52 - Aufruhr auf Kregen
hieß Liflan Somanch, den man den Streitsüchtigen genannt hatte. Er war ein Fristle. Als Advokat hatte er durch geschickte und durchtriebene Argumentationen einen Ruf vor Gericht erworben.
»Und, Jis, er war ein Advokat, der stets auf Abruf stand, für den Ersten Pallan Nath Swantram den Clis zu arbeiten.«
Diese Nachricht überraschte mich nicht.
»Wie viele Leute müssen noch sterben, bis der Rachedurst von Tralgan Vorners Geist gestillt ist?«
»Falls es sich bei dem Phantom um Tralgan Vorner handelt.«
»Aye, Naghan, das ist wahr. Wir wissen es nicht mit Sicherheit.«
»Ich warte darauf, daß Tobi noch mehr in den Unterlagen herausfindet, Jis. Er sieht vielleicht wie ein schwerfälliger Bursche aus und ist zweifellos leichtsinnig und heftig, aber er hat das Zeug zu einem ausgezeichneten Agenten.«
»Stimmt.« Und da wir uns einmal auf Kregen befanden, fügte ich hinzu: »Falls er sich nicht umbringen läßt.«
»Das liegt in Opaz' Willen.«
Wir konzentrierten uns auf die verschiedenen notwendigen Arbeiten, die nichts mit dem Phantom zu tun hatten. Yavnin war nach Vondium abgereist, um sich weiter um eine Kommandantenstelle bei den Fliegern zu bemühen. Bei dieser Gelegenheit wollte er gleich der Dame Ahilya Vorona einen Besuch abstatten. Die arme Ulana Farlan! dachte ich bei mir. Man hatte sie vom Posten der Nazabni abberufen, auf dem sie in Didis Namen Urn Vennar regierte; dazu war dann noch der Herzschmerz gekommen, den ihr die Schwärmerei für Yavnin eingebracht hatte. Yavnin hatte nur Augen für Ahilya. Die untröstliche Ulana schwärmte vergebens.
Nalgre Nevko, der noch immer einen Verband um den Kopf trug, war über die Berge des Nordens nach Evir gereist. Er hatte die Aussicht, dort lohnende Geschäfte im Pelzhandel abzuschließen. Ich beneidete ihn nicht um die Kälte, die eisigen Winde und den Schnee in der Schlechtwetterjahreszeit.
Da also keiner der drei Gefährten anwesend war und Naghan Raerdu sich um die Nachrichtenbeschaffung zu kümmern hatte, blieb es mir allein überlassen, mich um die Schwarzweißen zu kümmern.
Mir war keineswegs entgangen, daß die beiden Angehörigen des vallianischen Luftdienstes, der Jiktar Yavnin Purvun und der Hikdar Logan Verlan, einander nicht kannten.
Obwohl der VLD genau wie die Armee in diesen idyllischen Friedenszeiten drastisch verkleinert worden war, waren die Organisationen dennoch zu groß, als daß alle Angehörigen einander hätten persönlich kennen können. Aber einmal davon abgesehen, bei Vox, wie konnte ich diese Tage als friedlich bezeichnen, wenn die Armee unten in Pandahem war und versuchte, die Angriffe der verdammten Menaham abzuwehren?
Aus Briefen von Drak und Seg wußte ich, daß es bis jetzt nur ein paar Scharmützel gegeben hatte. Die großen Schlachten lagen noch in der Zukunft. Wie dem auch sein mochte, gute Männer konnten sich auch in Scharmützeln umbringen lassen.
Sie können meinen Schmerz erahnen, als ich las, daß Jiktar Nath der Beständige, ein alter Kamerad und Mann, an dessen Seite man gut kämpfen konnte, in einem solchen kleinen Scharmützel sinnloserweise getötet worden war. Das war Vallias Blut, das hier für das Ideal namens Paz geopfert wurde. Es wurde mir immer deutlicher bewußt, wie sehr ich doch den Krieg haßte. Aber auf Kregen muß man manchmal zu den Waffen greifen. Das ist das Tragische und Traurige daran.
Ornol Havening, einer der Unterkämmerer, trat ein und verkündete, ein Mann wolle mich sprechen. Ornol zufolge war er seltsam gekleidet. Er habe ein gewaltiges Schwert umgeschnallt.
»Sein Name, Ornol?«
»Er hat einen ausländisch klingenden Namen genannt – ich glaube, Pur Zygon Farzena, aus Zandikar.«
»Schick ihn herein.«
Der Bursche mit dem ausländischen Namen wurde hereingebeten. Er hatte einen prächtigen nach oben gebürsteten Schnurrbart und einen Lockenkopf. Seinem Gesicht war die Strapaze der Reise abzulesen, doch gleichzeitig wirkte er aufmerksam und energisch. Er trug eine weiße Tunika, und an seinem Gürtel steckte eine Scheide mit einem großen Krozair-Langschwert.
Ich erhob mich bei seinem Eintreten.
»Lahal, Pur Zygon.«
»Lahal, Pur Dray.«
Er war mir unbekannt. Er war kein Mitglied der Krozair von Zy, sondern gehörte den Krozair von Zimuzz an; er war ein Krozair-Bruder. Ich deutete auf den Stuhl vor dem Schreibtisch und setzte mich wieder. »Du bist willkommen, Pur Zygon. Ornol – bitte sofort ein paar Erfrischungen.« Ornol verbeugte sich und verschwand. »Pur
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