52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
freilich gegen Euren Willen sagen müssen. Ihr meint, daß ich von Liebe zu Euch sprechen werde. Ist es nicht so?“
Magda senkte verlegen und verschämt das kleine Köpfchen, antwortete aber nicht.
„Ist es nicht so?“ wiederholte er dringend.
Jetzt nickte sie. Ihre Wangen hatten sich glühend rot gefärbt.
„Nicht wahr, ich hatte recht? Ihr habt stets gefürchtet, daß ich zu Euch von Liebe sprechen werde, und davor habt Ihr eine außerordentliche Angst gehabt. Ich habe Euch das so oft angemerkt. Ich habe diese Angst so oft zerstreuen wollen, aber stets, wenn ich begann, floht Ihr vor mir. Ich konnte niemals einen Augenblick allein mit Euch sein. Länger aber als bis heute habe ich doch nicht warten wollen.“
Da hob sie schnell den Kopf. Die Röte wich aus ihren Wangen, ihre Augen bekamen neuen Glanz, und ihre Stimme klang viel fester als vorher:
„So habe ich mich getäuscht?“
„Ja, sehr, meine liebe Señorita!“
„Gott sei Dank!“
Das kam so tief und freudig aus dem Herzen heraus, daß Zimmermann in vorwurfsvollem Ton sagte:
„Ihr müßt mich aber doch sehr, sehr hassen!“
„Hassen?“ fragte sie verwundert. „Warum meint Ihr das?“
„Weil Ihr gar so froh seid, daß ich nicht beabsichtige, Euch einen Heiratsantrag zu machen.“
Magda geriet abermals in peinliche Verlegenheit. Das süße Gesichtchen wurde wieder dunkelrot.
„Señor Zimmermann!“
„O bitte, ich meine es nicht bös. Seid aufrichtig. Nicht wahr, Ihr seid froh?“
„Ihr zürnt mir doch, wenn ich antworte!“
„O nein. Wir müssen aufrichtig miteinander sein. Oder etwa nicht?“
„Ganz gewiß!“ antwortete sie schnell vor Angst, daß er doch tun werde, was sie befürchtete.
„Nun also, seid Ihr froh?“
„Ja.“
„Da hat man es!“ sagte er im Ton des Ärgers.
„Seht Ihr's! Nun zürnt Ihr mir!“
„Nein, ich zürne Euch nicht!“
„Also liebt Ihr mich nicht?“
„Soll ich denn nicht?“
„Nein!“
Magda blickte den jungen Mann dabei so aufrichtig und ehrlich an, daß er doch lachen mußte.
„O weh! Ich soll Euch nicht lieben und liebe Euch doch!“
„Herrgott! Da, da kommt es also doch!“
„Ja, es kommt; es muß ja kommen, Señorita! Oder kann es einen Menschen geben, der Euch nicht liebt, sobald er Euch kennenlernt?“
„Es soll mich aber keiner lieben! Ich will es nicht!“
Sie warf dabei das Köpfchen trotzig in den Nacken.
„Also auch ich nicht? Und doch kann ich Euch nicht gehorchen. Ich liebe Euch dennoch.“
„Da gehe ich schleunigst fort!“
Magda stand schnell auf und wollte sich entfernen. Er aber ergriff rasch ihr Händchen und sagte:
„Bitte, nicht so hastig. Es muß ja klar werden. Wißt Ihr denn nicht, daß es verschiedene Arten von Liebe gibt?“
„Verschiedene? Ja, ich habe davon gehört!“
Seine letzte Frage hatte sie sofort wieder beruhigt, und zwar so, daß sie ihm sogar ihre Hand ließ.
„Nun, welche Arten zum Beispiel?“
„A – a – affenliebe!“ platzte sie lachend heraus.
„Die gibt es freilich; aber ich habe sie nicht gemeint.“
„Vaterlandsliebe?“
„Auch nicht.“
„Stille Liebe!“
„Ja, ja!“
„So seid ja recht still davon!“
„Ich meine sie leider nicht, also darf ich auch nicht schweigen!“
„Eltern- oder Kindesliebe!“
„Ihr kommt schon näher.“
„Bruder- oder Geschwisterliebe.“
„Jetzt, jetzt habt Ihr das Richtige getroffen! Bruderliebe, sie ist es, die ich für Euch hege! Darf ich Euch so liebhaben, wie ein Bruder seine Schwester?“
Sie schwieg einige Augenblicke. Sie blickte ihm fragend in die Augen, dann antwortete sie in hellem, fröhlichem Ton:
„Gern, o wie gern!“
„Also ich darf Euer Bruder sein?“
„Mein Bruder Carlos!“
„Und Ihr seid mein Schwesterchen?“
„Aus vollem Herzen!“
„So, bitte, gebt mir zur Bekräftigung Euer kleines, allerliebstes Patschchen her!“
Er hielt ihr die Hand entgegen.
„Hier ist sie!“ lachte sie, indem ihr Gesicht vor lauter Glück strahlte.
„So, ich danke Euch, Señorita. Das ist alles, was ich erreichen wollte, weil ich nicht mehr erreichen konnte. Ich habe eine Schwester, und Ihr habt einen Bruder, auf welchen Ihr Euch in jeder Lebenslage verlassen könnt. Nun ist alles klar. Ist's so recht?“
„Ganz und gar recht!“
„Und Euer Herz ist leicht?“
„So leicht, so leicht! Ich hatte wirklich immer so große Angst, daß Ihr von anderem sprechen würdet.“
Sein Auge zeigte einen feuchten Schimmer, und seine Miene war sehr ernst,
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