52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona
erst nach und nach Leben, und er fragte:
„Wolltet Ihr nicht etwas wissen, Señorita?“
„Ja. Ich fragte, ob Ihr ihn kennt?“
„Ich kenne ihn.“
„Auch seinen Namen?“
„Er ist ein Deutscher und heißt Langendorff.“
„Ein Deutscher, ein Deutscher!“ wiederholte sie, die kleinen Händchen in freudiger Verwunderung zusammenschlagend. „Also doch!“
„Er hatte es Euch ja gesagt.“
„Jawohl, aber – mein Gott, was ist Euch?“
Es fiel ihr jetzt sein ziemlich verstörtes Aussehen auf.
„Nichts, gar nichts. Bitte, sprecht getrost weiter, wenn Ihr etwas erfahren wollt!“
„Ich möchte wissen, was er ist“, sagte sie mit liebenswürdiger Offenheit.
„Er reist als Geograph oder Geologe.“
„Kennt Ihr seinen Vornamen?“
„Günther.“
„Gün – ther!“ sagte sie langsam und mit liebevoller Betonung. „Ein echt deutscher Name, hübsch, vollklingend und kräftig.“
„Der Name gefällt Euch also?“
„Sehr! Und wo wohnt er?“
„Er hat keinen festen Wohnsitz, er reist, wie ich bereits sagte. Er sucht nämlich etwas höchst Kostbares, was er verloren hat, seine Geliebte.“
Zimmermann blickte sie dabei forschend an. Magda erbleichte sichtlich, trat einen Schritt zurück und stieß hervor:
„Geliebte? Er hat eine Geliebte?“
„Ja. Warum sollte er nicht?“
Sie hielt sich mit der Hand an der Lehne des Stuhls an.
„Mein Gott! Wer – hätte – das gedacht! Kennt Ihr vielleicht auch diese Geliebte? Ist sie etwa auch eine Deutsche?“
„Das zu entscheiden, fällt mir jetzt noch schwer.“
„Ihr Name?“
„Wollt Ihr den Vor- oder den Familiennamen erfahren, Señorita?“
„Beide, beide!“
„Magda Hauser.“
Sie starrte ihn einige Augenblicke vollständig verständnislos an. Dann aber kam die volle Erkenntnis plötzlich über sie. Sie schien mit einem Mal größer zu werden.
„Magda Hauser! Das bin ja ich! Mich sucht er?“
„An allen Ecken und Enden.“
„Herrgott! Mich, mich sucht er, mich!“ jubelte sie. „Und er hat keine Ahnung, daß ich hier bin?“
„Nicht die mindeste.“
„Oh, wo ist er, wo ist er? Sagt es mir, damit ich ihm Nachricht geben kann!“
Er hatte jetzt sich selbst ganz wiedergefunden. Er schüttelte lächelnd den Kopf, erhob warnend den Finger und sagte:
„Ich begreife Euch nicht, Señorita. Er ist Euch völlig fremd; Ihr habt kaum zwei Worte mit ihm gesprochen, und Ihr behauptetet vorhin, daß Ihr kein Interesse für ihn hättet; nun aber jubelt Ihr wie eine Lerche über –“
„Kein Interesse?“ fiel sie ihm in die Rede. „Er ist es ja, den ich – den – den, nein, oder ja, den Ihr vorhin meintet!“
„Ich? Ich hätte ihn gemeint? Wann denn?“
„Als Ihr von dem spracht, dessentwegen – mein Gott, wie mache ich es Euch nur deutlich!“
„Nun, nehmt Euch nur Zeit! Ich habe Geduld.“
Magda war vollständig in Feuer geraten. Ihre Augen strahlten; ihr Gesicht glühte, und ihre Bewegungen und Gestikulationen waren so voller Seele und Leben, wie er es noch nie an ihr bemerkt hatte. Es schien ihr ganz gleich zu sein, ob sie nach den Regeln der Dekors handle oder nicht. Sie fuhr fort:
„Ihr spracht von dem, dessentwegen ich von Euch – von Euch nichts – nichts –“
„Nichts wissen wollte?“ ergänzte er lachend.
„Ja, es ist Günther und kein anderer.“
„Sapperment! Günther! Also Ihr nennt ihn bereits beim Vornamen! Ihr seid in diesen wenigen Minuten sehr vertraut mit ihm geworden!“
Magda bemerkte jetzt erst, wie weit sie sich hatte fortreißen lassen. Schon wollte sie sich ein wenig schämen, da aber kam sie auf das beste Rettungsmittel. Sie wandte sich halb von Zimmermann ab und antwortete in schmollendem Ton:
„Habt Ihr mich nicht erst vorher um Aufrichtigkeit gebeten? Habt Ihr Euch nicht meinen Bruder genannt? Und nun ich Euch den Willen tue und offenherzig spreche und handle, macht Ihr Euch über mich lustig.“
„Lustig? Da sei Gott vor! Mir ist ja überhaupt nicht allzu lustig zumute.“
„Also er sucht mich wirklich?“
„Mit Schmerzen. Er hat Euch bereits monatelang gesucht, er und ich.“
„Wie? Auch Ihr?“ fragte sie erstaunt.
„Ja. Wir haben Südkalifornien in zwei Hälften geteilt. Die eine durchwandere ich, und die andere durchstöbert er, um Euch zu finden.“
„Ist das möglich!“ rief sie aus, in heller Verwunderung die Hände zusammenschlagend. „Habt Ihr ihm denn nicht Nachricht gegeben?“
„Noch nicht.“
„Warum nicht? So eilt doch,
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