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52 - Aufruhr auf Kregen

52 - Aufruhr auf Kregen

Titel: 52 - Aufruhr auf Kregen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alan Burt Akers
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... so ...«
    »Remberee. Bis morgen.«
    Wir gingen unsere getrennten Wege. Ich sparte mir die Mühe, ihnen zu folgen, und begab mich zu Bett. Logan Verlan wäre am nächsten Morgen auch noch da.
     
    Überall stapelte sich Gold. Juwelen lagen in verschwenderischem Überfluß herum. Die Decke bestand aus einem gewölbten Glasdach, das an einer Stelle ein Loch aufwies; Feuerkristalle leuchteten hindurch. Das glänzende Licht zeichnete die Linien der neun Sarkophage in ihrem Kreis um den Altar nach; die Runen schienen ein Eigenleben zu führen. Seit Tralgan Vorners letztem Besuch hatte es in der Kammer des Todes keine Veränderungen gegeben.
    Tralgan Vorner ließ das Labyrinth der Gänge und Tunnel hinter sich, blieb in dem geheimen Eingang stehen und blickte sich sorgsam um.
    Doch, es hatte sich etwas verändert. Der Gestank nach Fäulnis und Verwesung lag nicht mehr ganz so stark in der Luft. Und – Vorner gestattete sich ein schmales, selbstzufriedenes Lächeln, als er es sah – die Berge aus Edelsteinen wiesen deutliche Lücken auf.
    Diese Juwelen waren das Vermögen, das ihm seine Stellung verschafft hatte und ihm die nötigen Mittel bot, um seinen Racheplan auszuführen. Noch immer fröstelte ihn in der Kammer, aber das blanke Entsetzen von einst stellte sich nicht mehr so ohne weiteres ein. Diese Furcht, bei der sich sein Ib zusammenkrümmte, kam erst bei dem Gedanken auf, daß er zwar einen Teil seiner Rache erfüllt hatte, die Eroberungs- und Vergeltungsträume derjenigen, die hier ruhten, jedoch keinerlei Fortschritte machten.
    Er starrte die Sarkophage in ihrem Kreis an. Es gab neun Sarkophage, aber seit dem endgültigen Tod von Rafan-Ymet dem Unentrinnbaren nur noch acht Thaumaturgen von Sodan. Und seit dem endgültigen Tod von Nasan-Ydor dem Einpeitscher waren es nur noch sieben Thaumaturgen.
    Als sich die Sarkophage drehten, bis die Kopfenden auf den Altar wiesen, bis sich die Steindeckel knirschend beiseite schoben und den Blick auf die Särge gestatteten, wußte Vorner, daß sich nur sieben Leichen aufsetzen würden, um ihn mit blutroten Augen anzustarren, die in knöchernen Höhlen schwebten. Ein weiterer Thaumaturg war in die grauen Nebel gegangen, um sich die Passage durch die Eisgletscher von Sicce zu erkämpfen. Und in diesem Augenblick kehrte die Angst in ihrer vollen Stärke zurück. Wie sollten sie ihm nicht die Schuld geben?
    Die durchdringende Stimme ertönte wie ein Donnerschlag und hallte durch die mit Schätzen gefüllte Kammer.
    »Tralgan Vorner! Rechtmäßiger, jedoch um sein Erbe gebrachter Elten von Culvensax! Du kehrst mit leeren Händen zu uns zurück!«
    Er mußte seine Angst bezwingen. An diesem gespenstischen Ort voller Schrecken und Tod mußte er seine Worte selbstbewußt und mutig hervorbringen. Er befeuchtete sich die Lippen.
    »Es war nicht meine Schuld ... Es tut mir leid, daß Nasan-Ydor ...«
    In den blutroten Augen, die ihn anstarrten, flackerte der Wahnsinn.
    »Wir wissen Bescheid.«
    Und wieder konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, daß es diese untoten Kreaturen nicht kümmerte, was aus ihren Brüdern und Schwestern wurde.
    Sie hatten ihm den größten Teil ihrer Geschichte erzählt, wie König Rikto der Glorreiche sie vor einer so langen Zeit mit Hilfe von List und Verrat an diesem Ort eingesperrt hatte, daß beide in Vallia in Vergessenheit geraten waren, da es nicht einmal mehr Aufzeichnungen über sie gab. Die Thaumaturgen hatten jahrhundertelang gewartet, bis Tralgan Vorner durch das Glasdach mitten in die Gruft des Schweigens und des Todes hineinstürzte.
    Tralgan Vorners Haß verlieh ihnen ihr Scheinleben.
    Seine grobschlächtigen, mürrischen Gesichtszüge röteten sich, als ihm das verdorbene Blut der Vorner in die Wangen schoß. Eine Leiche schwebte aus ihrem Sarg in die Luft. Sie zog verfaulende Hautstreifen hinter sich her, und wieder wunderte sich Vorner über die viele Haut und das neue Fleisch, die die vertrockneten Knochen umgaben. War es tatsächlich sein Haß, der diesen schrecklichen Wesen zu ihrer Wiederauferstehung verhalf?
    Die Leiche blieb genau über ihm schweben. Lichtblitze zuckten auf. Er wußte, was jetzt geschah. Das war der Thaumaturg, der an die Stelle des toten Nasan-Ydor des Einpeitschers trat.
    Die Stimme, die unmittelbar in seinem Kopf sprach, begann heiser und schneidend, um sich dann in ein leichtes Wispern zu verwandeln. »Ich bin Lazan-Yvon, die als die Unbeirrbare bekannt war. Einst nannte man mich Semtilla die Schöne.«

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