52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
sagt er und verzieht keine Miene. »Wenn du sagst ›in der Öffentlichkeit‹, wie öffentlich meinst du das dann?«
»Ach«, schränke ich ein, »nicht sehr. Auf der Toilette oder so. Vielleicht in einem dunklen Flur. Nicht mitten auf einer Tanzfläche.«
»Ich versuche, mir gerade vorzustellen, wo das sein könnte«, sagt er und beginnt die Bars aufzuzählen, die wir üblicherweise besuchen. Dabei kommentiert er bei jeder einzelnen die Gegebenheiten für eine diskrete Nummer.
»Nein«, wende ich ein, »es geht darum, spontan eine Möglichkeit zu nutzen. Das soll keine Lektion im Vorausplanen werden.«
»Verstehe, gut, tut mir leid. Ich glaube, ich bin dafür zu sehr Problemlöser.«
»Wir müssen das auch nicht machen, wenn du dich nach deinem Unfall noch zu schwach dafür fühlst. Du hast eine harte Woche hinter dir.«
»Ja, stimmt. Vielleicht könnten wir es ja im Auto machen.«
»Ob das für deinen Nacken so gut wäre?«
»Nein.«
Ich geb’s auf. Ganz offensichtlich ist Herbert nicht gerade scharf auf diese Variante. Rückblickend muss ich zugeben, dass das Szenario für einen Mann mit Schleudertrauma wahrscheinlich auch ein bisschen zu ambitioniert war.
»Dann lass uns doch heute einfach mal nur im Bett Sex haben«, schlägt Herbert als Trostpflaster vor.
Zumindest habe ich meine Bikinizone dann nicht umsonst rasiert. Unternehmungslustig steuere ich das Schlafzimmer an und frage mich, wann wohl der richtige Zeitpunkt sein wird, zu erwähnen, dass er sich als Erster von uns beiden vor einer Verführung gedrückt hat. Mir hat mein Vorschlag durchaus gefallen. So schnell möchte ich ihn nicht aufgeben.
Während Herbert sich auszieht, zünde ich ein paar Kerzen an. Die Sache lässt sich dann auch gut an. Herbert wirkt ziemlich energiegeladen, vielleicht um seine zuvor fehlende Begeisterung auszugleichen. Ich fühle mich total verwegen, weil ich etwas vorgeschlagen habe, wovor er zurückschreckte. Mach dir das klar, Herbert, denke ich, wenn auch freundlich, ich bin nicht mehr die Spielverderberin in unserem Sexalltag! O nein!
Ich setze mich auf ihn, um es mit dem »umgekehrten Cowgirl« zu probieren, einer Stellung, die wir erst vor kurzer Zeit in unser Repertoire aufgenommen haben und die wir beide mögen. Nach kurzer Zeit bemerke ich ein schmatzendes Geräusch. Wow, denke ich stolz, was für eine tolle Frau ich doch bin, so feucht, so verführerisch!
»Entschuldige das Geräusch«, sage ich zu Herbert, aber es scheint ihn nicht zu stören. Ich kann spüren, wie ich auf den Orgasmus zusteuere, also drehe ich mich zu ihm um, damit ich ihn dabei ansehen kann. Wir kommen gleichzeitig, und ich vergrabe mein Gesicht an seinem Hals.
»Meine Güte«, sage ich, »ich bin heute so was von nass.« Dann strecke ich die Hand aus, um das Ausmaß zu fühlen, und stoße auf etwas Klebriges, Warmes. Im Kerzenschein sieht es dunkel aus. »O Gott«, sage ich, und Herbert knipst das Licht an.
Alles ist voller Blut. »Jesus«, murmele ich und stürze ins Bad, um mich unter die Dusche zu stellen. Dabei versuche ich, nicht zu weinen. »Mach dir keine Sorgen«, höre ich Herbert aus dem Schlafzimmer rufen, »das geht beim Waschen alles wieder raus. Ich zieh gleich das Bett ab.«
Ich bin stumm vor Schreck. Während ich in der Dusche bin, frage ich mich, was Herbert von mir denken muss. Schließlich rufe ich, dass er auch duschen kommen soll. Scheinbar ist er unbeeindruckt. »Dann muss ich wenigstens morgen früh nicht mehr duschen«, sagt er fröhlich, während ich zusehe, wie das rostrot gefärbte Wasser im Abfluss verschwindet.
Beim anschließenden Abendessen bin ich sehr still. Hin und wieder fürchte ich, in Tränen auszubrechen. Erst nach drei Gläsern Wein und einem Kirsch-Tiramisu fühle ich mich gestärkt genug, um mich zu Herbert hinüberzulehnen und zu flüstern: »Das umgekehrte Cowgirl machen wir nie wieder, klar?«
Daraufhin lacht er so heftig, dass ihm die Tränen kommen.
Verführung Nr. 8
TREPPAUF, TREPPAB
N ach dem unerfreulichen Ende unseres vorangegangenen Versuchs gibt es in dieser Woche erst einmal eine Pause. Wir sprechen nicht einmal über Sex, sondern kehren zu unserem vertrauten, enthaltsamen Alltag zurück. Doch dann wird mir erstmals der Wert unserer Verführungen klar. Wir können den Sex doch nicht einfach »vergessen«. Wir müssen zurück aufs Spielfeld.
Herbert gelingt das besser als mir. Er beginnt auch erst gar keine Diskussion über das Thema. Stattdessen steckt er eines
Weitere Kostenlose Bücher