52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
häuslichheimeligen Umgebung zu lösen. Ich verbringe eine ganze Weile damit, verstreute Kleidungsstücke wegzuräumen und leere Teetassen rauszutragen. Als ich nach unten rufe, Herbert solle zu mir herauf kommen, bemerke ich meine Hausschuhe, die ordentlich unter meinem Nachttisch stehen. Da entscheide ich spontan, doch die Augenbinde zu benutzen.
Ich kann nicht behaupten, dass es wirklich meine Fantasie ist, aber ich glaube, dass ich damit Herberts Geschmack treffe. Ich vermute ja schon lange, dass er sich gerne mal unterwerfen möchte. Das Problem ist, ich habe null Ahnung, wie ich das anstellen soll. Ich habe mich vor dieser Verführung schon einmal gedrückt, und jetzt komme ich mir genauso lächerlich vor, wie ich befürchtet habe. Manchmal muss man vielleicht auch durch eine blöde Anfangsphase, um dann doch noch auf den Geschmack zu kommen.
Und ganz ehrlich mache ich mir weniger Sorgen um das Dominieren, sondern um die dadurch erzwungene Unterwerfung. Ich lasse Herbert sich nackt aufs Bett knien und verbinde ihm die Augen. Dann versuche ich, ihm hinter seinem
Rücken die Handschellen anzulegen. Doch das ist aussichtslos. Die Handschellen haben mir zwar tadellos gepasst, doch bei Herbert umschließen sie nicht einmal die Handgelenke. Wir müssen beide kichern. Weil ich nichts anderes zur Hand habe, greife ich nach dem Gummiband von der Handschellenverpackung. Das hält gerade mal fünf Minuten. Danach vereinbaren wir, dass Herbert die Hände gehorsam so halten wird, als wären sie gefesselt.
Inzwischen probiere ich meine diversen Werkzeuge aus. Ich lasse meine Wildlederpeitsche auf seinen nackten Körper klatschen und benutze sie auch, um seine Brustwarzen und Hoden zu traktieren. Ein wenig fester haue ich auf sein Hinterteil und die Rückseiten seiner Oberschenkel. Dann packe ich seinen Penis mit meinen behandschuhten Händen und beiße in seine Brustwarzen. Irgendwann wird es mir ein bisschen langweilig. Das ist für meinen Geschmack alles zu einseitig. Auf der Suche nach Inspiration fällt mein Blick auf die brennende Kerze. Wir kennen doch alle Body of Evidence, nicht wahr? Als Madonna das machte, sah es irgendwie gut aus.
»Wie wär’s mit ein bisschen Kerzenwachs?«, frage ich Herbert mit rauer Domina-Stimme.
»Ähm, na gut«, erwidert er. Ich fühle mich ziemlich verwegen, als ich eine Spur aus heißem Wachs auf seinen Bauch tropfe. Herbert macht ein entsetztes Gesicht. Seine Haut wird unter dem Wachs dunkelrot.
»Möchtest du noch mehr?«, frage ich und sehe gleichzeitig seine Erektion dahinschmelzen.
»Arrg, ja, Herrin.« Ich weiß, dass er das nicht wirklich
meint. »Du würdest mich doch nicht anlügen, oder?«, frage ich streng. »Willst du wirklich noch mehr?«
Herbert seufzt. »Ihr habt Recht«, sagt er. »Nein, lieber nicht. Herrin.«
»Guter Junge«, sage ich. Ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen und möchte nachsehen, ob ich ihn wirklich verbrannt habe. »Dann darfst du das Wachs jetzt entfernen.«
Er knibbelt es mit den Fingern ab und bringt eine Reihe knallroter Flecken zum Vorschein, aber wenigstens keine Brandblasen. Ich beuge mich über ihn, fahre mit der Zunge über die Stellen und knabbere, quasi als Ablenkung für ihn, noch ein wenig an seinen Brustwarzen.
Das Problem mit diesem Domina-Getue ist, dass es eine einsame Sache ist. Und weil Herbert sich so passiv verhält, bekomme ich auch keine Anreize, die mich normalerweise in Stimmung bringen. Ich verstehe einfach nicht, warum die Rollen bei diesem Spiel so gegensätzlich sein müssen. Warum können wir uns nicht abwechselnd mit der kleinen Peitsche bearbeiten. Das wäre doch viel interessanter. Ich vermute auch, dass ich um das Kerzenwachs sehr viel weniger Wirbel gemacht hätte.
Dankenswerterweise bemerkt Herbert, dass ich mich ein wenig verloren fühle. Er fragt, ob er die Augenbinde abnehmen darf, um meinen Anblick genießen zu können. Danach läuft es schon viel besser. Er behauptet, das Korsett würde mir sehr wohl ein Dekolleté machen, auch wenn ich es nicht sehen kann. Hinterher frage ich mich trotzdem: Wozu dieser ganze Aufwand?
»Mir kam es vor, als würde ich versuchen, den Sex von jemand anderem zu haben«, sage ich.
Herbert liegt mit einer Erkältung im Bett, und ich frage mich, wann er wohl wieder auf dem Damm sein wird. Ich möchte gern mit ihm schlafen, und zwar nicht nur, weil wir unter Termindruck stehen. Mein Körper möchte es. Vielleicht habe ich mein sexuelles Verlangen endlich wieder in
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