52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
halte: Er nimmt sich einen Tag frei, um sich in Ruhe mit mir auszusprechen.
Unter anderem reden wir darüber, wie die Verführungen uns verändert haben, und wie das Innovationstempo uns manchmal überfordert. Aber auch darüber, dass die Verführungen uns beiden ein nie gekanntes Gefühl von köstlicher Verschwörung beschert haben. Wir wünschen uns einerseits, dieses Jahr möge bald enden, andererseits haben wir Angst vor dem, was danach kommt.
»Die Verführungen haben meinen Ehrgeiz in Bezug auf das Leben angestachelt«, sage ich. »Sie haben mich dazu gebracht, dass ich eine Abwärtsspirale nicht mehr als unvermeidlich akzeptiere. Sie haben mir meine Möglichkeiten bewusst gemacht.«
»Ich fühle mich einfach in jeder Hinsicht entspannter«,
sagt Herbert. »Vorher habe ich mir immer viel mehr Sorgen darüber gemacht, ob ich alles richtig mache. Jetzt verstehe ich, wie offen eigentlich alles ist.«
»Da hast du absolut Recht. Bevor wir damit angefangen haben, warst du gekränkt, wenn ich Gleitmittel benutzt habe.«
Ein kleines Lächeln. »Kann mich nicht mehr erinnern.«
Nachmittags fahren wir zu Tee und Erdbeertörtchen in den Nachbarort. »Ich frage mich, ob wir manchmal im Eifer des Gefechts die eigentliche Idee der Verführungen vergessen«, sage ich. »Bis jetzt interpretieren wir sie doch so, dass es jedes Mal etwas anderes sein muss. So sollte es aber nicht sein. Vielmehr sollte die Frage doch lauten: Was würde meinen Partner heute Abend in Ekstase versetzen? Was braucht er?«
»Nenn doch mal ein Beispiel«, sagt Herbert.
»Na gut. Wenn ich dich heute Abend verführen wollte, was würdest du dann brauchen? Was würde dich anmachen?«
»Ich weiß nicht«, antwortet er. »Ich bin ausgepowert. Mir ist überhaupt nicht nach Sex zumute.«
»Genau. Was du brauchst, ist Entspannung. Du willst Geborgenheit und Ruhe.«
»Du meinst also, was wir heute den ganzen Tag über gemacht haben, war eine Verführung?«
»Ich schätze, schon. Aber lass mich mal schauen, ob ich das heute Abend nicht noch toppen kann.«
Am Abend lasse ich nach dem Essen ein Bad ein und verbringe eine halbe Stunde lesend im heißen Wasser. Dann lade ich Herbert ein, sich zu mir zu gesellen.
Während er sich mit seiner lächerlichen Blumenbadekappe
in der Wanne aalt, zünde ich im Schlafzimmer jede Menge Kerzen an und koche eine Kanne frischen Pfefferminztee.
»Soll ich Musik anmachen?«, frage ich.
»Nein«, sagt er. »Ruhe und Stille.«
Als wir nebeneinander auf den Kissen ruhen, frage ich: »Also, was würde dich denn jetzt am meisten entspannen?«
»Nichts«, antwortet er. »Nach dem Bad fühle ich mich wohlig und warm. Und du?«
»Eine Rückenmassage wäre schön. Meine Schultern sind so verspannt.«
Er massiert meine Schultern, während ich mich an ihn lehne, und dann streicht er mit seinen öligen Händen über meine Brüste. Früher habe ich das gehasst; ich empfand es als Störung meiner Massage. Heute fühlt es sich angenehm und liebevoll an. »Ich verrate dir, was mir jetzt gefallen würde«, flüstert er in mein Ohr. »Ich hätte gern eine Busen-Massage.«
»Du möchtest, dass ich deine Brüste massiere?« Ich kichere.
»Nein, ich möchte, dass du mich mit deinen massierst. Nur ganz leicht. Manchmal streifst du mich aus Versehen mit deinen Brustwarzen, und das mag ich.«
Ich muss grinsen und mache mich an die gewünschte Massage. Bald liege ich auf ihm, sodass unsere ganzen Körper sich berühren, und ohne auch nur darüber nachzudenken, schiebe ich Herberts Penis in mich hinein.
Wir haben langsamen, öligen und unglaublich sinnlichen Sex. Danach pusten wir die Kerzen aus und schlafen.
Verführung Nr. 37
AUTOPILOT
M eine Mutter kommt zu Besuch. Für zehn Tage.
Ich liebe meine Mutter, aber zehn Tage unter einem Dach mit einem anderen Menschen, selbst wenn dieser Mensch einen zur Welt gebracht hat, muss man schon aushalten können. Da meine Mutter ein lustiges Leben mit Alkohol und Zigaretten in Spanien verbringt, sind ausgedehnte mütterliche Besuche unvermeidlich. Herbert und ich sind es jedoch nicht gewohnt, dauernd jemanden um uns zu haben. Wir hängen, verdammt noch mal, an unseren Gewohnheiten! Gerne begründe ich meine Intoleranz und Unflexibilität damit, dass ich als Einzelkind aufgewachsen bin, was ja bedeutet, dass ich meine Mutter dafür verantwortlich machen kann. Wie praktisch.
Ich habe bereits erwähnt, dass meine Mutter nichts gegen Sex hat. Sie ist sogar eine enthusiastische Verfechterin
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