52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
entstauben und noch einmal neu erleben.
Doch das ist bis jetzt nicht passiert, und ich bin mir nicht sicher, ob ich überhaupt noch daran glaube, dass es passieren
wird. Nach allem, was ich bislang darüber gelesen habe, ist dieses Gefühl das Ergebnis eines ganz besonderen chemischen Cocktails in unserem Blut. So etwas lässt sich nicht wiederholen. In jedem Fall basiert dieser Glückstaumel auch auf Verunsicherung. In den Stunden, wo man als frisch Verliebte voneinander getrennt ist, fragt man sich ständig, ob der Partner einen noch liebt. Und wenn man dann beim Wiedersehen herausfindet, dass es so ist, feiert man diese Erkenntnis körperlich miteinander. Ich glaube, dieser Achterbahn aus heftiger Angst und unbändiger Erleichterung wäre ich nicht mehr gewachsen.
Ich denke aber ohnehin, dass mich nicht nur das zum Sex zurückgebracht hat. Vor allem wollte ich wieder Nähe herstellen. Wir hatten natürlich schon eine gewisse Form von Nähe, aber das war eine Form von Nähe, wie sie sich zwischen zwei Menschen einstellt, die alles voneinander wissen und ein eingespieltes Team bilden. Unsere Liebe war erstarrt, nicht mehr form- und veränderbar. Eine Liebe, in der alle Parameter feststanden. Mich langweilte diese Liebe mit ihrer faden, arroganten Gewissheit. Ich wollte einfach wieder eine direkte Verbindung zwischen uns.
Seit wir mit den Verführungen begonnen haben, sagt mir mein Gefühl, dass ich Recht hatte: Auch wenn wir schon immer über unsere Gefühle gesprochen und unsere Probleme ausdiskutiert haben, gibt der Sex unserer Kommunikation doch noch eine zusätzliche Qualität. Es ist wieder lockerer zwischen uns. Es herrscht mehr Einvernehmen und weniger Misstrauen, der Partner könnte etwas wollen, das zu geben wir außerstande wären. Wir sind, kurz gesagt, zufriedener.
Verführung Nr. 14
DIE TÄGLICHE PLACKEREI
TAG EINS
Bevor ich beginne, sollte ich wohl vorausschicken, dass wir schon einmal versucht haben, jeden Tag zu vögeln. Ich glaube, das war 1998, und wir waren damals gerade in unsere erste gemeinsame Wohnung gezogen. Eher zufällig schliefen wir an drei aufeinanderfolgenden Tagen miteinander, was Herbert dazu brachte, zu scherzen: »Also dann morgen wieder um die gleiche Zeit?« So eine Herausforderung wollte ich mir natürlich nicht entgehen lassen. Am vierten Tag machte es noch Spaß, am fünften war es nur noch eine Pflichtübung. Am sechsten Tag waren wir uns einig, dass wir keine Lust mehr hatten und gingen, ein jeder leicht beschämt, zu Bett.
Es ist ein unter Frauen weit verbreiteter Mythos, dass Männer jeden Tag Sex haben wollten, wenn man sie nur ließe. Wir Frauen betrachten uns oft als die Wächterinnen des Sex, die sorgsam bemüht sind, die schlimmsten Exzesse unserer Partner
zu verhindern. Es hat Jahre gedauert, bis ich herausfand, dass es bei mir und Herbert ganz und gar nicht so ist. Er war vom täglichen Sex schneller gelangweilt als ich.
Dank meines unerschütterlichen Optimismus hoffe ich, dass wir in den vergangenen Monaten ein bisschen dazugelernt haben, und deshalb bin ich bereit, das noch einmal zu versuchen. Wenn sonst nichts dabei herauskommt, will ich zumindest beweisen, dass Sex auch an den ungünstigen Wochentagen, wenn wir beide müde und erschöpft sind, machbar ist. Ob Herbert gerne bereit sein wird, dafür auf die letzte Folge von Lost oder welcher Serie auch immer zu verzichten, werden wir dann schon sehen.
Aller Anfang ist leicht. Ich schlage vor, gleich zur Sache zu kommen, während er sich in der Küche zu schaffen macht. Er willigt sofort ein, schaut nur noch kurz aus dem Fenster. (Vielleicht um zu sehen, ob jemand im Garten ist? Das wäre anfangs vielleicht ein bisschen störend.) Dann knöpft er meine Jeans auf. Ich beuge mich über die Arbeitsplatte und reibe seinen Penis zwischen meinen Schenkeln. Danach verbringen wir eine unterhaltsame, alberne halbe Stunde mit dem Ausprobieren verschiedenster Positionen, erst auf dem Kühlschrank, Herd usw. und schließlich doch auf der Couch.
Job erledigt, sehr erfreulich. Ein guter Anfang.
TAG ZWEI
Am Sonntag haben wir Freunde zum Mittagessen eingeladen, was bedeutet, dass wir den Vormittag mit Kochen und Aufräumen
zubringen und den Nachmittag mit Essen und Trinken. Als die Gäste um sieben Uhr gehen, fühlen wir uns beide abgefüllt und erschöpft und büßen für den Alkohol zum Mittagessen.
Wir lassen uns vor dem Fernseher nieder, um einen Film anzuschauen. Danach bin ich total fasziniert von einer Doku
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