick lang an einem Fleischfetzen und fiel dann zu Boden, um in den Kanal getreten zu werden.
    Die ganze Zeit hielt uns die schreckliche Stille in einem Bann der Reglosigkeit gefangen.
    Das Phantom stolperte auf die Brücke zu. Tassie legte eine Hand an den Mund. Ob die wandelnde Leiche nun Wasser überqueren konnte oder nicht, würde sie gleich selbst in Erfahrung bringen.
    Das Phantom taumelte vorwärts und wurde dabei mit jedem Schritt langsamer.
    Von der schrecklichen Leiche lösten sich nun immer größere Stücke und klatschten zu Boden. Sie löste sich auf. Einen Augenblick lang war der Brustkorb zu sehen und fiel dann in sich zusammen wie ein zerdrücktes Bierfaß. Es flossen keine Blutströme, nur Eiter und ein grünlichschwarzer Schleim. Die Augen des Phantoms, die in ihren Höhlen gespenstisch rot leuchteten, schienen Funken zu sprühen. Ich hätte schwören können, das sich aus ihnen ein heiligenscheinähnlicher Kranz diamantenheller Lichter löste, um in dem Augenblick, da sie geboren wurden, auch schon wieder zu verblassen.
    »Was in einer Herrelldrinischen Hölle war das?« wollte Tobi wissen und starrte auf die groteske Masse aus verfaulendem Fleisch und Knochen.
    »Noch mehr verdammte Magie«, erwiderte Verlan, und sein um Tassie gelegter Arm drückte sie noch fester an sich. Selbst wenn uns das Phantom hören sollte, erschien es unmöglich, daß es den Weg über die Brücke schaffte, bevor es sich völlig auflöste. Wir würden also nicht herausfinden, ob es nun Wasser überqueren konnte oder nicht.
    Das Monster taumelte zum Kanalrand, wobei es bei jeder Bewegung weitere Fleischstücke verlor, bis es den ersten Brückenpfeiler erreichte. Einen Augenblick lang stand es schwankend da. Dann löste sich das rechte Bein, und das von Opaz verlassene Phantom stürzte ins Wasser.
    Spontan setzte sich Tassie in Bewegung, um besser sehen zu können. Logan Verlan hielt sie am Arm fest, und sie wehrte sich. »Es ist tot, Logan«, stieß sie hervor.
    »Seht doch, alle diese Stücke und Körperteile, die abgefallen sind!« sagte Tobi.
    Von den Armen, dem Bein und den anderen Teilen stiegen Spiralen schwarzen Rauchs in die Höhe. Augenblicke später verfielen sie und lösten sich in nichts auf.
    Im Wasser war nichts von dem Phantom zu sehen. Die unheilige Kreatur hatte sich vollständig aufgelöst.
    Opaz sei Dank, das Ungeheuer war verschwunden. Aber ein nüchterner Gedanke brachte mir neue Pein. O ja, das Phantom war verschwunden, war wieder einmal gestorben – aber würde nicht ein anderes Phantom an seine Stelle treten, um seine mörderische Laufbahn fortzuführen?
    Ich behielt die unerfreuliche Vorstellung für mich und wartete ab, ob Tobi und Verlan ihren Streit fortführten. Falls sie es taten, nun, dann müßte ich eingreifen, auch wenn es mir kein bißchen gefiel, bei Krun!
    Das Drama, das sich so grauenvoll vor unseren Augen abgespielt hatte, hatte allen einen gehörigen Dämpfer versetzt. Wir waren wie betäubt. Tobi warf dem Flieger des VLD einen häßlichen Blick zu, sah Tassie verloren an, schüttelte den Kopf und verkündete mit erstickter Stimme, daß er nun gehen und nach Nalgre sehen werde. Und allen ein Remberee.
    Wir erwiderten den Gruß, und er ging ziemlich schnell los. Es überraschte mich nicht, daß keiner das Phantom mit einem Wort erwähnte. Um meinen Plan weiter zu verfolgen – ha! Der alte Witz, der Plan, den ich mit dem Namen Plan bezeichnete –, mußte ich mich an Logan Verlan heranmachen und sein Vertrauen gewinnen.
    Die schreckliche Natur des Geschehens, dessen Zeuge wir gerade geworden waren, bot sich natürlich als eine erstklassige, wenn auch zugegebenermaßen makabere Einführung an. Das Erlebnis stand zwischen uns wie eine dämonische Visitenkarte.
    Wir brachen auf, Verlan mit Tassie im Arm, und unterhielten uns leise über Nichtigkeiten. Der Kerl war ein verdammter Racter; trotzdem hatte er kurz entschlossen gehandelt, und das angesichts der Situation sogar auf verantwortliche Weise. Die Pseudo-Kameradschaft nahm ihren weiteren Verlauf, als wir uns darauf verständigten, uns am nächsten Tag zu treffen, um uns zweifellos über die Ereignisse der Nacht zu unterhalten.
    Als wir uns trennten, sagte Tassie, die sich an Verlan schmiegte: »Vielen Dank, Tyr Kadar. Es war alles so

Weitere Kostenlose Bücher