52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
Nachmittags einfach nur den Kopf in mein Arbeitszimmer und verkündet, dass die Verführung dieser Woche »Treppensex« sein wird.
»Treppensex?«, frage ich. »Du meinst, so richtig auf einer Treppe zwischen zwei Stockwerken?
»Ganz genau«, sagt er, als wäre dies das Normalste der Welt, und sieht mich dabei mit einem Blick an, den meine
Mutter einmal »verschlagen« genannt hat. Herbert ist bis heute stolz auf diese Beschreibung.
»Na gut«, sage ich. »Können wir vorher noch in die Kneipe gehen?«
»Danach.«
»Einverstanden.«
Ich bin stolz auf meine Nachsicht. Immerhin ist Valentinstag und ihm ist dieser Einfall offensichtlich gerade erst gekommen.
»Ist Sex auf der Treppe aber nicht eher eine Location als eine Verführung?«, wende ich dann doch noch ein.
»Es ist eine Form«, antwortet Herbert, »eine Gegebenheit.«
»Auf einem Kokosläufer.«
»Du kannst deine Kleider anbehalten.«
»Das muss ich vielleicht auch.«
Wir leben in einer Doppelhaushälfte aus den 1930er-Jahren, und unsere Treppen sind sehr schmal. Wenn es nach mir ginge, würden wir es dort nur im absoluten Notfall treiben, wenn wir es in einem Anfall von Leidenschaft nicht einmal mehr bis ins Schlafzimmer hinauf schaffen sollten. Sich vorzunehmen, dort Sex zu haben, kommt mir irgendwie idiotisch vor. Andererseits habe ich Herbert heute Morgen schon ein völlig ungeplantes Geschenk zum Valentinstag entlockt und vor diesem Hintergrund fühle ich mich verpflichtet, nicht zu zickig zu sein.
Beherzt laufe ich nach oben und ziehe lange Kniestrümpfe an, damit ich mir die Knie nicht wund scheuere. Den Slip ziehe ich bei der Gelegenheit gleich aus. Herbert wartet unten
im Flur auf mich und scheint von dem fehlenden Slip ziemlich erregt. Anfangs finde ich das mit der Treppe auch witzig. Der Versuch, die richtige Position zu finden, hat noch etwas Spielerisches. Da die Treppe so schmal ist, haben wir Mühe, einen Winkel zu finden, in dem Herbert überhaupt in mich eindringen kann, aber schließlich gelingt es uns, von hinten.
Ich muss gestehen, dass meine gute Stimmung nach einer Weile verflogen ist. Wie Sie sich vorstellen können, stößt Herbert lustvoll zu, während er sich bequem am Geländer festhält. Mich dagegen piekt der Kokosläufer auch durch die Kniestrümpfe, während mein Gesicht gegen eine höhere Stufe gepresst wird. Offen gestanden müsste ich wohl betrunken sein, um das genießen zu können.
Danach drehen wir uns um, und ich lege ein Bein über das Treppengeländer, das andere auf Herberts Schulter, doch die Treppe ist so schmal, dass ich mein ganzes Gewicht auf die Ellbogen stützen muss, um mein Becken aufrichten zu können. Also klettern wir lieber noch ein Stückchen höher und versuchen es nochmal im Doggy Style, allerdings liege ich jetzt dabei bäuchlings auf der obersten Stufe. Das ist ein wenig besser, aber immer noch ziemlich unbequem, außerdem habe ich so unerwünscht freie Sicht auf die Wollmäuse unter dem Bett. Ausgerechnet jetzt meint unser Kater Bob, dass er die Treppe hinauf muss, auch wenn wir ihm dabei im Weg sind. Also versucht Bob, sich zwischen uns und dem Treppengeländer durchzuquetschen, und lässt sich davon auch nicht abbringen, als klar ist, dass er dafür eindeutig zu fett ist.
»Wie weit bist du?«, fragt Herbert keuchend.
»Bei null? Komm du einfach.«
Es ist doch immer wieder erstaunlich zu sehen, wie ein Mann ohne das geringste bisschen Anstrengung oder Konzentration zum Orgasmus kommen kann. Es bedarf nur einiger weniger heftiger Stöße, und schon ist Herbert ein glücklicher Mann.
Ich rappele mich aus meiner Bauchlage auf, woraufhin Bob über mich springt, um seinen Lieblingsplatz auf dem Bett einzunehmen. Das würde ich jetzt auch gern.
»Ist jetzt ein bisschen blöd gelaufen, oder?«, fragt Herbert, und ich bin versucht zu antworten: »Für dich scheint es ja in Ordnung gewesen zu sein«, aber dann formuliere ich es doch freundlicher.
»Na ja. Sagen wir, du schuldest mir einen Orgasmus.«
»Wird Zeit, dass wir mal wieder eine Verführung hinkriegen, die für uns beide funktioniert.«
»Ja«, stimme ich ihm zu. »Dazu solltest du vielleicht ein wenig vorausdenken.«
Nach diesem Intermezzo gehen wir in den Pub. Ich habe ja bereits erwähnt, dass Herbert im Allgemeinen nicht so gern mit mir allein was trinken geht – er argumentiert, zu Hause seien die Getränke günstiger, außerdem gäbe es da einen Fernseher. Ich für meinen Teil verschlimmere seine Abneigung
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