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52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona

Titel: 52 - Deutsche Helden, Deutsche Herzen 04 - Arizona Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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als er antwortete:
    „Señorita, Ihr hattet doch wohl ein wenig Grund zur Sorge. Wenn ich nur eine Hoffnung auf Gelingen gehabt hätte, so wäre es doch wohl so geworden, wie Ihr befürchtet habt. Ihr seid ein helles, lichtes, reines Wesen, als hätte Euch der Herrgott vom Himmel gesandt und die Klarheit des Äthers wollte selbst auf der Erde nicht von Euch lassen. Mein Leben aber ist dunkel und traurig. Wenn nun am Horizont eines solchen Lebens plötzlich ein Wesen erscheint, umstrahlt von der Aureole eines besseren Seins, dann ist es kein Wunder, wenn das Herz in Liebe und Anbetung klopft. Das sage ich Euch in aller Aufrichtigkeit. Ich habe mir wirklich Mühe gegeben, mein Herz zu bezwingen; ich habe es bezwungen, aber leicht ist es mir nicht geworden. Es hat vielleicht gar hier und da im stillen geblutet; aber der Gedanke, daß ich ein Schwesterlein lieben darf, wird sich wie Balsam auf diese Wunden legen!“
    Zimmermann senkte den Kopf und schwieg. Auch ihr Auge war feucht geworden. Sie trat leise einen Schritt näher. Wollte sie oder folgte sie nur der Regung des Augenblicks – sie legte ihm beide Händchen auf den Kopf und sagte:
    „Verzeiht mir! Ich kann ja nicht dafür. Der liebe Gott wird Eurem Herzen Frieden schenken!“
    „Ja, ja, das mag er tun!“ antwortete er, indem er sich erhob.
    Da fielen ihre feuchten Blicke ineinander. Der ihrige, vorher so zaghaft, wich diesesmal dem seinigen nicht aus, sondern blieb fest an ihm hangen.
    „Magda!“
    „Karl!“
    Er legte langsam und leise den Arm um sie und zog sie an sich heran. Eine tiefe Glut flammte über ihr Gesicht; noch tiefere Blässe folgte darauf. Hatte sie schon wieder die bereits erwähnte Angst vor ihm? Sie floh aber nicht. Sie duldete, daß er ihr Köpfchen an sein Herz legte und dann mit seinen Lippen ihre reine weiße Stirn berührte.
    „Gott segne dich, lieb' Schwesterlein!
Mög' stets ein Engel bei dir sein.
Der dich auf seinen Händen trage
Durch helle und durch trübe Tage!“
    Er sagte dies langsam und aus tiefster Seele heraus, strich ihr noch einige Male liebkosend über das weiche Haar und schob sie dann von sich zurück.
    Sie weinte leise. Das rührte ihm die tiefste Tiefe seines Herzens auf. Als er jetzt wieder sprach, hörte sie es seiner Stimme an, daß auch er mit einem Schluchzen rang, das er kaum zu bezwingen vermochte:
    „Weine doch nicht, Magda! Ich kann das nicht hören. Ich allein habe Tränen im Innern. Hast du einmal gehört, daß einer sich selbst begräbt?“
    „Nein. Das ist doch unmöglich.“
    „Oh, es ist im Gegenteil sehr möglich. Wenn ein tiefangelegtes Gemüt so eine echte, richtige Herzensliebe fühlt, so hängt das Leben an dieser Liebe. Muß man der Liebe entsagen, so entsagt man dem Leben, denn leben heißt lieben. Heute habe auch ich eine solche Liebe zu Grabe getragen. Mein Leben wurde mit hinabgesenkt.“
    „Das verhüte Gott!“
    Sie war wirklich erschrocken.
    „Oh, ich meine nicht mein körperliches, mein leibliches Leben“, tröstete er sie. „Das bleibt mir übrig, und das kann vielleicht sogar prächtig gedeihen, daß kein Mensch, der mich erblickt, es merkt, daß ich eigentlich tot bin. Mein Leben ist in das deinige hinübergeflüchtet. Dort hat es eine heiligere, eine bessere Stelle als bei mir. Und das ist es, was mich tröstet.“ Und munterer fuhr er fort: „Doch wir wollen die Köpfe nicht hängen lassen. Geschwister sollen sich das Dasein nicht schwermachen. Und da habe ich Euch, Señorita, etwas mitzuteilen, was Euch veranlassen wird, Euer Köpfchen recht getrost und froh aufzurichten.“
    „Was wäre das?“
    „Er denkt an Euch.“
    „Er? Wer?“
    Es war ihrer unbefangenen Miene anzusehen, daß sie wirklich bei dieser Frage an keinen Menschen dachte.
    „Nun, er!“ antwortete er mit Nachdruck.
    „Das verstehe ich nicht.“
    „So muß ich durch eine andere Tür in die Kirche gehen. Nicht wahr, die Angst, daß ich von Liebe sprechen werde, hatte einen Grund?“
    Magda dachte nach, aber vergebens. Darum antwortete sie:
    „Welchen Grund sollte sie gehabt haben?“
    „Einen Grund, der wohl nicht in mir lag, denn Ihr selbst habt mir gesagt, daß Ihr mich nicht haßt, der Grund lag an einem anderen.“
    „Wen meint Ihr?“ fragte sie noch immer ganz unbefangen.
    „Einen, den Ihr liebt.“
    „Ich?“
    „Ja, dem Euer kleines, liebes Herz gehört.“
    „Da gibt es keinen!“
    Er zog sie auf den Stuhl zurück und setzte sich neben sie. Trotz der Entsagung, die er hatte leisten

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