52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -
oder?
Der Feueratem soll einem helfen, in Ekstase zu geraten und zu spüren, wie Energie durch den ganzen Körper – und nicht nur durch die Genitalien strömt. Es heißt, dadurch könnten sehr starke Gefühle ausgelöst werden, positive wie negative. Ich lasse mich nicht abschrecken. Außerdem habe ich die grundlegende Technik bereits in dem Workshop auf der Xplore gelernt. Auch da gab es keine schwerwiegenden Folgen, außer dass ein paar Leute hinterher geweint haben. Ich war damals zu sehr damit beschäftigt, mich zu fragen, was Herbert wohl dachte, und hatte mich daher nicht völlig auf die Sache eingelassen.
Zu Anfang gilt es, auf eine bestimmte Weise zu atmen, dazu den Beckenboden anzuspannen und mit dem Becken eine Schaukelbewegung zu vollziehen. Ich brauche eine Weile, bis ich das alles synchron hinkriege; mehrmals muss ich unterbrechen und von vorne anfangen. Vermutlich fehlt mir einfach die nötige Routine. Anschließend muss ich mir vorstellen, wie die Energie zwischen meinen Chakras zirkuliert und im Körper hochsteigt.
So liege ich also schnaufend da, spanne meinen Beckenboden an und denke bei mir: Na, wenigstens kann ich mir damit heute Abend meine tägliche Meditation sparen. Das Schaukeln und Anspannen fühlt sich ziemlich gut an, was mich ein wenig aufbaut.
Doch dann passiert etwas ziemlich Eigenartiges. Als ich mit der Visualisierung bei meinem Oberkörper angekommen bin, habe ich plötzlich das Gefühl, mir das Ganze nicht mehr nur vorzustellen. Die Energie scheint ganz von allein tatsächlich aufwärts zu fließen. Schließlich erreicht sie meine Schädeldecke, ich halte den Atem an, spanne jeden Muskel meines Körpers an und lasse dann los …
Einige Augenblicke lang spüre ich, wie etwas in meinem Kopf nach oben rauscht, und vor meinen Augen sehe ich farbige Blitze: pulsierende Blau- und Grüntöne. Meine Fußsohlen prickeln. Dann wird alles schwarz, leer und zeitlos. Als ich wieder zu mir komme, fühle ich mich schläfrig, gelassen und am ganzen Körper wieder aktiviert. Kaum zu glauben, dass eine Stunde vergangen ist, seit ich mit der Übung begonnen habe.
Ich habe keine Ahnung, was da passiert ist, aber ich kann es kaum erwarten, es wieder zu versuchen.
Vermutlich zählt es nicht in unserer Rechnung, wenn ich mich selbst verführe, aber während ich so dasitze und den Nachwirkungen dieser bizarren Erfahrung nachspüre, kommt mir Folgendes in den Sinn: Vielleicht müssen wir erst lernen, uns selbst zu verführen, bevor wir darauf hoffen können, jemand anderen zu verführen.
Verführung Nr. 32
ANGRIFF VOM MARS
I ch habe Männer sind anders. Frauen auch gelesen und mich dabei permanent geärgert. Ich möchte, dass das alles nicht zutrifft; ich möchte nämlich in einer Welt leben, in der das Geschlecht keine Rolle mehr spielt und es nur noch Menschen gibt. Schön wär’s. Wie sich rausstellt, ist Herbert der perfekte Marsianer, und ich bin die typische Frau von der Venus, wenn auch eine von der besonders streitlustigen Sorte.
Nehmen wir beispielsweise dieses Wochenende. Herbert hat behauptet, zu krank für Sex zu sein. Außerhalb des Schlafzimmers wirkt er jedoch erstaunlich munter. Meine Vorschläge, dass wir als Alternative unsere tantrischen Atemübungen machen könnten, rufen bei ihm nur ein märtyrerhaftes Seufzen hervor. Am Montag bin ich schon ziemlich sauer. Es kommt mir vor, als würde er einfach nicht mithelfen und mir alle Arbeit allein überlassen.
Normalerweise würde das in einen Streit münden. Aber
am Nachmittag nehme ich mir Männer sind anders mit ins Café und finde es enttäuschend nachvollziehbar. Es scheint, dass Herbert seine Kompetenz in Sachen Sex durch all dieses neue, technische Zeug, zu dem ich ihn genötigt habe, in Frage gestellt sieht. Er leistet passiven Widerstand und hat sich zum Schmollen – Verzeihung, zum Nachdenken – in seine Höhle zurückgezogen.
Als typische Venusianerin mache ich all meine Gefühle von Herberts Reaktionen abhängig, anstatt Grenzen abzustecken und mir selbst klarzumachen, wie weit ich in Sachen Verführung gehen will. Soweit also die Theorie, aber was um alles in der Welt bedeutet das praktisch?
Am Abend nehme ich mir vor, die Thesen von Mars und Venus mal auf die Probe zu stellen. Ich sorge dafür, dass ich außer Haus bin, als Herbert heimkommt. Zu diesem Zweck unternehme ich einen schön langen Strandspaziergang, der nebenbei dafür sorgt, dass ich mich schon ein bisschen weniger ärgere. Beim Nachhausekommen
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