52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
»Keine Angst, ich werde aufhören, wenn du mich darum bittest.«
Er fordert mich auf, mich auszuziehen und bäuchlings aufs Bett zu legen. Wahrscheinlich bin ich die kitzligste Person der Welt. Wenn Herbert mir beispielsweise die Muschi lecken will, und ich noch nicht entsprechend aufgeheizt bin, dann verbringe ich die ersten Minuten damit, mich unter Kitzelqualen zu winden und sein Gesicht wegzuschieben. Ich denke, ich kann mich glücklich schätzen, dass er das liebenswert findet und trotzdem weitermacht.
Heute Abend beschränkt er sich darauf, mit diesem Kitzelding über meinen Rücken zu fahren, und schon wälze ich mich zuckend. Dabei kichere ich nicht, sondern gebe ein Geräusch von mir, für das es keinen Namen gibt, das sich aber wie »Arrrrrrr« anhört. Und das auch noch sehr laut.
An dieser Stelle hält Herbert es für angebracht, beruhigend auf mich einzureden als sei ich Elsie, das neurotische Kätzchen. »Ist ja schon gut«, sagt er mit merklich gekünstelter Stimme. »Bleib doch mal ganz ruhig. So.«
»Blödmann«, sage ich.
Er bleibt mit der Feder am untersten Ende meines Rückgrats, und ich beginne auszuschlagen. Es ist ein schrecklich intensives Gefühl, der Inbegriff von Unbehagen.
»Du musst es einfach wegatmen. Wie Schmerz.«
»Schon gut«, sage ich, »vielen Dank für den guten Rat.
Aber jetzt wollen wir doch lieber mal sehen, wie es dir gefällt.«
Er sieht mich enttäuscht an, legt sich aber trotzdem hin. Ich wedle mit dem Gerät über seine Beine, den Po und dann langsam die Wirbelsäule hinauf. Nichts. »Spürst du das überhaupt ?«, frage ich.
»Klar spüre ich es. Es ist angenehm.«
»Du Freak«, sage ich. »Dreh dich rum.«
An den Brustwarzen und den Hoden gefällt es ihm sogar noch besser. Er gluckst nicht mal. Ich bin mir sicher, dass er sich verstellt.
Schließlich wird es mir zu langweilig. Wenn ihn das nicht im Geringsten quält, interessiert es mich nicht.
»Das ist ja eigentlich keine richtige Verführung, oder?«, sage ich. »Es ist nur eine Gelegenheit für dich, mir zu demonstrieren, was für ein Weichei ich bin.«
Er dreht sich zu mir. »Das stimmt nicht!«
»Doch, das tut es. Du versuchst extra, nicht zu lachen. Du benimmst dich wie ein Sechsjähriger, der von einem seiner Geschwister gekitzelt wird. Du spannst jeden Muskel an, damit du nichts spürst.«
»Nein, ich … Na gut, stimmt, aber ich glaube das ist die Macht der Gewohnheit.« Herberts große Schwester, die als Erwachsene einen Kopf kleiner ist als er und ein unglaublich liebenswürdiger Mensch, soll in ihrer Jugend angeblich eine echte Tyrannin gewesen sein.
»Also immerhin habe ich mich wenigstens darauf eingelassen.«
Na gut, Betty, dann bist du in moralischer Hinsicht Siegerin.«
»Schön.«
»Schön.«
»Also soll ich dich dann noch ein bisschen weiterkitzeln?«, frage ich. »Aber nur wenn du auch bereit bist zu lachen.«
»Einverstanden. Und danach bist du wieder dran.«
Das glaube ich nicht, denn ich werde schon Mittel und Wege finden, ihn davon abzulenken.
Verführung Nr. 47
LASS MICH DEIN SKLAVE SEIN
W ährend ich im Badezimmer versuche, mich in ein schwarzes Latex-Korsett zu zwängen, muss ich plötzlich an Jane Austen denken.
Genauer gesagt denke ich an die weiblichen Fähigkeiten, die die jungen Damen in ihren Büchern erwerben mussten – Singen, Tanzen, ein paar Brocken Französisch – und die nichts sind im Vergleich zu den Anforderungen, die heute an eine moderne Frau gestellt werden. Ich habe bereits meine Handschellen überprüft, ein wenig mit der Peitsche geübt und mit einer Tube Lipgloss und etwas schwarzem Kajal wahre Wunder an mir vollbracht. Ich fürchte jedoch, dass dieses Korsett mich überfordert.
Nachdem ich meine Haut mehrmals im Reißverschluss eingezwickt habe und feststellen musste, dass nicht einmal dieses Kleidungsstück mir etwas Dekolleté-Ähnliches beschert, bin ich schließlich doch mit mir zufrieden. Nachdem
ich als Teenager zeitweise auf dem Gothic-Trip war, gefällt mir das Outfit sogar ganz gut. Vor fünfzehn Jahren hätte ich es wahrscheinlich zum Ausgehen in irgendwelche Clubs getragen. Vermutlich sogar den lächerlichen Bleistiftrock aus Latex und die langen Handschuhe aus dem gleichen Material.
Im Schlafzimmer zünde ich ein paar Kerzen an, um Kerker-Atmosphäre zu erzeugen, aber es funktioniert nicht. Das Problem mit dem Ausleben unserer Fantasien in den eigenen vier Wänden ist, dass man es kaum schafft, sich von der
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