52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
Schwung gebracht. Ich bin durch die Verführungen wieder auf den Geschmack gekommen und geniere mich auch nicht mehr dafür, dass ich Lust auf Sex habe.
Verführung Nr. 47 hat mir bewusst gemacht, dass ein Teil meines Unbehagens in Sachen Sex von dem Gefühl kommt, unter Erfolgsdruck zu stehen. Ich hätte es besser wissen sollen, aber ich habe mich vom Sex in den Medien hereinlegen lassen. Von dieser Parade perfekter Körper und markengebundener Erotik. Im 21. Jahrhundert meint man, es würde nicht mehr genügen, normalen Sex ohne irgendwelche Finessen zu haben – sogenannten »Blümchen-Sex«, wie es manchmal abfällig heißt. Wenn ich mich als moderne, befreite Frau fühle, dachte ich, müsse ich es düsterer, schmutziger, grenzwertiger haben.
Wenn ich ehrlich auf die Frage antworte, was ich mir von Sex erwarte, dann würde ich überraschende Empfindungen, intime Kommunikation und das Gefühl, zeitweise einen anderen Bewusstseinszustand zu erreichen, nennen. Aber mehr
als alles andere wünsche ich mir Authentizität. Ich möchte nicht verlegen die Art von Sex aufführen, von dem ich denke, dass ich ihn haben sollte. Ich möchte echtem Verlangen nachgeben, von erotischen Gefühlen erfüllt werden, und dann meine ganz eigenen Reaktionen darauf ausleben. Das ist der schwierigste Teil, vor allem, wenn man dabei auch noch den Wünschen und Erwartungen seines Partners gerecht werden möchte.
Mit den Verführungen weiterzumachen war nicht immer einfach. Aber sie haben mir die Motivation geliefert, um einen Dialog mit Herbert über das Thema Sex zu beginnen. Der mit den Verführungen verbundene Druck, sich ständig etwas Neues überlegen zu müssen, hat allerdings auch etwas Erbarmungsloses. Die Rahmenbedingungen geben uns nicht die Möglichkeit, das, was uns Spaß gemacht hat, zu wiederholen oder zu vertiefen. Manchmal haben sie auch bewirkt, dass wir Ideen – und die Sache mit der CAT ist ein gutes Beispiel dafür – nur um ihrer selbst willen umgesetzt haben, und nicht, weil wir wirklich scharf drauf waren.
Und doch fürchte ich, dass unser Sexleben ohne die Verführungen wieder erlahmen wird. Ich habe den Eindruck, dass Herbert und ich eine neue sexuelle Vereinbarung aushandeln müssen, wenn wir mit ihnen fertig sind, um das zu verhindern.
Verführung Nr. 48
SPIELZEUG FÜR JUNGS
A ls ich nach Hause komme, surft Herbert im Internet.
»So was will ich auch«, sagt er.
Das ist an sich noch nichts Ungewöhnliches. Herberts Online-Käufe sorgen sowieso dafür, dass unsere Post überleben kann. Aber bei näherem Hinsehen stelle ich fest, dass es sich diesmal nicht um eine Platte und auch nicht um eine DVD handelt. Er zeigt mir ein Flip Hole, das charmanterweise als »männlicher Masturbator« bezeichnet wird.
»Da steht, es sei das beste Sextoy aller Zeiten für Männer!«
»Ja«, sage ich, »für Singles.«
Mehr wurde darüber nicht gesprochen. Kurze Zeit später bekam ich jedoch ein schlechtes Gewissen. Mit welchem Recht war ich so voreingenommen? Schließlich habe ich nicht die geringsten Bedenken gegen Sexspielzeug in Penisform, warum sollte ich dann also ein Problem mit etwas haben, das einer Vagina nachempfunden ist?
Ich denke, es liegt daran, dass Männer, die Sexspielzeug benutzen, irgendwie immer noch stigmatisiert sind. Uns Frauen ist es gut gelungen, das Masturbieren als befreiend und gesundheitsfördernd zu etablieren. Die männliche Masturbation braucht dagegen dringend ein neues Image. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir immer noch an dem Klischee des Hengstes kleben, der so viel Sex mit Frauen hat, dass er sich nicht selbst zu befriedigen braucht. Oder wir haben einen verklemmten Notgeilen im Kopf, der sich in den unpassendsten Augenblicken einen runterholt.
Jedenfalls ist meine Vermutung, dass die meisten Frauen, im Gegensatz zu den Männern, nicht unbedingt wild darauf sind, ihren Partnern beim Masturbieren zuzusehen.
Und so bestelle ich Herbert ein Flip Hole. Ehrlich gesagt, bin ich auch sehr gespannt, woraus es besteht. Als es ein paar Tage später mit der Post kommt, nehme ich das Männer-Spielzeug neugierig aus der Packung und klappe es auf.
Es ist eine längliche Plastikmanschette, gefüttert mit so einer Art vorgeformtem Gel. Erinnern Sie sich vielleicht an diese klebrigen kleinen Figuren, die wir als Kinder hatten? Man konnte sie an Fensterscheiben werfen und zusehen, wie sie daran herunterrutschten. Um so ein Material handelt es sich hier. Sehr weich. Es hat eine
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