52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
Pseudotrachten angezogen zu werden. Doch dann lenken ihn pinkfarbene Flausch-Handschellen
ab. Er besteht darauf, dass ich sie an Ort und Stelle anprobiere. Wieder verweise ich auf mein Geschmacksniveau. »Mit einer schlichteren Version könnte ich mich anfreunden, aber diese Plüschdinger machen mich kein bisschen an.«
Herbert greift nach einem anderen Set. »Ooh«, macht er, »hier ist auch noch eine Augenbinde dabei. Ausgezeichnet.« Er klemmt sie sich unter den Arm und den Netzbody gleich dazu (ich hatte schon gehofft, dass er ihn vergessen hätte). Unerklärlicherweise nimmt er auch noch ein Katzenkostüm mit. Ich frage mich, ob ich Bob wegsperren sollte, sobald wir nach Hause kommen.
Ich versuche gerade, mich für Plastik-Penisse in einer Art Picknick-Korb zu begeistern (mit nachgemachten Adern drauf – igitt!), als ich ihn durch den ganzen Laden rufen höre: »Hast du 36 C?«
Er schwenkt meine Lieblings-Dessous durch die Luft. Guter Junge.
Als wir wieder zu Hause sind, trägt er all seine Schätze hinauf ins Schlafzimmer und meint: »Also, was ziehst du jetzt als Erstes an?«
Ich bin großzügig gestimmt, deshalb nehme ich den verdammten Fischnetz-Body mit ins Bad und schlüpfe hinein. Das sieht erstaunlich gut aus. So, wie Netzstrümpfe einem Bein wunderbare Konturen geben können, wirke ich in diesem Ding, als sei ich dazu geboren, Catsuits zu tragen. Eigentlich ist es sogar ein besonders frauenfreundliches Kleidungsstück, weil es alle unansehnlichen Stellen glättet und man bei aller Nacktheit doch etwas bedeckt ist. Außerdem ist es ein bisschen wärmer
als gar nichts. Ich muss zugeben, dass ich mich selbst im Spiegel bewundere, bevor ich ins Schlafzimmer stolziere.
Herbert hat wohl beschlossen, seinen Beitrag zu leisten, um das Prozedere zu beschleunigen, denn seine Erektion schaut aus dem geöffneten Hosenschlitz hervor: »Sieh mal, meine Hose ist auch unten offen.«
Der Sex in dem Body ist wirklich fabelhaft. Zwar fallen meine Brüste dauernd heraus, aber das ist vermutlich so gewollt. Zwischendurch versuche ich immer mal wieder, das Ding über meine Brustwarzen zu ziehen, aber vergebens. Der optische Eindruck scheint Herbert absolut zuzusagen. Er bittet mich, auf alle viere zu gehen, und ich schiebe mich auf seinen Penis und wieder herunter, während er ganz still hält. Wir sind dahintergekommen, dass diese Variante des Doggy-Style uns beiden besser gefällt als die klassische. Ich merke, wie sehr er den Anblick genießt, und plötzlich fällt mir ein, was ich eine Woche zuvor genau für solche Zwecke erstanden habe.
»Bleib so«, sage ich und laufe die Treppe runter, um gleich darauf mit einem Handspiegel zurückzukommen, den ich auf einem Flohmarkt gefunden habe. »Belle de Jour sagt, sie habe so etwas immer in ihrer Handtasche.« Herbert macht es Spaß, den Spiegel so zu drehen, dass er besser sehen kann, wie er in mich eindringt.
All diese Aufregung bewirkt leider, dass seine Konzentration nachlässt und er schon kommt, als ich gerade erst auf die Zielgerade einbiege, aber das stört mich nicht besonders. Wie schon erwähnt, bin ich durchaus in der Lage, das allein hinzukriegen. Und für einen Mann, der bei meinem Anblick die
Kontrolle verliert, bin ich jederzeit bereit auf einen gleichzeitigen Orgasmus zu verzichten.
Jetzt, wo schon ein Viertel unserer Verführungen hinter uns liegt, wundere ich mich plötzlich, wie wir es überhaupt geschafft haben, damit anzufangen.
Ich fühle mich, als hätte ich einen Berg bestiegen und würde nun zu meinem Ausgangspunkt hinunterblicken. Er wirkt ungeheuer weit entfernt. Von hier aus fällt es leicht zu erkennen, warum diese Verführungen überhaupt nötig waren und warum Sex wichtig für uns ist. Aber wie konnte ich damals schon wissen, dass dies der Fall sein würde? Was hat uns dazu gebracht, uns dem Thema überhaupt wieder zuzuwenden, nachdem es ein solches Minenfeld für uns geworden war?
Vielleicht waren es nostalgische Erinnerungen an das, was wir einmal hatten. Daran, dass wir einander einst unwiderstehlich fanden. Ich habe nie die Zeiten vergessen, als unser Sex triebhaft, elektrisierend, ja geradezu süchtig machend war. Und es fällt mir schwer, mich damit abzufinden, dass ich das nie mehr spüren werde. Dieses Gefühl, wenn dein ganzer Körper in Erwartung einer einzigen Berührung erregt ist. Als ich die Idee mit den Verführungen aufbrachte, hoffte ich wohl im Stillen, ich könnte diesen lustvollen Trieb vom Dachboden holen,
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