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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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also gar kein Opfer für eine Dame, wenn sie sich von ihm den Hof machen läßt. Streiten wir uns nicht. Da kommt er!“
    Balzer trat herein und wurde von Roulin den anderen vorgestellt. Er zog Mirandas Händchen galant an seine Lippen und verschlang ihre schöne Gestalt mit seinen Augen. Sie beantwortete diesen Blick mit einem Lächeln, das so verheißungsvoll war, daß es ihn heiß überlief. Sie hatte vorhin opponiert, aber Balzer war wirklich ein hübscher Kerl, hübscher als die anderen alle; das söhnte sie mit ihrer Aufgabe aus, und sie nahm sich vor, seiner Freundlichkeit nicht mit dem Gegenteil zu begegnen.
    Ihr Lächeln elektrisierte ihn. Es kam ihm ein Gedanke. Jedenfalls wollte die Gesellschaft sich hier in Mohawk-Station verweilen. Wie nun, wenn er sie nicht in das Hotel gehen ließ, sondern sie einlud, bei ihm zu bleiben? Kaum hatte er diesen Gedanken gefaßt, so gab er ihm auch Ausdruck.
    „Es ist mir ein außerordentlich lieber Zufall“, sagte er, „Señor Roulin zu treffen. Wir haben miteinander studiert und sind stets die besten Freunde gewesen. Ich möchte dieses Wiedersehen möglichst ausnützen. Wie lange gedenken die Herrschaften hier in Mohawk-Station zu bleiben?“
    „Das ist unbestimmt“, antwortete Roulin. „Vielleicht fahren wir bereits morgen fort.“
    „O weh! So schnell darf ich dich nicht fortlassen.“
    „Erst die Pflicht, dann das Vergnügen.“
    „Es gibt auch eine Freundschaftspflicht. Hast du dich bereits entschieden, wo du hier wohnst?“
    „Nein. Ist nur ein Hotel da?“
    „Hoffentlich fragst du gar nicht nach dem Hotel. Zunächst bin ich da, und ich erwarte, daß du meine Gastfreundschaft nicht von dir weist.“
    „Würde sehr gern von ihr Gebrauch machen, aber unser Reisezweck ist ein solcher, daß ich mich von meinen Gefährten unmöglich trennen kann.“
    „Wer sagt das, oder wer verlangt das?“
    „Willst du dir etwa die ganze Gesellschaft auf den Hals laden?“
    „Sogar mit dem allergrößten Vergnügen!“
    „So viele Personen!“
    „Und wenn es noch mehr wären. Wir haben hier Raum genug. Freilich, auf die Bequemlichkeit des Nordens müßtet ihr verzichten. Hier im Süden können wir weit anspruchsloser sein. Das Klima erlaubt uns, auf vieles zu verzichten, was droben in den alten Staaten unumgänglich nötig ist. Ein Tisch, ein Stuhl, eine Hängematte, das ist alles, was wir hier an Mobiliar verlangen. Ist euch das nicht zuwenig, so kann ich euch einige Zimmer anbieten.“
    „Wir werden dir beschwerlich fallen.“
    „Nicht im mindesten.“
    „Aber dein Vater?“
    „Hat die sehr angenehme Eigenschaft, sich um mein Tun und Treiben gar nicht zu bekümmern. Die Stationsgebäude sind sehr weitläufig, für die Zukunft und einen weit bedeutenderen Verkehr eingerichtet, als der gegenwärtige ist. Zimmer gibt es also in Menge. Ihr könnt bei mir wohnen, ohne daß nur ein Mensch eure Gegenwart beachtet. Also sage ja!“
    „Nun, aufrichtig gestanden kommt mir deine Einladung außerordentlich gelegen. Wir haben Grund, uns von Wilkins und seinen Damen nicht sogleich sehen zu lassen.“
    „Dann mußt ihr eben bei mir bleiben. Mohawk-Station ist kein New York. Sobald ihr den Ort betretet, bemerkt euch jedermann.“
    „So bleiben wir also bei dir, hoffen aber, daß wir dir keine Sorge bereiten.“
    „Sorge? Wo denkst du hin, alter Junge! Vergnügen, ungeheures Vergnügen bereitest du mir. Darf ich hoffen, Señorita, daß meine Einladung Euch nicht ganz unangenehm ist?“
    „Im Gegenteil, Señor. Ihr zwingt uns, Euch den größten Dank zu zollen.“
    Miranda schlug dabei die Augen mit einem Blick zu ihm auf, daß er sofort ihre Hand zum zweitenmal an seine Lippen drückte.
    „So bitte ich, mir zu folgen, meine Herrschaften. Hier durch diese Tür!“
    Eben wollte Miranda gehen, da fiel Walkers Blick zum Fenster hinaus. Er zuckte zusammen und sagte:
    „Ja, gehen wir schnell. Dort kommt Wilkins.“
    Der Genannte kam in der Tat auf das Stationsgebäude zugeschritten.
    „Das also ist er“, sagte Balzer. „Er darf euch nicht sehen. Tretet einstweilen hier durch die Tür. Jedenfalls werde ich selbst fragen, was er will.“
    „Recht so! Aber uns ja nicht verraten!“
    „Unsinn! Also hier durch die Tür.“
    Balzer ging zum Ausgang und stellte sich draußen so, daß Wilkins zu ihm und zu keinem anderen kommen mußte. Letzterer lenkte auch gerade auf ihn ein, grüßte höflich und fragte:
    „Bitte, Señor, wann ist der letzte Zug nach Las Palmas hier

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