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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorstellen?“
    Roulin machte ein sehr bedenkliches Gesicht.
    „Wohl schwerlich; außer – hm! Sie ist sehr wählerisch. Vielleicht aber könntest du dich ihr verbindlich erweisen.“
    „Riesig gern. Gib mir nur Gelegenheit dazu.“
    „Wollen es versuchen. Natürlich gibt es hier ein Hotel?“
    „Versteht sich.“
    „Ist es sehr besetzt?“
    „Jetzt nicht. Die neuesten Gäste sind zwei Señores namens Wilkins und Cuartano nebst ihren Damen.“
    „Ah! Hm! Schön! Kannst du nicht erfahren, ob diese Herrschaften in letzter Zeit eine Depesche erhalten haben?“
    „Wer will es wissen? Es handelt sich hier um das Amtsgeheimnis. Verstanden?“
    „Du würdest gerade unsere Doña Miranda zu großem Dank verpflichten.“
    „Donnerwetter! Sie soll es erfahren. Der Telegrafist ist mein Freund. Er trinkt aus meiner Flasche und bezahlt aus meiner Börse. Er sagt es dir gern. Warte hier.“
    Balzer begab sich in das Telegrafenbüro. Roulin aber schritt nach dem Wartesaal zu, an dessen Eingang die anderen stehengeblieben waren.
    „Tretet ein“, sagte er. „Ich traf da einen Jugendgenossen, einen leichtlebigen Menschen, der uns hier von großem Nutzen sein wird, wenn Señorita ein wenig freundlich mit ihm sein will. Er ist ein außerordentlicher Freund hübscher Gesichter und Sohn des hiesigen Stationers. Soeben habe ich ihn nach der Depesche gefragt. Er will uns Auskunft erteilen. Das ist von großem Vorteil für uns, da wir gewärtig sein müssen, daß Steinbach nach hier telegrafiert, um zu warnen. Durch meinen Freund könnten wir, wenn wir ihn verliebt machen, die betreffende Depesche abfangen. Da kommt er bereits. Ich bringe ihn hinein und stelle ihn euch vor.“
    Balzer kam aus dem Büro und schwenkte bereits von weitem einen langen, schmalen Zettel, auf dem sich jedenfalls die Urschrift der Depesche befand.
    „Ich habe sie“, sagte er. „Da lies!“
    Er gab Roulin den Zettel, indem er überlegen lächelte. Der letztere wollte den Inhalt lesen, konnte es aber nicht, denn die wenigen Zeilen bestanden selbstverständlich nur aus Strichen und Punkten. Er gab also das Telegramm mit den Worten zurück:
    „Mach keine dummen Witze, alter Junge! Ich bin kein Telegrafenbeamter und habe also nicht gelernt, solche Hieroglyphen zu entziffern.“
    „Was ist da zu tun?“
    „Wir müssen eben zum Telegrafisten gehen.“
    „Na, ich will dich nicht so lange unter die Folter nehmen. Ich habe hier nicht viel oder, besser gesagt, gar nichts zu tun, und um mir nur einigermaßen die Zeit zu vertreiben, ich bin beflissen gewesen, Telegramme lesen zu lernen. Es ist das zwar kein sehr amüsanter Sport, aber in der Not frißt der Teufel Fliegen, und der Telegrafist fand es selbst interessant, mich zu unterrichten. Das Ding ist übrigens zwar langweilig, aber nicht schwer. Ich habe dabei nicht gedacht, daß ich dadurch in den Stand gesetzt werden würde, einem so alten, guten Bekannten einen Dienst zu erweisen.“
    „Sehr verbunden. Also, bitte, lies vor!“
    „Die Depesche lautet: ‚Sofort im Augenblick per Bahn nach Las Palmas abreisen. Wir sind dort. Steinbach!‘ Genügt dir das?“
    „Vollständig, ich danke dir!“
    „Nun aber hoffe ich auch, daß du mich deiner schönen Señorita Miranda vorstellen wirst.“
    „Das versteht sich. Aber vorher noch eins. Wann ist diese Depesche hier angekommen?“
    „Vor fünf Stunden.“
    „Vielleicht kommt heute oder auch erst morgen eine zweite. Könnte ich auch diese lesen?“
    „Versteht sich.“
    „Aber bevor sie an den Adressaten geschickt wird.“
    „Verdammt! Das geht nicht.“
    „Warum?“
    „Sobald das Telegramm ankommt, muß es an den Adressaten gesandt werden.“
    „Pah! Wenn ich es vorher lese, so nimmt das ja nur einen Augenblick, nicht einmal eine einzige Minute in Anspruch.“
    „Hm! Dennoch wird es nicht gehen. Es handelt sich da um das Amtsgeheimnis.“
    „Das ist doch hier bei diesem Telegramm auch nicht so genau genommen worden.“
    „Aus zwei Gründen. Erstens befindet es sich bereits in den Händen des Adressaten –“
    „Ist ganz gleich. Ich habe es doch gelesen.“
    „Und zweitens hat der Beamte es mir nur aus ganz besonderer, persönlicher Gefälligkeit gegeben.“
    „Nun, ganz dieselbe Gefälligkeit könnte er doch zum zweiten Male haben.“
    „Er wird mich fragen, was ich damit beabsichtige.“
    „Bist du etwa um eine Ausrede verlegen?“
    „Allerdings.“
    „Dann kannst du mich dauern, alter Knabe. Du warst doch früher nie verlegen,

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