52 - Aufruhr auf Kregen
Zygon. Welche Nachricht bringst du mir?«
Er breitete nicht die Hände aus, aber er lehnte sich auf seinen Stuhl zurück. Er sah müde aus. »König Zeg hat mir befohlen, keine Zeit zu verschwenden. Prinzessin Didis Zustand hat sich verschlechtert ...«
Als ich das hörte, fuhr ich senkrecht in die Höhe. In meinen Adern am Handgelenk und der Schläfe pochte das Blut. »Fahr fort!« Die Worte kamen in dem altbekannten, kurz angebundenen Tonfall heraus, so daß Zygon blinzelte, sich die Lippen befeuchtete und rasch fortfuhr. »Die Nadelstecher haben sie gerettet. Sie ist sehr schwach. Prinzessin Velia läßt nicht zu, daß man sie aus Zandikar fortbringt. Aber ich muß dir sagen, Pur Dray, daß Prinzessin Didi für lange Zeit aus Urn Vennar fortbleiben wird.«
Mit einem diskreten Klopfen an der Tür kam eine niedliche Fristle-Fifi herein und brachte ein Tablett mit Sazz und Parclear und Miscils. Ich sagte: »Warte.«
Ich wandte mich Zygon wieder zu. »Du bist per Voller gekommen – mit dem Flugboot?«
»Ja, Majister.«
»Dann willst du bestimmt etwas Richtiges zu essen haben.« Ich nickte dem Fristle-Mädchen zu. »Das ist sehr nett, Selena, aber der Koter braucht eine richtige Mahlzeit. Könntest du das für mich in die Wege leiten?«
»Sofort, Majister«, sagte sie aufgeregt.
Als sie ihren mit einer rosafarbenen Schleife verzierten hübschen Schwanz aus dem Raum geschafft hatte, erkundigte ich mich, wie Zygons Flug über die Stratemsk und die Unwirtlichen Gebiete verlaufen sei; dann fragte ich ihn über die Lage am Binnenmeer aus, dem Auge der Welt.
»Die Stratemsk war eindrucksvoll, diese kolossalen Berge, die man überqueren muß. In den Unwirtlichen Gebieten gab es keine Probleme, allerdings hatte man mich vor den Ullars gewarnt.« Das kommentierte ich mit einem Nicken und sagte: »Ah, ja, die!« Zygon fuhr fort. »Der schlimmste Teil der Reise war die Überquerung des Klackadrin. In meinem Kopf drehte sich alles, dabei flog ich so hoch über dem Klackadrin wie nur möglich.«
»Diese zairverfluchten Gase aus der Spalte in der Welt sind nicht nur giftig, sie verursachen auch Halluzinationen. Du bist gut geflogen.«
Gelassen trank er einen Schluck. Dann berichtete er mir, daß die Einfälle der Grünen Grodnims weiterhin stattfänden und alle Städte Zarias Vorkehrungen träfen. Seine Gelassenheit verschwand aber, als er erzählte, daß die schrecklichen Neuigkeiten über das Phantom beide Prinzessinnen sehr aufgeregt hätten. Um ein Haar hätte man Didi auf ihr Lager fesseln müssen, um sie daran zu hindern, auf der Stelle nach Gafarden zurückzufliegen. Alle waren dann mächtig erleichtert, daß es, nachdem das Phantom in aller Öffentlichkeit verweste und verschwand, für alle ersichtlich war, daß der Untote der Mörder war und nicht etwa Dray Prescot. »Ich nehme an, Pur Dray, daß dieser Nath der Clis sich entschuldigte, wie es der Anstand verlangt, und den Vorfall bedauerte.«
»Nicht unbedingt.« Mein trockener Tonfall verriet Pur Zygon genausoviel wie die Worte selbst.
Nath Swantram hatte sich nicht entschuldigt. Er hatte widerstrebend zugegeben, daß ein anderer der Mörder gewesen war, und im gleichen Atemzug darauf hingewiesen, daß alle Beweise geradewegs zu mir führten. Er behauptete, keine Zeit gehabt zu haben, die Angelegenheit mit dem Herrscher zu besprechen. »Man belästigt den Herrscher nicht, wenn man es vermeiden kann.« Er hörte sich sowohl fromm als auch salbungsvoll an.
Ich warf ihm einen Blick zu, der, wäre er aus Stahl gewesen, ihn in zwei Hälften geteilt hätte. »Ich habe schon verstanden.«
Unvermittelt wurde seine Narbe feuerrot. Plötzlich begriff er, was er da eigentlich gesagt hatte. Er befeuchtete sich die Lippen, spreizte die Hände. Bevor er irgendeine Erklärung murmeln konnte, ergriff ich das Wort. »Der Herrscher hat in Pandahem beide Hände voll zu tun. Da sich diese dumme Angelegenheit ohne große Mühe erledigt hat, sollten wir es dabei belassen.«
Sehen Sie, wie ruhig, würdevoll und beherrscht der Dray Prescot der späteren Jahre sein kann? Mein Val! Wenn ich mich in dieser ganzen Zeit nicht hätte ändern können, wäre es mir niemals gelungen!
Nath Swantram entspannte sich sichtlich. Er verzichtete auf seine Erklärung, und ich hatte auch keine erwartet. Der Augenblick schien günstig für weitere Erkundigungen. Ich fragte ihn nach dem neuesten Stand im sogenannten Metzgermord.
»Der Herrscher hat noch nicht auf meinen Brief geantwortet –
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