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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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müssen, lag sein Auge mit aufrichtiger, tiefer Freundlichkeit auf ihrem sinnenden Gesicht.
    „Ihr kennt wirklich keinen?“
    „Nein“, antwortete sie, ihm ehrlich und offen in das Auge blickend.
    Da glitt ein überlegenes und zugleich gerührtes Lächeln über sein Gesicht, und er sagte:
    „Welch ein unerklärliches Ding ist doch das kleine Menschenherz! Es beherbergt eine ganze Welt, ohne daß es selbst etwas davon weiß. Wir sind Geschwister und wollen als Geschwister miteinander sprechen, ohne Rückhalt und falsche Scham. Sagt mir, bin ich häßlich?“
    „O nein“, lachte sie. „Ihr seid sogar ganz hübsch.“
    „Alt?“
    „Wer das behaupten wollte, wäre blind.“
    „Habe ich einen schlechten Charakter?“
    „Den allerbesten von der Welt!“
    „Welche schlechten Eigenschaften besitze ich?“
    „Ich kenne keine einzige.“
    „Ein Glück, daß ich nicht auch mich für einen solchen Engel halte. Aber wenn ich wirklich so wäre, dann müßte ich doch eine höchst liebenswerte Person sein.“
    „Die seid Ihr auch in Wahrheit.“
    „Und doch habt Ihr Furcht gehabt, daß ich von Liebe sprechen könnte!“
    Sie wurde verlegen und antwortete nicht.
    „Seht, Señorita, das ist die Falle, in der ich Euch gefangen habe. Ich bin kein so seltener Kerl, wie Ihr meint; Ihr glaubt, mir zu Dank verpflichtet sein zu müssen, und doch liebt Ihr mich nicht. Was ist der Grund?“
    „Ich weiß es nicht.“
    „Ich kenne ihn. Es ist der einzige, den es nur geben kann. Ihr liebt einen andern.“
    Magda schrak sichtlich zusammen.
    „Einen andern?“ fragte sie, ihn ganz ratlos anblickend.
    „Ja.“
    „Mein Himmel! Welch ein Gedanke! Ihr irrt.“
    „O nein. Ihr liebt einen andern, und ich kenne ihn sogar sehr gut.“
    „Ich kenne ihn nicht.“
    „Ich bin überzeugt, daß ich Eure Liebe errungen hätte, wenn Euer Herz überhaupt noch frei gewesen wäre. Daß mir das nicht gelungen ist, das ist der sicherste Beweis, daß ein Glücklicherer vor mir gekommen ist.“
    „Aber Ihr irrt, Ihr irrt wirklich!“ entgegnete sie im Ton tiefster Wahrheit.
    „Laßt einmal sehen! Ich halte es für meine Pflicht, das Medaillon zu öffnen, aus welchem sein Bild Euch entgegenlächeln wird. Seid Ihr vielleicht einmal in San Francisco gewesen?“
    „Ja.“
    „Dann auch in Carson City?“
    „Ja.“
    Aber dieses Ja kam langsamer über Magdas Lippen. Ihre Augen blickten wie forschend in das Weite, und ihre Wangen begannen sich zu färben.
    „Seid Ihr da nicht einem fremden Señor begegnet?“
    „Ich habe da sehr viele Männer gesehen.“
    „Ich meine den, dem Ihr auf der Treppe begegnetet, neben dem Ihr an der Tafel saßt und dem Ihr endlich Euren Namen sagtet.“
    Jetzt fuhr sie vom Stuhl empor, blickte ihm starr in das Gesicht und fragte:
    „Den? Den soll – soll – ich – lieben?“
    „Ja, Schwesterchen.“
    Magda legte die Hände vor die Augen, wie um gar nichts zu sehen und nur allein in die Vergangenheit zurückzublicken. Als sie dieselben dann rasch wieder herabnahm, war ihr Gesicht mehr als glühend rot, und mit dem Ruf: „Gott, mein Gott!“ eilte sie so schnell wie möglich zur Tür hinaus.
    Zimmermann blieb zurück und stützte den Kopf in die Hand. Sein Gesicht hatte einen trüben, beinahe gramvollen Ausdruck, und er flüsterte vor sich hin:
    „Welch ein Mädchen! Sie hat geliebt, ohne es selbst zu wissen. Erst ich öffne ihr die Augen. Warum aber tue ich das? Könnte ich nicht ein Schurke sein und solange um sie werben, bis sein Bild aus ihrer Seele verschwunden ist und sie dann mein zu werden vermöchte? Nein, hebe dich weg, Satanas! Für den Preis eines solchen Verrats möchte ich nicht einmal den Himmel erkaufen. Für Langendorff bin ich hier, und für ihn muß ich handeln, ob mir gleich das Herz blutet und ich mein Leben in immer enger und öder werdender Perspektive verschmachten sehe, bis es zum kleinen Punkt wird, der dann in nichts zerfließt.“
    So saß er lange, lange in tiefer Trauer. Er hörte nicht, daß die Tür leise geöffnet wurde, daß jemand eintrat und zu ihm herbeikam. Selbst den leisen Druck der Hand, die sich auf seinen Arm legte, fühlte er nicht, bis endlich Magdas zagende Frage erklang:
    „Ihr kennt ihn also?“
    Er fuhr aus seinem Grübeln empor.
    „Kennen? Wen?“ fragte er, als ob er sich erst auf das Vorhergegangene besinnen müsse.
    „Jenen Señor in San Francisco und Carson City.“
    „Ach, den!“
    Er strich sich mit den Fingern durch das Haar. Sein irrer Blick bekam

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