52 Verführungen: Ein Paar holt sich die Lust zurück - (German Edition)
»nachdem es für Frauen empfohlen wird, die Schwierigkeiten haben, einen Orgasmus zu bekommen, schätze ich mal, dass es, wenn man sowieso immer kommt, fantastisch sein muss.«
Aber manchmal ergibt zwei plus zwei eben nicht vier. Ich gebe den Inbetweeners die Schuld daran. Denn bevor wir uns auf den Weg ins Schlafzimmer machen, sehen wir uns eine Folge der Sitcom an, in der Simon versucht, seine Jungfräulichkeit zu verlieren, aber keine Erektion zustande bringt. Wir brüllen vor Lachen, während der glücklose Junge vergeblich seinen Schwanz anschnauzt und ihm den einen oder anderen Klaps verpasst, um ihn zu motivieren.
Eine halbe Stunde scheint Herbert sich plötzlich auf mysteriöse Weise durchs Fernsehen mit dem gleichen Leiden angesteckt zu haben: tote Hose.
»Bist du vielleicht nicht in Stimmung?«, frage ich so vorsichtig wie nur möglich. »Wir können es ja auch erst mal gut sein lassen, eine Tasse Tee trinken und es später noch mal probieren.«
»Hach! Red doch nicht auch noch drüber! Damit machst du es nur schlimmer! Jetzt schau, was du angerichtet hast!«
Er hat Recht. Der geringe Fortschritt, der zu verzeichnen
gewesen war, ist nun auch dahin. Ich rutsche von ihm runter und nehme seinen Penis in den Mund. So entwickelt sich nach und nach etwas, das Ähnlichkeit mit einer Erektion hat, wenn auch mit einer etwas lethargischen. Inzwischen langt Herbert nach unten und versucht, meine Schamlippen zu streicheln. »Autsch!«, quieke ich. Total trocken.
»Nimm doch ein bisschen Gleitgel!«, sage ich, und ehrlich gesagt klingt meine Stimme dabei wohl ein wenig schnippisch.
Er verteilt ein wenig von dem Gel auf mir, und wir nehmen unsere Positionen ein.
Was den Sex betrifft, bin ich eine große Verfechterin von »Durch Schein zum Sein«. Schon oft habe ich mich ohne großes Verlangen einfach treiben lassen, bis mein Körper irgendwann endlich »ansprang«. Das Problem ist nur, wenn beide Partner quasi seufzend mit »na, dann wollen wir mal« loslegen, dann fällt es einem nicht gerade leicht, über irgendwas in Ekstase zu geraten.
Rein technisch betrachtet, funktioniert es tadellos. Wir gehen in die Missionarsstellung, Herbert richtet sich auf, und nach ein paar Fehlstarts kriegen wir es hin. Ich schlinge meine Beine um seine Waden, und wir beginnen zu schaukeln. Es ist lustig, wie sich Sex ohne Erregung anfühlen kann: ein Körperteil reibt sich an einem anderen Körperteil, sonst nichts. Es entsteht kein magischer Funke. Ich frage mich, ob meine Klitoris irgendwann doch reagieren wird, wenn ich mich bloß mehr konzentriere. Nach fünf Minuten frage ich Herbert: »Gibt dir das irgendwas?«
»Nö«, sagt er. »Und dir?«
»Nix.«
»Ich bin mir nicht mal sicher, ob er noch drin ist.«
»Doch, doch. Aber er tut nichts Spannendes.«
»Stimmt.«
»Sollen wir’s also lieber bleiben lassen?«
»Wenn es dir nichts ausmacht.«
Zurück in der Sicherheit unseres Wohnzimmers, mit einer Tasse Tee in der Hand, sage ich zu Herbert: »Wäre es gerechtfertigt zu sagen, dass du es mit Technik nicht so hast?«
Ein Seufzer. »Gibt es irgendwas an meiner Technik auszusetzen?«
»O Gott, so habe ich es nicht gemeint. Ich meine ja nur, dass dir die Vorstellung von Verführungen zuwider ist, für die du eine bestimmte Technik brauchst. Das scheint dich irgendwie nervös zu machen.«
»Vielleicht. Keine Ahnung.«
»Denn weißt du, es ist doch in Ordnung, Fehler zu machen, wenn man was Neues ausprobiert, oder? Du musst einfach drüber lachen und es noch mal versuchen.«
Herbert starrt trotzig geradeaus.
Und ich weiß, wann ich auf verlorenem Posten stehe.
Verführung Nr. 43
DAS COWGIRL REITET WIEDER
V erführung Nr. 42 hinterlässt bei uns beiden einen bitteren Nachgeschmack. Misslungener Sex hat etwas so besonders Kränkendes, das sich sogar bis in den nächsten Tag hinein ziehen kann. Empfindliche Egos, schätze ich.
Wir brauchen also ein wenig Wiedergutmachung. Wir brauchen einen unkomplizierten Orgasmus für zwei. Am Sonntagmorgen widerfährt mir etwas, das ich unter den gegebenen Umständen als göttliche Inspiration empfinde.
Ich erwache aus einem Traum, dessen Details mir jetzt nicht mehr präsent sind, aber jedenfalls war ich mit Herbert in der Kellerbar eines fantastischen Hotels, umgeben von einer Zirkustruppe. Ohne jetzt näher darauf eingehen zu wollen, möchte ich nur sagen, dass sie alle hübsch zur Sache gingen. Zwei Trapezkünstler schaukelten mit ineinander verschlungenen Körpern über uns.
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